Adolf Loos

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Adolf Loos (1911)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Loos, Adolf
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Loos, Adolf Franz Karl Viktor Maria
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  18334
GNDGemeindsame Normdatei 11857423X
Wikidata Q44323
GeburtsdatumDatum der Geburt 10. Dezember 1870
GeburtsortOrt der Geburt Brünn 4008456-5
SterbedatumSterbedatum 23. August 1933
SterbeortSterbeort Kalksburg bei Wien 216311-1
BerufBeruf Architekt, Designer
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Albertina, Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Langes 19. Jahrhundert, Zwischenkriegszeit, Karl Kraus (Portal), Adolf Loos (Portal), Adolf Loos und Wien, Adolf Loos (Bestände)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 105
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
BildnameName des Bildes Adolfloos.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Adolf Loos (1911)
  • 1., Giselastraße (1) 3 (Wohnadresse)
  • 1., Bösendorferstraße 3 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Adolf Loos in einer Karikatur von Carl Hollitzer, 1908
Geschäftshaus Goldman & Salatsch, 1930
Typographische Gestaltung von Loos, 1913
Adolf und Lina Loos in der Kaminnische der Wohnung Bösendorferstraße 3, 1903
Kaminnische in Loos' eigener Wohnung, um 1930
Adolf Loos, Aufruf an die Wiener. Manuskriptseite, 1910
Skizze für Loos' eigenes Grab, Kopie von Francis Wills (1933) nach einer Zeichnung von Adolf Loos (1931)
Entwurf der Titelei für die von Loos verfasste Zeitschrift "Das Andere", 1903
Stiege im Herrenmodesalon Kniže, um 1913
Sprechzettel mit Selbstportrait von Adolf Loos, um 1929
Bauherrenkorrespondenz an Adolf Loos betreffend die Einrichtung der Pariser Filiale des Herrenmodesalons Kniže, 1927
Brief von Oskar Kokoschka an Adolf Loos, 1915
Urban Janke, Plakat für einen Vortrag von Adolf Loos, 1911

Adolf Loos, * 10. Dezember 1870 Brünn (Mähren; heute: Brno, Tschechische Republik), † 23. August 1933 Kalksburg bei Wien, Schriftsteller, Architekt, Designer, Architekturlehrer und Lebensreformer.

Inhalt:
  1. Kindheit und Jugend
  2. Aufenthalt in den USA
  3. Rückkehr nach Europa – erste Aufträge als Schriftsteller und Architekt
  4. 1900 – 1911
  5. Die Bauschule: Adolf Loos als Lehrer und Theoretiker
  6. Die Zeit der Siedler
  7. Frankreich
  8. Tschechoslowakei
  9. Die letzten Lebensjahre
  10. Standorte der Bauten und Interieurs von Adolf Loos
  11. Quellen
  12. Literatur
  13. Weblinks

Biografie

Kindheit und Jugend

Adolf (Franz Karl Viktor Maria) Loos war Sohn des in Brünn ansässigen akademischen Bildhauers und Steinmetzmeisters Adolf Loos sen. (1829–1879) und dessen Frau Marie Loos, geborene Hertl (1833–1921). Der Großvater väterlicherseits war Professor am deutschen Gymnasium in Brünn, mütterlicherseits hatte Adolf Loos Vorfahren im Umfeld von deutschsprachigen Iglauer Verwaltungsbeamten, seine Großmutter mütterlicherseits, eine geborene Wekher von Roseneck entstammte einer geadelten Ärztefamilie aus Iglau.

Der Steinmetzbetrieb des Vaters, zu welchem auch Steinbrüche in der Umgebung von Brünn gehörten, war wirtschaftlich sehr erfolgreich, Adolf Loos sen. hatte nicht nur als Gestalter von Grabdenkmälern gewirkt, er schuf Bauplastiken wie Medaillons, Skulpturen und Brunnenfiguren. Zeitweilig arbeitete der bei Hanns Gasser in Wien ausgebildete Bildhauer dabei mit Franz Melnitzky zusammen. Adolf Loos dürfte viel Zeit in der Werkstatt des Vaters verbracht haben, die später von ihm selbst als prägend und richtunggebend beschrieben wurde.

Der plötzliche und frühe Tod des Vaters war eine einschneidende und prägende Erfahrung für Adolf Loos, dessen Verhältnis zu seiner Mutter zeitlebens zerrüttet war. Nach vier Jahren Volksschule in Brünn hatte Loos die weitere Schulpflicht (ohne Abschluss) zum Teil in Brünn, in Iglau und in Melk absolviert. Danach besuchte er die Staatsgewerbeschule in Reichenberg, wechselte im letzten Jahr jedoch an die Brünner Staatsgewerbeschule, wo Josef Hoffmann, Leopold Bauer und Hubert Gessner seine Klassenkameraden waren. 1889 schloss Loos die Staatsgewerbeschule mit der Reifeprüfung ab – es sollte die einzige abgeschlossene Ausbildung seines Lebens bleiben. Darauf folgten das Einjährig-Freiwilligen Jahr, ein kurzer Wienaufenthalt, in der Absicht, an der Akademie der bildenden Künste zu studieren und ein abgebrochenes Architekturstudium in Dresden. Die Dresdner Zeit war insofern prägend, als Loos dort die zeitlebens von ihm hochgehaltenen Architekturtheorien Gottfried Sempers kennenlernte. [Zurück zum Inhalt]

Aufenthalt in den USA

Nach dem abgebrochenen Studium in Dresden und einem Zerwürfnis mit seiner Mutter entschloss sich Adolf Loos dazu, seinen Onkel väterlicherseits zu besuchen, der als Uhrmacher in Philadelphia lebte. Die drei folgenden Jahre, in welchen Loos sich abwechselnd in Philadelphia, Chicago und New York aufhielt, waren einerseits von prekären Lebensumständen geprägt, andererseits formte diese Zeit sein Verständnis für westliche, moderne und urbane Kultur. Loos arbeitete eigenen Angaben zufolge als Kunst- und Theaterkritiker, Heizer, Pferdeknecht, Abwäscher und Musterzeichner.

Motiv für die USA-Reise war die in der europäischen Presse frenetisch gefeierte Columbus-Weltausstellung, die am 1. Mai 1893 in Chicago eröffnet worden war. Dort kam er mit den Arbeiten des Architekten Louis Henry Sullivan in Berührung, dessen antike Architekturanklänge Loos für zahlreiche seiner eigenen Werke übernahm und ihn veranlasste, sich mit den Architekturen des Altertums zu befassen. Die Weltausstellung bot Loos auch erste Berührungspunkte mit der japanischen Architektur – der japanische Ausstellungspavillon war von eigens aus Japan angereisten Fachleuten sehr aufwendig errichtet worden –, die ebenfalls später von Loos rezipiert werden sollte.

Seine Eindrücke, die er in den USA gewonnen hatte, flossen abgesehen von architektonischen Schöpfungen in später veröffentlichte schriftstellerische Arbeiten ein wie beispielsweise "Der Silberhof und seine Nachbarschaft" , "Die Schuhmacher" (1898), "Mein Auftreten mit der Melba" (1900), "Wohnen lernen!" (1921) oder "Nacktheit" (1923). Auch beteiligte sich Adolf Loos 1922 mit einem Entwurf für ein Bürohochhaus des Chicago Tribune an einem amerikanischen Wettbewerbsprojekt. Karl Kraus bezeichnete Loos seiner Liebe zu den USA wegen in der Fackel zugespitzt als den "guten Amerikaner Adolf Loos". [Zurück zum Inhalt]

Rückkehr nach Europa – erste Aufträge als Schriftsteller und Architekt

1896 musste Adolf Loos, der nach seinem Einjährig-Freiwilligenjahr Reserveleutnant war, nach Brünn zurückzukehren, um obligatorische Waffenübungen abzuleisten. Auf der Rückreise besuchte er für längere Zeit London, wo er die großen Museen besichtigte und unter anderem die ägyptischen Originale der später von ihm oft verwendeten thebanischen Hocker, die Liberty & Co bereits für den englischen Markt kopiert hatte, kennenlernte.

1897/98 ist die Mitarbeit von Adolf Loos im Büro von Karl Mayreder nachweisbar. Durch ihn und vor allem durch seine Frau Rosa Mayreder erhielt er Zutritt zu großbürgerlichen und intellektuellen Wiener Zirkeln und kam mit Themen der Frauenrechtsbewegung in Berührung. 1900 gestaltete Adolf Loos im alten Trattnerhof für Rosa Mayreder Räume des Ersten Wiener Frauenclubs. Mit dem Schneidersalon Ebenstein im Haus Kohlmarkt 5 realisierte Loos seinen frühesten in Wien nachweisbaren Auftrag, gefolgt vom Herrenschneidergeschäft Goldman & Salatsch (Graben 20).

In diese Frühzeit datieren wichtige und Loos zeitlebens begleitende Freundschaften: Im Café Central sowie im Café Griensteidl stieß Adolf Loos auf die Literaten Peter Altenberg und Karl Kraus. Alexander von Zemlinsky führte seinen Schüler Arnold Schönberg in die Runde ein. Im Löwenbräu in der Teinfaltstraße gesellten sich noch Egon Friedell, Gustav Klimt, Alban Berg sowie Max Oppenheimer und Carl Hollitzer zur Runde um Altenberg, Kraus und Loos.

1898 wurde in der Rotunde eine große Ausstellung anlässlich des 60. Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef I. gestaltet. Adolf Loos betätigte sich als Kritiker für die Neue Freie Presse. Seine Besprechungen, die insbesondere Handwerks- bzw. Kunsthandwerksprodukte sprachlich überaus gewandt und kompromisslos analysierten, machten Loos erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Die kritische Auseinandersetzung mit Kunstgewerbearbeiten fand ihre Fortsetzung in Kritiken von Ausstellungen des Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie, wo dessen Leiter Arthur von Scala englische Möbelmuster präsentierte, die Loos interessierten.

Im selben Jahr verfasste Adolf Loos für die Zeitschrift Ver Sacrum zwei Beiträge, die von Josef Hoffmann mit Architekturskizzen illustriert wurden. Beide Texte, sowohl "Die Potemkin’sche Stadt" als auch "Unsere jungen Architekten" behandelten die ethischen Verpflichtungen der Architekten und stellten eine Absage an Täuschung und Lüge mit architektonischen Mitteln dar. Als Josef Hoffmann Loos, der nicht Mitglied der Secession war, die Gestaltung des Ver-Sacrum-Zimmers in der Secession verwehrte, kam es zum Bruch der beiden nicht von Anfang an verfeindet gewesenen Architekten.

Dem aktiven Kampf der von der Secession und der Kunstgewerbeschule betriebenen Vermischung von Handwerk und Kunst sollte fortan Loos' schriftstellerisches Schaffen gewidmet sein. Das im Folgejahr gestaltete Café Museum machte Loos nun auch als Architekt mit einem Schlag berühmt und polarisierte das Wiener Publikum durch die radikal nüchterne und schmucklose Gestaltung des bald als "Cafe Nihilismus" bekannten Lokals. [Zurück zum Inhalt]

1900 – 1911

Das folgende Jahrzehnt war die Zeit der Konsolidierung des Schriftstellers und Architekten im Wiener Kultur- und Gesellschaftsleben. Adolf Loos gab 1903 als Anhang zur "Monatschrift für Kunst und alles Andere", die Peter Altenberg redigierte, eine in zwei Nummern erschienene Zeitschrift unter dem Titel "Das Andere" mit dem provokanten Untertitel "Ein Blatt zur Einführung abendländischer Kultur in Oesterreich" heraus, in welchem er Verbesserungen auf Gebieten des alltäglichen Lebens vermitteln wollte. Sein bekanntester Essay "Ornament und Verbrechen" entstand in dieser Periode, in dem er in direkter Abwehr der Kunstschau Josef Hoffmanns aus dem Jahr 1908 der ornamentalen und dekorativen Kunst der Wiener Werkstätte und ihres Umkreises offen den Kampf ansagte und seine eigene ornamentlose Form an dessen Stelle setzte.

Der Architekt Adolf Loos vollzog bis zum Ersten Weltkrieg eine Entwicklung, die ihn vom Gestalter zahlreicher Geschäftseinrichtungen und Portale bzw. Lokale (Knize Herrenausstatter, Manz, Schmuckfederngeschäft Steiner, die Kärntner Bar oder das Café Capua) über den Schöpfer von Wohnungen und Interieurs in bestehenden Gebäuden bis hin zum Planer selbständiger Bauten werden ließ.

Die Aufträge einer großen Anzahl an Wohnungseinrichtungen, die Loos in Bestandsbauten realisierte, verdankte Adolf Loos seinem gesellschaftlichem Umfeld. So avancierte Loos beispielsweise zum Hausarchitekten der Familie und des Freundeskreis von Karl Kraus, für dessen Schwester Marie, dessen Brüder Rudolf und Alfred Loos Wohnungen gestaltete, von welchen sich Teile erhalten haben. Zu weiteren Bauherren von Loos aus dieser Zeit gehören Otto Stoessl, Karl Gombrich, der Galerist Hugo Haberfeld, die Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald oder die Industriellen Paul Khuner, Friedrich Boskovits und Emil Löwenbach. Durch die freundschaftliche Beziehung zu Hermann Schwarzwald befasste sich Loos auch mit der Gestaltung von Bankhäusern.

Das erste selbständige Haus errichtete Loos für Hugo und Lilly Steiner in Hietzing (Haus Steiner, 1910). Es folgten die Häuser Stoessl (1911), Horner sowie das Haus Scheu (beide 1912/13).

Eine Zäsur in der Architekturgeschichte Wiens sowie im Leben von Adolf Loos, die nicht zuletzt auch seine Gesundheit stark angriff, war das Projekt der Errichtung des Geschäftshauses für den Herrenschneider Goldman & Salatsch in der Wiener City auf dem Michaelerplatz. Der Architekturskandal zwang Loos zu öffentlichen Rechtfertigungen und Zugeständnissen in der Gestaltung der Fassade, deren Obergeschoße außer schlichtem Kalkzementputz keinerlei Ornamentierung aufwiesen. Wirtschaftlich war das Projekt insoferne nachteilig für Loos, als die Auftragszahlen zurückgingen, da die Bauherren ähnliche Unannehmlichkeiten mit der Wiener Baubehörde und teure Verschleppungen fürchteten, wie dies auch am Michaelerplatz der Fall war. Loos erlitt mehrere Nervenzusammenbrüche und musste sich schließlich 1918 einer Magenoperation unterziehen.

Das Privatleben von Adolf Loos verlief zu dieser Zeit wie auch später sehr unstet. 1902 heiratete er die Schauspielerin Caroline Obertimpfler, mit welcher er 1898 an Peter Altenbergs Tisch im Café Casapiccola bekannt geworden war und welche als eine der schönsten Frauen Wiens galt. Die gemeinsame Wohnung, vom Schwiegervater finanziert, lag im Haus Giselastraße 3, das dort von Loos gestaltete Schlafzimmer, welches ganz mit Battist verhängt und mit Fellen ausgelegt wurde, war eine stadtbekannte Sensation. Die Ehe geriet jedoch 1904 in eine Krise und wurde schließlich ein Jahr später wieder geschieden.

Zur gleichen Zeit (1904/05) wurde Adolf Loos in einen Pädophilieskandal rund um den Physiologen Theodor Beer verwickelt, für den er in Montreux eine Villa umbaute: Loos half Beer, belastendes pornographisches Bildmaterial zu beseitigen und machte als Zeuge in Beers Prozess falsche Angaben. 1905 lernte Loos die in Wien gastierende englische Cake-Walk-Tänzerin Bessie Bruce kennen, welche Loos' langjährige Lebensgefährtin wurde. Mit Bessie Bruce unternahm Loos die meisten Reisen seines Lebens. 1914 beendete eine Affäre mit der Modeschöpferin Margarethe Klimt die Beziehung, doch unterstützte Loos Bruce auch weiterhin und finanzierte aufwendige Kuren in Schweizer Sanatorien. [Zurück zum Inhalt]

Die Bauschule: Adolf Loos als Lehrer und Theoretiker

1912 gründete Loos eine eigene Lehranstalt, die Bauschule Adolf Loos, an welcher Studierende oder angehende Architekten Berufspraxis sammeln konnten, an Aufträge herangeführt und mit seiner Architekturlehre vertraut gemacht wurden. [Zurück zum Inhalt]

Die Zeit der Siedler

Für Loos' Tätigkeit als Architekt für Siedlungsgenossenschaften bzw. das 1920 gegründete Siedlungsamt war seine Freundschaft zum Juristen Gustav Scheu, ausschlaggebend, der ab 1919 als Stadtrat für Wohnungsfragen fungierte und für welchen Loos 1912/13 das Haus Scheu geplant hatte. Loos arbeitete das erste Jahr ehrenamtlich mit und wurde erst 1921 besoldet, 1923 übernahm er als Chefarchitekt die Leitung dieses Amtes. Im Siedlungsamt erstellte Loos typisierte Musterhäuser, entwarf jedoch auch Verbauungspläne für neu zu schaffende Siedlungen. So gehen die Friedensstadt und die Heubergsiedlung auf Planungsarbeiten von Loos zurück. In dieser Funktion arbeitete Loos eng mit Hans Kampffmeyer und Max Ermers zusammen. Von 1920–1921 arbeitete Margarete Schütte-Lihotzky bei Adolf Loos.

Da sich im ersten Wiener Wohnbauprogramm, das 1923 beschlossen wurde, immer mehr der Geschoßwohnungsbau im Gegensatz zum Flächen- und Siedlungsbau durchsetzte, gerieten das Siedlungsamt und Loos' Pläne nach und nach ins Hintertreffen. Zwar entwickelte Loos auch Geschoßwohnbauten, realisiert wurde jedoch nur der Otto-Haas-Hof. Mit einem von Loos geplanten Superblock in Form eines Arbeiterterrassenhauses, das zweigeschoßige Kleinwohnungen vorsah, die über Hochstraßen erreichbar gewesen wären, scheiterte er. Eine Auseinandersetzung, die Loos mit Bürgermeister Jakob Reumann hatte, in welcher der gelernte Baupolier das Loosprojekt buchstäblich in der Luft zerriss, dürfte den äußeren Anlass für das Ausscheiden aus dem städtischen Dienst und seinen Weggang aus Wien gebildet haben.

Adolf Loos war seit 1919 mit der Tänzerin und Sängerin Elsie Altmann verheiratet. Sie trug durch ihre Arbeit wesentlich zum gemeinsamen Haushalt bei, da Loos' Einkünfte für dessen aufwendigen Lebensstil nicht ausreichten. Die Ehe wurde 1926 wieder geschieden. Eine weitere wichtige Stütze in diesen Jahren war Loos' langjährige Wirtschafterin Maria ("Mitzi") Schnabl (1885–1957), die während der langen Abwesenheiten des Architekten auch dessen Wiener Wohnung betreute. Für sie plante Loos 1931 ein kleines Holzhaus am Flachsweg in Aspern. [Zurück zum Inhalt]

Frankreich

1924 übersiedelte Adolf Loos mit Unterbrechungen für mehrere Jahre nach Frankreich, wo er auf Aufträge und eine neue Existenzgrundlage hoffte. Obwohl sich Loos als glänzender Netzwerker erwies und er in diesen Jahren unzählige Persönlichkeiten des Pariser Kunst-, Kultur- sowie Wirtschaftslebens kennenlernte, wurden in dieser Zeit lediglich zwei Bauaufträge realisiert: Das Haus für den dadaistischen Künstler Tristan Tzara und seine Frau Greta Knutson (1925) sowie die Pariser Filiale des Herrenmodesalons Kniže (1927–1928). Arbeiten für die Unternehmerin Helena Rubinstein und die Tänzerin Josephine Baker blieben unrealisiert. Zu den Persönlichkeiten, welche Loos in Paris kennenlernte und regelmäßig traf, zählten Hugo Ball, Josephine Baker, Marc Chagall, Georges Kars Louis Marcoussis, Man Ray, oder Jan Zrzavý. An der Sorbonne hielt Loos mehrere Vorträge in deutscher Sprache. [Zurück zum Inhalt]

Tschechoslowakei

Noch während seines Frankreichaufenthaltes knüpfte Loos Kontakte zu potentiellen Bauherren in Wien und in der Tschechoslowakei. 1927 konnte für die Familie Hirsch in Pilsen eine Erweiterung der von Loos schon 1908 eingerichteten Wohnung realisiert werden, vermutlich auf Vermittlung von Karl Kraus, der mit den Hirschs verschwägert war. Es folgten 1928-1930 Arbeiten für die Familien Brummel, Semler und Vogl in Pilsen. Zur gleichen Zeit arbeitete Loos gemeinsam mit Karel Lhota in Prag am Wohnhaus für František und Milada Müller, die heute als Villa Müller Loos' Hauptwerk in Tschechien repräsentiert. [Zurück zum Inhalt]

Die letzten Lebensjahre

1928 kehrte Loos wieder nach Wien zurück, wo er anlässlich einer Vorstellung von Josephine Baker Claire Beck kennenlernte, die Tochter seiner Pilsener Bauherren Olga und Otto Beck. Gegen den Willen ihrer Eltern heirateten die beiden ein Jahr später, trennten sich jedoch 1931 bereits wieder. In Wien arbeite Loos mit Jacques Groag am Haus Moller, plante für den Industriellen Paul Khuner ein Landhaus im Raxgebiet sowie mehrere Wohnungseinrichtungen.

Das Jahr seiner Rückkehr prägte ein skandalumwitterter Strafprozess gegen Adolf Loos wegen des Verdachts der Schändung sowie Verführung zur Unzucht mit Minderjährigen, der mit einer Verurteilung des Architekten zu einer bedingten Haftstrafe endete (Strafprozess Adolf Loos). Das letzte in Wien realisierte Projekt, zwei Doppelhäuser in der Werkbundsiedlung konnten wegen Loos' schlechtem Gesundheitszustand nur mit Hilfe von Heinrich Kulka fertiggestellt werden. Zu dieser Zeit betätigte sich Loos auch nochmals als Designer. Er gestaltete 1931 für die Wiener Firma Lobmeyr ein gläsernes Trinkservice.

In den letzten beiden Lebensjahren war Loos auf Krankenpflegedienste angewiesen. Da er die Stiegen zu seiner Wohnung in der Bösendorferstraße nicht mehr bewältigen konnte, wohnte Loos mit seiner Pflegerin in Pensionen. Die Kommunikation konnte infolge seiner fast vollständiger Ertaubung und da ihm zeitweise auch das Sprechen unmöglich war nur mehr schriftlich erfolgen, wenngleich auch das Schreiben ihn sehr anstrengte. Im Teilnachlass, der in der Wienbibliothek im Rathaus aufbewahrt wird, haben sich zahlreiche Dokumente zu Loos Krankengeschichte erhalten. Daraus geht hervor, dass Loos' Syphiliserkrankung, welche sich dieser als Jugendlicher zugezogen hatte, keineswegs auskuriert war, sondern in späten Jahren vielmehr zu einer Neurolues geworden war, die Loos physisch und psychisch stark beeinträchtigt haben dürfte.

1932 erlitt Loos als Folge einer beschwerlichen Reise von Prag nach Wien einen Schlaganfall, war auf den Rollstuhl angewiesen und wurde im Sanatorium Rosenhügel behandelt. Als eine weitere Therapie nicht mehr anschlug, wurde Loos auf Initiative seiner Bauherren Hans und Anny Moller in ein vom Psychiater Dr. Norbert Schwarzmann, einem frühen Förderer Anton von Weberns, geleitetes Sanatorium nach Kalksburg gebracht, wo er am 23. August 1933 dreiundsechzigjährig verstarb. Sein Leichnahm wurde zwei Tage später in einem Grab auf dem Kalksburger Friedhof beigesetzt, Karl Kraus hielt die Trauerrede.

Der Grabstein, den Loos als schlichten Granitkubus um 1930 selbst entworfen und für dessen Realisierung der Freundeskreis um Loos Geld gesammelt hatte, konnte erst 1958 anlässlich des 25. Todestages in dem auf dem Zentralfriedhof Ehrengrab gesetzt werden, in welchem Loos seit 1934 ruht.

Nach dem Architekten wurden die Adolf-Loos-Gasse (1970) und der Adolf-Loos-Weg (1993) benannt. Seit 1968 vergibt das Wirtschaftsministerium alle zwei Jahre den Adolf-Loos-Staatspreises Design. Die Internationale Astronomische Union benannte 2002 den von einem tschechischen Astronomen entdeckten Asteroiden 19129 nach Adolf Loos. [Zurück zum Inhalt]

Standorte der Bauten und Interieurs von Adolf Loos

MarkerGrün.pngInterieur
MarkerRot.pngnicht realisiertes Projekt
MarkerGelb.pngöffentlicher Bau
MarkerBlau.pngWohnbau
MarkerRot.pngGeschäftsbau
MarkerBlauStern.pngnicht realisierter Wohnbau
MarkerRotStern.png nicht realisierter Geschäftsbau
MarkerGelbStern.pngnicht realisierter öffentlicher Bau
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Quellen

Literatur


Adolf Loos im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks