Theodor Beer

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Theodor Beer um 1906 (?)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Beer, Theodor
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. med., ao. Univ.-Prof.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  60940
GNDGemeindsame Normdatei 1056819022
Wikidata Q55682816
GeburtsdatumDatum der Geburt 27. März 1866
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 27. September 1919
SterbeortSterbeort Luzern
BerufBeruf Arzt, Physiologe
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Adolf Loos (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
BildnameName des Bildes TheodorBeer.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Theodor Beer um 1906 (?)

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Lieben-Preis der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Verleihung: 1900)


Laura Beer während der Attacke auf Regierungsrat Heinrich Steger in der Werdertorgasse, 1904

Theodor Beer, * 27. März 1866 Wien, † 27. September 1919 Luzern, Physiologe, Naturforscher.

Biografie

Theodor war der Sohn des jüdischen Unternehmers und Bankiers Wilhelm Beer, trat selbst aber 1890 aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus. Nach der Matura am Akademischen Gymnasium in Wien studierte er ab 1883 Medizin an den Universitäten Wien, Straßburg und Heidelberg. Nach der Promotion zum Dr. med. 1889 spezialisierte er sich am Allgemeinen Krankenhaus in Wien im Fach Augenheilkunde, danach wirkte er am physiologischen Institut der Universität Bern. Forschungsaufenthalte führten ihn 1893/1894 nach Neapel und 1895 nach Cambridge. In dieser Zeit wurde er für Arbeiten am Tierauge bekannt.

1896 konnte sich Beer in Wien für vergleichende Physiologie habilitieren. Im Folgejahr begann eine enge Kooperation mit dem Physiologen Albrecht Bethe und dem Biologen Jakob von Uexküll. Mit Studien an menschlichen Organen trug er zur Begründung des Behaviourismus bei und erhielt für Arbeiten zur Akkomodation des Auges 1900 den renommierten Lieben-Preis. In Wien hielt er engen Kontakt mit Sigmund Freud und Arthur Schnitzler. 1903 erfolgte die Berufung zum außerordentlichen Professor. In jenem Jahr beauftragte Theodor Beer den jungen Adolf Loos mit dem Umbau der "Villa Karma" bei Montreux in der Schweiz. In dieser Zeit lernte er auch Bertha Eckstein kennen, die er jahrelang umwarb.

Der Sportler, Hobbyfotograf, Gelegenheitsfeuilletonist und Bonvivant galt in Teilen der Wiener Gesellschaft aber als umstrittene Persönlichkeit. Einen jähen Einbruch erhielt seine wissenschaftliche Laufbahn 1904/1905 aufgrund von Vorwürfen der sexuellen Belästigung von zwei Jugendlichen, die trotz Gnadengesuche zur Entlassung von der Universität führten. Karl Kraus befasste sich in der "Fackel" mit dem fragwürdigen, von antisemitischen Kommentaren in der Presse begleiteten Gerichtsverfahren, das im Herbst 1905 mit einer Verurteilung wegen "Unzucht wider die Natur" endete und eine Haftstrafe nach sich zog. Loos, der mehr als 20 Jahre später selbst Angeklagter in einem ähnlichen Prozess war (allerdings wesentlich glimpflicher ausstieg), unterstützte seinen Bauherrn und soll von Beer pornografische Bilder an sich genommen haben. Seine Frau Laura Beer (geboren 1883 als Laura Eissler, Tochter eines Großhandelskaufmanns und Mathematikstudentin), die ihren Mann ebenfalls verteidigt und einen der Kläger, Regierungsrat Dr. Heinrich Steger sogar tätlich angegriffen hatte, nahm sich 1906 das Leben. Eine langjährige Liebesbeziehung hatte er auch mit Dagmar Zidlicky, die er 1916 heiratete.

Der Arzt zog sich im Anschluss in die Schweiz zurück und arbeitete zwischen 1910 und 1914 wieder an der Zoologischen Station Neapel. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und setzte sein gesamtes Privatvermögen in Kriegsanleihen um. Vereinsamt und verarmt nahm er sich 1919 in Luzern das Leben.

Quellen

Literatur

  • Markus Kristan/Sylvia Mattl-Wurm/Gerhard Murauer [Hg.]: Adolf Loos. Schriften, Briefe, Dokumente aus der Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Metroverlag 2018, S. 276 f., 285 ff.
  • Daniel M. Vyleta: Crime, Jews and News. Vienna 1895-1914. New York/Oxford: Berghann Books 2007 (Austrian and Habsburg studies, 8), S. 135-144

Weblinks