Leopold Bauer

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Bauer, Leopold
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Oberbaurat, Prof.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  4710
GNDGemeindsame Normdatei 116085517
Wikidata Q87071
GeburtsdatumDatum der Geburt 1. September 1872
GeburtsortOrt der Geburt Jägerndorf (Krnov, Österreichisch-Schlesien) 2166196-0
SterbedatumSterbedatum 7. Oktober 1938
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Architekt, Designer
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Bürgerlich-demokratische Arbeitspartei
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Friedhof Hütteldorf
Grabstelle Grab 2, Gruft 18
  • 13., Auhofstraße 230 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Professor an der Akademie der bildenden Künste Wien (1913 bis 1919)

  • Hofpreis I. Klasse in Gold (Verleihung: 1895)
  • Hansen-Preis (Verleihung: 1896)
  • Goldener Kaiserpreis (Verleihung: 1894)
  • Pein-Preis (Verleihung: 1893)
  • Schwendenwein-Reisestipendium (Übernahme: 1896)
  • Goldene Medaille, Weltausstellung St. Louis (Übernahme: 1904)
  • Ehrenzeichen der Universität Wien (Übernahme: 1936)
  • Oberbaurat (Übernahme: 1915)


Leopold Bauer, * 1. September 1872 Jägerndorf (Krnov in Österreichisch-Schlesien, heute: Tschechische Republik), † 7. Oktober 1938 Wien, Architekt.

Biografie

Als Sohn des Hotelier-Ehepaares Josef und Anna Maria Bauer, geborene Flemmich, kam Leopold Bauer in Jägerndorf zur Welt und wuchs in einem großbürgerlichen Umfeld auf. Nach dem Besuch der örtlichen Realschule und der Staatsgewerbeschule in Brünn, zu deren Schülern zu dieser Zeit auch Adolf Loos und Josef Hoffmann zählten, absolvierte er ein einjähriges Baupraktikum in Thorn/Toruń (Preußen, heute: Polen) und Düsseldorf. 1892 kam er nach Wien und studierte im Studienjahr 1892/1893 Architektur an der Akademie der bildenden Künste bei Carl Hasenauer. Anschließend meldete er sich als Einjährig-Freiwilliger zum Militärdienst und setzte ab 1894 – nun bei Otto Wagner, der Hasenauer als Professor nachgefolgt war – sein Architekturstudium fort. Er traf mit Olbrich und Hoffmann zusammen und gründete 1895 mit ihnen und anderen den "Siebener-Club", die Urzelle der Secession. In seinem letzten Studienjahr, 1896, wurde Leopold Bauer mit dem Schwendenwein-Reisestipendium ausgezeichnet, das ihn für zwei Jahr nach Italien, Frankreich und Deutschland führte.

Architektur und Publizistik

Ab 1900 war Leopold Bauer selbständig als Architekt tätig. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Secession und blieb es bis zu seinem Tod, wenngleich er aufgrund seiner künstlerischen Richtungsänderung von den Secessionisten mehr und mehr abgelehnt wurde. Vertrat er in seiner Architektur zunächst eine radikal moderne Position, wandte er sich ab 1905 einer traditionsverbundeneren Richtung zu. Bauer erweiterte dadurch seinen Kundenkreis um Auftraggeber aus dem konservativeren Milieu. Gleichzeitig kam es aber zum Bruch mit einigen Wegbegleitern, spätestens 1908 war beispielsweise sein Zerwürfnis mit Otto Wagner nicht mehr zu revidieren.

In den Jahren 1901–1902 realisierte Bauer mit der Villa Karl Reissig in Brünn sein erstes Projekt. 1902 gewann er ex aequo mit Charles Rennie Mackintosh und Mackay Hugh Baillie Scott in Darmstadt den ersten Preis beim Wettbewerb "Haus eines Kunstfreundes". Wie viele seiner Kollegen schuf Leopold Bauer um 1900 neben architektonischen Entwürfen aber auch Möbel – dabei arbeitete er u.a. mit der Firma Portois & Fix zusammen –, Teppiche und diverse kunstgewerbliche Gegenstände wie beispielsweise Vasen und Luster aus Glas.

Parallel zu seiner Tätigkeit als Architekt veröffentlichte Leopold Bauer Texte mit programmatischen Überlegungen und theoretischen Reflexionen. In seiner ersten Schrift "Verschiedene Skizzen, Entwürfe und Studien" (1899) verarbeitete er die zuvor absolvierte Studienreise. Im Jahr 1902 gehörte er der Redaktion der Zeitschrift "Ver sacrum" an. Drei Bücher sowie zahlreiche Artikel, die in architektonischen Fachzeitschriften und Wiener Tageszeitungen wie der "Neuen Freien Presse" oder dem "Neuen Wiener Tagblatt" erschienen, trugen dazu bei, dass er als Protagonisten der Wiener Kunstszene wahrgenommen wurde. Immer wieder nahm er in seinen architekturtheoretischen Schriften auf die darwinistische Lehre Bezug. Neben Architektur und Städtebau befasste er sich auch mit sozialen und wirtschaftlichen Fragen.

Seine ersten Bauten realisierte Leopold Bauer in Brünn und in seinem Geburtsort Jägerndorf. In Wien verwirklichte er zunächst seine eigene Villa im 13. Bezirk (1906–1907), daraufhin folgten Aufträge für mehrere Wohnbauten in Wien und dem Umland, wie beispielsweise die Erweiterung der Villa Zuckerkandl für ein Japanisches Museum in Purkersdorf (1907–1908). Ebenfalls von Beginn an beteiligte sich Bauer – zunächst mit nur bescheidenem Erfolg – an zahlreichen nationalen (Kriegsministerium, Technisches Museum) sowie internationalen (Parlament in Mexiko, Hauptbahnhof in Athen) Ausschreibungen.

Professur an der Akademie der bildenden Künste

1913 wurde Leopold Bauer Professor an der Akademie der bildenden Künste und trat damit die Nachfolge von Otto Wagner an. Wagner selbst hatte Josef Plečnik vorgeschlagen, der als Slowene weder von den Deutschnationalen noch von Erzherzog Franz Ferdinand, der den Secessionismus ablehnte, goutiert wurde. Stattdessen wurde das Professorenkollegium aufgefordert, weitere Kandidaten zu empfehlen. So wurde Leopold Bauer – als Kompromisskandidat – vom Ministerium für Kultus und Unterricht als Nachfolger Wagners ernannt und vom Kaiser bestätigt. Die Folge waren Proteste von Anhängern Wagners. 1918 erhoben Bauers Schüler schwere Vorwürfe gegen ihn und verfassten eine Resolution. Bauer bat daraufhin den Rektor um die Einleitung eines Disziplinarverfahrens. Nach einem Streik der Studierenden der gesamten Akademie (nicht nur seiner Klasse) mit der Forderung seiner Abberufung, legte Bauer seine Funktion schließlich im März 1919, vor Abschluss des Disziplinarverfahrens, nieder.

Während der Zeit seiner Professur schuf Bauer mit der Druckerei der Oesterreichisch-ungarischen Bank, dem heutigen Sitz der Oesterreichischen Nationalbank, sein wohl bekanntestes Werk in Wien. Nach Ende des Ersten Weltkriegs und dem Verlust seines Lehrstuhls hatte Leopold Bauer auch mit ökonomischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Er widmete sich verstärkt der Publizistik, plante fortan auch Industriebauten, Warenhäuser (Erweiterung des Warenhauses Gerngroß) und beteiligte sich – trotz Ablehnung der Sozialdemokratie – am städtischen Wohnbau. 1926 entstand der Vogelweidhof im 15. Bezirk und 1929 der Paul-Speiser-Hof im 21. Bezirk. 1927 realisierte Bauer die Aufstockung des 1904 bis 1906 von Josef Hoffmann erbauten Sanatoriums Purkersdorf. Die Auftragslage wurde für Leopold Bauer zunehmend schlechter. Im sozialen Umgang galt Bauer als schwierig, leicht geriet er mit Kollegen, Kundinnen und Kunden oder Familienmitgliedern in Konflikt.

Politische Bestrebungen

1923 betrat Leopold Bauer auch die politische Bühne und kandidierte in drei Bezirken für die bürgerlich-demokratische Arbeitspartei. Dem Nationalsozialismus gegenüber zunächst ablehnend eingestellt, änderte sich diese Haltung nach dem so genannten "Anschluss". Ende März 1938 stellte Leopold Bauer einen Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP und versuchte den Eindruck zu erwecken, er habe sich schon lange zur NS-Ideologie bekannt. Sein unerwarteter Tod im Oktober 1938 beendete seine diesbezüglichen Avancen.

Quellen

Literatur

  • Jindřich Vybíral: Leopold Bauer. Häretiker der modernen Architektur. Basel: Birkhäuser 2018
  • Christian Brandstätter, Daniela Gregori, Rainer Metzger: Wien 1900. Kunst, Design, Architektur, Mode. Wien: Brandstätter 2018
  • Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919−1934. Wien: Promedia 1985, S. 37
  • Jan Tabor: Leopold Bauer. In: Wien aktuell Magazin 5 (1984), S. 23 ff. und 6 (1984), S. 29 ff.
  • Marco Pozzetto: Die Schule Otto Wagners. 1894−1912. Wien [u. a.]: Schroll 1980
  • Hans Hautmann / Rudolf Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919−1934. Wien: Schönbrunn-Verlag 1980, Register
  • Dorothee Müller: Klassiker des modernen Möbeldesign. Otto Wagner, Adolf Loos, Josef Hoffmann, Koloman Moser. München: Keyser 1980, S. 131 f.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner 1974, S. 190 f.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 9/1. Wiesbaden: Steiner 1973, S. 1250
  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974−lfd. (Korrektur in "Datenergänzungen")
  • Rudolf Schmidt: Österreichisches Künstlerlexikon. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Tusch 1974−1980
  • Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u. a.]: Schroll 1966
  • Österreicher aus sudetendeutschem Stamme. Band 1 (Maler, Graphiker, Bildhauer, Medailleure, Baumeister, Architekten, Dichter, Schriftsteller, Journalisten). Wien: Verlag der Typographischen Anstalt 1961
  • Hans Vollmer [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts. 6 Bände. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1953−1962
  • Oberbaurat Professor Leopold Bauer. Seine Anschauung in Wort und Werk. Wien [u. a.]: Elbemühl-Verlag 1931
  • Ferdinand von Feldegg: Leopold Bauer. Der Künstler und sein Werk. Wien: Schroll 1918
  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907−1950

Weblinks