Josef Hoffmann, * 15. Dezember 1870 Pirnitz bei Iglau (Mähren, Hoffmann-Geburtshaus), † 7. Mai 1956 Wien, Architekt, Innenarchitekt, Kunsthandwerker.
Biografie
Josef Hoffmann kam als Josef Franz Maria Hoffmann in Pirnitz auf die Welt und wuchs in einer wohlsituierten Familie auf. Sein Vater Josef Hoffmann war Bürgermeister und Miteigentümer einer Textilmanufaktur, seine Mutter Leopoldine, geborene Tuppy, führte den kinderreichen Haushalt. Josef Hoffmann war der einzige Sohn der Familie und wuchs mit drei Schwestern auf, zwei weitere Geschwister waren kurz nach der Geburt gestorben.
Nach dem Gymnasium in Iglau (1879–1886) besuchte er die Höhere Staatsgewerbeschule in Brünn (1887–1891), es folgte eine einjährige Tätigkeit im Militärbauamt in Würzburg. 1892 kam er nach Wien, wo er Schüler Carl von Hasenauers an der Akademie der bildenden Künste wurde und ab 1894 bei Otto Wagner Architektur studierte (Diplom Juli 1895). Im Anschluss daran reiste er mit einem Reisestipendium (Rompreis) nach Italien. Aus Capri nach Wien zurückgekehrt, trat Hoffmann 1896/1897 in das Atelier Wagners ein. Ab 1898 war er als eigenständiger Architekt und Designer tätig.
Bereits 1895 mit Josef Maria Olbrich, Kolo Moser, C. O. Czeschka und Leo Kainradl Mitglied des "Siebener-Clubs", zählte Hoffmann zu den Mitbegründern der Künstlervereinigung "Wiener Secession", deren Mitglied er ab dem 21. Juli 1897 war. 1905 verließ er die Wiener Secession mit der sogenannten "Klimt-Gruppe". 1938/1939 und von 1945 bis 1956 war Hoffmann neuerlich Secessions-Mitglied und stand der Vereinigung von 1948 bis 1950 als Präsident vor.
Von 1899 bis 1936 war Hoffmann Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule (Fachklasse für Architektur). Nach seiner (unfreiwilligen) Emeritierung erhielt er Lehraufträge an der Universität für angewandte Kunst (1937) und der Akademie der bildenden Künste (1946–1947). Am 1. Mai 1903 gründete er zudem mit Kolo Moser und mit Förderung des Bankiers Fritz Waerndorfer, für den Hoffmann 1903/1904 dessen Villa in der Weimarer Straße 45 umbaute, die Wiener Werkstätte. Weiters war Josef Hoffmann 1912 Gründungsmitglied des Österreichischen Werkbunds.
Von 1903 bis 1922 war Hoffmann mit Anna Hladik verheiratet. Der gemeinsame Sohn Wolfgang, zu dem er zeitlebens ein schwieriges Verhältnis hatte, war bereits 1900 auf die Welt gekommen. 1925 ging Josef Hoffmann eine Ehe mit Karla (Carla) Schmatz ein.
Neben seiner Lehrtätigkeit (zu seinen Schülern zählten unter anderen Carl Witzmann, Oswald Haerdtl und Otto Prutscher) gestaltete Hoffmann viele Ausstellungen und war auch Mitbegründer der "Kunstschau". Hoffmann entwickelte in Wien eine rege Bautätigkeit (Hoffmann-Häuser), die ihren Höhepunkt in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erreichte. Mit dem Sanatorium Purkersdorf (1903), das er auf Vermittlung Berta Zuckerkandls errichtete, wurde Hoffmann zu einem der wichtigsten Architekten der neuen Baukunst.
Seinen international anerkannten Namen schuf er sich durch den Bau des Palais Stoclet in Brüssel, eines Meisterwerks des Nachimpressionismus und Symbolismus (1905–1911), an dessen Innengestaltung Gustav Klimt maßgeblich beteiligt war (die Entwurfszeichnungen zu Klimts' Stoclet-Fries sind heute im MAK zu sehen). 1907 gestaltete er sein Geburtshaus in Brtnice um. In Wien gestaltete Hoffmann unter anderem das Geschäftsportal der k.k. Hof- und Staatsdruckerei (1908), die Innenausstattung des Kabaretts "Fledermaus" (1909) und den Umbau des Graben-Cafés (1912). Für die Kölner Werkbundausstellung 1914 entwarf er den Österreichischen Pavillon ebenso wie für die Kunstgewerbeausstellung in Paris 1925. Als Architekt galt er als Antipode zum gleichaltrigen Adolf Loos; die beiden Männer hatten ein angespanntes Verhältnis zueinander.
Nach dem Ersten Weltkrieg baute er für die Stadt Wien ab 1924 Wohnhausanlagen, beispielsweise den Winarskyhof oder den Klosehof. 1929 entwarf er ein Projekt für eine Kunsthalle auf dem Karlsplatz, das nicht realisiert wurde. In der Werkbundsiedlung errichtete er die Häuser 8, 9, 10 und 11. Während des Zweiten Weltkriegs betraute man Hoffmann mit der Errichtung des "Hauses der Wehrmacht" und einigen weiteren Aufträgen. Seine Haltung gegenüber dem NS-Regime scheint aber ambivalent gewesen zu sein, da er keine größeren Ehrungen erhielt.
Josef Hoffmann zählt zu den bedeutendsten österreichischen Architekten, dessen Schaffen mit zahlreichen in- und ausländischen Auszeichnungen geehrt wurde.
Quellen
- MAK Sammlung Online: Werke von Josef Hoffmann
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Hoffmann, Josef [Sign.: TP 020827]
Literatur
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- Christoph Thun-Hohenstein: Wege der Moderne – Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen. Ausstellungskatalog. Wien: MAK / Basel: Birkhäuser 2015
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- Peter Noever [Hg.]: Josef Hoffmann – Selbstbiografie. Wien: MAK / Ostfildern: Hatje Cantz 2009
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- Austria-Forum: Hoffmann, Josef [Stand: 10.07.2019]
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