Elsie Altmann-Loos

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Elsie Altmann-Loos, 1923
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Altmann-Loos, Elsie
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Altmann, Elsa; Altmann, Elsie; Grünfeld, Elsie; Altmann-Berger, Elsie; Altmann-Gonzales Varona, Elsie
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  74951
GNDGemeindsame Normdatei 118665766
Wikidata Q114096
GeburtsdatumDatum der Geburt 27. Dezember 1899
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 19. Mai 1984
SterbeortSterbeort Buenos Aires, Argentinien 4008756-6
BerufBeruf Tänzerin, Sängerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Adolf Loos (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 6.03.2024 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
BildnameName des Bildes ZPH-1442 6 9 14.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Elsie Altmann-Loos, 1923
  • 1., Bösendorferstraße 3 (Wohnadresse)
  • 1., Nibelungengasse 13 (Wohnadresse)
  • 1., Schottengasse 7 (Wohnadresse)
  • 3., Metternichgasse 9 (Wohnadresse)
  • 1., Kärntner Ring 1-7 (Wohnadresse)
  • 8., Josefstädter Straße 7 (Letzte Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1980)


Auftrittsanzeige von Elsie Altmann-Loos, Nizza, 1923
Elsie Altmann-Loos in einer Revue mit Karl Farkas, 1926
Elsie Altmann auf dem Cover der Bühne, 1926

Elsie Altmann-Loos, * 27. Dezember 1899 Wien, † 19. Mai 1984 Buenos Aires (Argentinien), Tänzerin, Sängerin.

Biografie

Elsie Altmann verlebte als Tochter des Wiener Bühnenanwalts Adolf (Aron) Altmann (1872–1924) sowie der aus Olmütz (Olomouc, Tschechien) gebürtigen Eugenie Altmann (geborene Grünblatt, 1873–1942, † Konzentrationslager Theresienstadt) eine Kindheit in gutbürgerlichem Millieu. Der Vater vertrat die Bühnenrechte prominenter Künstler wie Oscar Straus und Leo Fall sowie den an das Theater an der Wien angeschlossenen Karczag-Verlag.

In diesem Ambiente begann sich Elsie Altmann schon frühzeitig für Musik und Tanz zu interessieren, Neigungen, die an den von Eugenie Schwarzwald geleiteten Schulanstalten, welche das Mädchen absolvierte, gefördert wurden. So konnte sie bereits als Schülerin in den Räumen der Schwarzwaldschule in der Wallnerstraße und im nahegelegenen Bösendorfersaal erste Auftritte als Tänzerin bestreiten. Parallel zur schulischen Ausbildung absolvierte sie eine Tanzausbildung bei den Schwestern Wiesenthal. Der Unterricht fand in einem Teil des Komplexes des Modenapalais in der Beatrixgasse statt, in dem der Architekt Adolf Loos seine Baukanzlei untergebracht hatte.

Ihre nachweislich erste Begegnung mit ihrem späteren Ehemann datiert auf den 16. Dezember 1910: Während der Feier des zehnten Hochzeitstages von Eugenie und Hermann Schwarzwald, bei der die elfjährige Schwarzwaldschülerin den Schönbrunner Walzer von Josef Lanner darbot, traf sie den 40jährigen Adolf Loos, der zu dieser Zeit an der Schwarzwaldschule unterrichtete, zum ersten Mal. 1917 war die Bekanntschaft mit Loos bereits so vertraut, dass Elsie Altmann ihn bat, ihr bei der Ersteigerung eines japanischen Paravents im Dorotheum behilflich zu sein.

Gegen den Willen ihrer Eltern und obwohl Elsie Altmann bereits mit Alexander Grünfeld verlobt war, dem sie als Vierzehnjährige von ihrer Mutter versprochen worden war, intensivierte sich die Bekanntschaft im Lauf des Jahres 1918. Zwar erfolgte im Jänner 1918 die von Elsie Altmanns Eltern gewünschte Eheschließung mit Grünfeld, doch die Ehe wurde nicht vollzogen, da die junge Frau noch in der Hochzeitsnacht aus dem gemeinsamen Hotel flüchtete. Nach der von ihr selbst durchgesetzten Scheidung kam die noch nicht volljährige Elsie Altmann wieder unter die Vormundschaft der Eltern, was die Beziehung zu Loos erschwerte. Im Laufe des Jahres 1918 konnte sie jedoch vor Gericht ihre vorzeitige Volljährigkeitserklärung erwirken. Zeitgleich erklärte sie den Austritt aus der Israelitischen Kultusgemeinde.

Im Wiener Rathaus fand am 4. Juli 1919 die Ziviltrauung mit dem 49-jährigen und ebenfalls bereits geschiedenen Architekten statt, was zum völligen Bruch mit der Familie Altmann führte. Später, so kolportierte Elsie Altmann, soll sich insbesondere ihre Mutter, die ähnlich alt war wie Loos, mit dem Schwiegersohn gut verstanden haben.

Obwohl Adolf Loos ab 1920 als Chefarchitekt des städtischen Siedlungsamtes zum gemeinsamen Haushalt beitrug, reichte sein Gehalt für seinen aufwendigen Lebensstil kaum aus. In der Folge musste ein wesentlicher Beitrag durch Elsie Altmann-Loos' Engagements, die über Wiener Bühnen wie dem Theater an der Wien auch vermehrt ins Ausland führten, erwirtschaftet werden. 1923 führte eine Tournee die Tänzerin etwa nach Frankreich an die Côte d'Azur. Ihr Mann begleitete sie in der Hoffnung auf Bauaufträge dorthin.

Zwar hatte Bertha Wiesenthal, Elsies Tanzlehrerin an der Schwarzwaldschule, ihr Talent zugesprochen, ihr aber nicht zum Tänzerinnenberuf geraten. Dennoch versuchte Altmann diesen Berufswunsch zu verwirklichen. Elsie Altmanns Vorstellung von Tanz war nicht auf eine Tanzart festgelegt. Ein Klavierzimmer inklusive Klavierspieler wurde angemietet, damit sie ihren eigenen Stil finden und sich in den schon vorhandenen ausprobieren konnte. Sie fand Freude an unterschiedlichen Arten des grotesk-komischen bis expressiven Tanzes, die sie auch Adolf Loos vortanzte. Sein Feedback beherzigend zeigte sie vorwiegend komische, lockere Tänze, die nur von Zeit zu Zeit von ernsteren Teilen aufgebrochen wurden.

Nach Querelen im Siedlungsamt legte Loos sein Amt zurück und hielt sich ab 1924 mit Unterbrechungen in Frankreich auf, währenddessen seine Frau ihrem Wunsch nach Stabilität und Unabhängigkeit folgte und im Theater an der Wien ein dauerhaftes Engagement annahm. Loos, der gleichsam ohne festes Einkommen war, lebte nun völlig auf Kosten von Elsie Altmann-Loos, die zur Begleichung der Schulden ihres Ehemanns auch Tanzunterricht geben und bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit arbeiten musste. Ende 1925 war die Ehe mit Loos bereits zerrüttet und Elsie Altmann-Loos nützte die Möglichkeit eines Engagements in New York, um ihre Scheidung in die Wege zu leiten. Ihr Onkel Ludwig Altmann, ebenfalls Jurist, war ihr dabei behilflich. Adolf Loos wurde von seinem Bauherren Gustav Scheu vertreten. Die Ehe wurde 1926 geschieden, ohne Nachkommen zu hinterlassen.

Um sich ein weiteres Standbein zu schaffen, nahm Elsie Altmann Gesangsstunden und ließ sich bei Artur Wolf zur Operettensoubrette ausbilden. Ihr Debüt in diesem Fach feierte sie in der Gräfin Mariza bei der Uraufführung am 28. Februar 1924 im Theater an der Wien. In der Saison 1926/1927 wurde sie auch für das Stadttheater verpflichtet. Elsie Altmann trat neben ihrem Operettenfach gelegentlich auch in Revuen auf. Hier waren Karl Farkas und Fritz Grünbaum ihre Bühnenpartner.

1927 ehelichte Elsie Altmann den Zahnarzt Paul Berger, sie verwendete fortan Elsie Altmann-Berger als Bühnennamen. Die Ehe wurde jedoch nach nur zwei Jahren wieder geschieden.

1933 ging sie mit einer Tanzcombo auf Tournee nach Argentinien. Adolf Loos, der am 23. August dieses Jahres verstorben war, hatte sie 1922 in einem eigenhändigen Testament zu seiner Universalerbin erklärt. Sie bat den mit Loos befreundeten Kunsthistoriker Ludwig Münz, für sie den Nachlass des Architekten zu sichten. Aufgrund der Zuspitzung der politischen Lage in Deutschland und Österreich verlängerte Elsie Altmann ihren Aufenthalt in Argentinien, das nach dem "Anschluss" zu ihrem Exil wurde. In Argentinien ging sie ihre vierte Ehe ein und heiratete Luis Felipe Gonzales Varona.

Ihre künstlerische Karriere ging nach Kriegsende rapide zu Ende, sie arbeitete als Übersetzerin und verfasste 1964 zum ersten Mal ihre Memoiren über ihre gemeinsame Zeit mit Adolf Loos. Als Autorin versuchte Elsie Altmann, auch ihre Kenntnisse über die Wiener Küche zu verwerten und schrieb ein auf spanisch publiziertes Kochbuch: "Felix Austria. Un libro de cocina. Recetas y relatos de la Viena Imperial". Zu diesem Zeitpunkt war ein Rechtsstreit mit der Republik Österreich um den inzwischen von den Erben nach Ludwig Münz an die Albertina verkauften Nachlass anhängig, der von den österreichischen Gerichten zugunsten der Republik entschieden wurde. Als versöhnliche Geste wurde sie 1980 mit dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.

Elsie Altmann-Loos verstarb am 19. Mai 1984 in Buenos Aires. Ihre Lebenserinnerungen wurden nach ihrem Ableben in erweiterter Form von Adolf Opel (1935–2018) publiziert, der unter anderem auch die Schriften von Adolf Loos neu herausgegeben hatte. Die von Opel bearbeiteten und in den Jahren 1984 und 2013 herausgegeben Memoiren geben Einblicke in ein von patriarchalen Mustern geprägtes Verhältnis, das vom großen Altersunterschied und dem Schülerin-Lehrer Verhältnisses ebenso gekennzeichnet war wie von Konflikten ums Geld und unterschiedlichen Auffassungen von sozialen Verpflichtungen und Geselligkeit.

Zahlreiche Korrespondenzen (hauptsächlich mit Loos) und Lebensdokumente von Elsie Altmann-Loos befinden sich in der Adolf-Loos-Sammlung der Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur

  • Lisa Fischer: Mit Frauen bauen. Das nützliche Beziehungsmuster eines antimodernen Ehemanns. In: Markus Kristan / Sylvia Mattl-Wurm / Gerhard Murauer [Hg.]: Adolf Loos. Schriften, Briefe, Dokumente aus der Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Metroverlag 2018, S. 237 ff.
  • Markus Kristan / Sylvia Mattl-Wurm / Gerhard Murauer [Hg.]: Adolf Loos. Schriften, Briefe, Dokumente aus der Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Metroverlag 2018, S. 114, 122, 134, 136.
  • Andreas Weigel, Stefan Grissemann: Affäre: Neue Details zum Pädophilienprozess um Adolf Loos. In: profil, 11.04.2015
  • Deborah Holmes: Langeweile ist Gift. Das Leben der Eugenie Schwarzwald. St. Pölten: Residenz-Verlag 2012, S. 134, 145.
  • Elsie Altmann-Loos: Mein Leben mit Adolf Loos. Wien [u. a.]: Amalthea 1984
  • Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1982, S. 223 f., S. 237 f.
  • Elsie Altmann-Loos: Adolf Loos, der Mensch. Wien [u. a.]: Herold-Verlag 1968
  • Österreichisches Biographisches Lexikon: Elsie Altmann-Loos


Weblinks