Fritz Grünbaum

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Grünbaum, Fritz
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Grünbaum, Franz Friedrich
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  28611
GNDGemeindsame Normdatei 119368129
Wikidata Q87857
GeburtsdatumDatum der Geburt 7. April 1880
GeburtsortOrt der Geburt Brünn, Mähren
SterbedatumSterbedatum 14. Jänner 1941
SterbeortSterbeort Konzentrationslager Dachau
BerufBeruf Kabarettist, Schriftsteller, Humorist
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Schauspieler, Schriftsteller, Theater, Moulin Rouge (Etablissement Grand Gala), Simpl, Stadttheater (8), Die Hölle, Annenhof, Philadelphiatheater
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 20, Reihe 23, Grab Nr. 22
  • 6., Linke Wienzeile 6 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Silberne Tapferkeitsmedaille

Fritz (eigentlich Franz Friedrich) Grünbaum, * 7. April 1880 Brünn, Mähren (Brno, Tschechische Republik), † 14. Jänner 1941 Konzentrationslager Dachau, Kabarettist, Schriftsteller (Librettist), Humorist.

Biografie

Fritz Grünbaum wurde als Sohn des Versicherungsagenten Wilhelm Grünbaum und dessen Frau Regina (geborene Saxl) in eine deutsch-jüdische Familie in Brünn geboren. 1884 kam sein Bruder Paul und 1885 seine Schwester Elisa zur Welt. Wilhelm Grünbaum führte eine Kunst- und Antiquitätenhandlung in Brünn. So wurde Fritz Grünbaum, der später selbst eine bedeutende Kunstsammlung mit Werken der klassischen Moderne anlegen sollte, schon früh mit der Materie konfrontiert.

Nach der Matura am deutschen Gymnasium in seiner Geburtsstadt ging Fritz Grünbaum 1899 nach Wien, um hier Rechtswissenschaften zu studieren. Daneben war er bereits literarisch tätig. Das Studium beendete er 1903 mit dem Absolutorium. Danach arbeitete er zunächst als Journalist, wandte sich jedoch bald dem Kabarett zu. Erstmals trat er 1906 in dem von Siegmund und Leopold Natzler neu eröffneten Kabarett "Die Hölle" im Keller des Theaters an der Wien) mit lustigen Geschichten im Brünner Dialekt auf und war auf Anhieb erfolgreich. Im selben Jahr schrieb er mit Alfred Maria Willner das Libretto zu Leo Falls Operette "Die Dollarprinzessin". Die Tantiemen dafür ermöglichten es ihm, seine Kunstsammlung anzulegen.

Ab 1907 arbeitete Grünbaum als Conférencier im Berliner Kabarett "Chat noir". Nach drei Jahren kehrte er nach Wien zurück, trat wieder im Kabarett "Die Hölle" auf, textete Couplets und arbeitete an Operettenlibretti ("Der Zigeunerprimas") mit. Im Dezember 1914 trat er erstmals im "Simpl" auf.

Grünbaum diente als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg. Er wurde zum Oberleutnant befördert und mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Nach dem Scheitern der beiden Ehen mit der Sängerin Karoline Nagelmüller (1908–1914) und der Schauspielerin Maria Ruth Drexl (1916–1918) heiratete Fritz Grünbaum in dritter Ehe 1919 Elisabeth (Lilly) Herzl.

Am Silvester 1918 meldete er sich mit einem Auftritt im Simpl beim Wiener Publikum zurück. Ab 1922 stand er hier in den berühmten Doppelconferencen mit Karl Farkas auf der Bühne (nach dem Zweiten Weltkrieg war Farkas' Partner Ernst Waldbrunn). Grünbaum trat außerdem noch in anderen Wiener Kleinkunsttheatern auf. 1923 wurde er Direktor der "Hölle", gemeinsam mit Karl Farkas übernahm er 1926 die Direktion des "Stadttheaters". 1927 eröffnete er mit Julius Wiesner im Annenhof das "Boulevard-Theater".

Grünbaum stand in enger Verbindung mit Armin Berg, Hermann Leopoldi und Fritz Löhner. Er gilt als einer der sprachbegabtesten und vielseitigsten Vertreter des Wiener Kabaretts der Zwischenkriegszeit – wobei seine Haupt- und Lebensrolle wohl jene des Stegreif-Conferenciers gewesen war. Ab den frühen 1920er Jahren bis zur Machtergreifung Hitlers in Deutschland trat er zudem immer wieder in Berlin und München auf.

Bald schon arbeitete Grünbaum auch für den Film, sowohl als Texter und Drehbuchautor als auch als Kleindarsteller. Grünbaum schrieb Operettenlibretti und Texte zu Singspielen unter anderem für Robert Stolz, Emmerich Kálmán und Ralph Benatzky. Fast jährlich präsentierte er eine neue Revue. Auch als Schlagertexter schuf Grünbaum ein umfangreiches Œuvre. Zu seinen bekanntesten Texten zählen "Ich hab das Fräuln Helen baden sehn" (Musik: Fred Raymond) und "Du sollst der Kaiser meiner Seele sein" (Musik: Robert Stolz).

1938 gelang es ihm nicht, in die Tschechoslowakei zu fliehen; er wurde verhaftet und am 24. Mai 1938 ins Konzentrationslager Dachau depotiert, von wo er am 23. September 1938 nach Buchenwald und am 24. Oktober 1940 wieder zurück nach Dachau kam. Seinen letzten Auftritt absolvierte er bereits schwer krank am Silvesterabend 1940 im KZ Dachau, in dem er zwei Wochen später starb.

An den Kabarettisten und Autor erinnern die Grünbaumgasse und der Fritz-Grünbaum-Platz.

Quellen

Literatur

  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Marie-Theres Arnbom / Georg Wacks [Hg.]: Jüdisches Kabarett in Wien 1889–2009. Wien: Armin Berg-Verlag 2009
  • Marie-Theres Arnbom / Christoph Wagner-Trenkwitz: "Grüß mich Gott". Fritz Grünbaum. Eine Biographie 1880 – 1941. Wien: Christian Brandstätter / Österreichisches Theatermuseum 2005
  • Fritz Grünbaum: Die Schöpfung und andere Kabarettstücke. Mit einer kabarettistischen Vorrede von Georg Kreisler. Hg. von Pierre Genée und Hans Veigl. Wien [u. a.]: Löcker 1984
  • Hans Veigl [Hg.]: Lachen im Keller. Von den Budapestern zum Wiener Werkel. Kabarett und Kleinkunst in Wien. Wien: Löcker 1986, S. 67 ff., 138 ff.
  • Hans Veigl [Hg.]: Fritz Grünbaum. Der leise Weise. Gedichte und Monologe aus dem Repertoire. Wien: Kremayr & Scheriau 1992
  • Hans Veigl: Fritz Grünbaum und das Wiener Kabarett. Biographie & Lesebuch. Graz: Österreichisches Kabarettarchiv 2019

Weblinks