Leo Fall

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Fall, Leo
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  13855
GNDGemeindsame Normdatei 116396717
Wikidata Q78585
GeburtsdatumDatum der Geburt 2. Februar 1873
GeburtsortOrt der Geburt Olmütz (Olomouc, Tschechische Republik) 4075643-9
SterbedatumSterbedatum 16. September 1925
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Komponist
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 24.06.2024 durch WIEN1.lanm09se2
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Neuer Israelitischer Friedhof
Grabstelle Gruppe 3, Reihe 4, Nummer 1
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
  • 13., Lainzer Straße 127 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Leo Fall, * 2. Februar 1873 Olmütz (Olomouc, Tschechische Republik), † 16. September 1925 Wien, Komponist, Kapellmeister.

Biografie

Leo Fall war Sohn des Militärkapellmeisters Moritz Fall (1848–1922) und seiner Frau Flora Fall, geborene Brüll. Für kurze Zeit zog die Familie nach Gewitsch (Jevíčko, Tschechien), bevor sie 1882 nach Lemberg (Lwiw, Ukraine) übersiedelte. Von den insgesamt sieben Kindern ergriffen auch zwei seiner Brüder, Siegfried und Richard Fall, den Beruf des Musikers.

Leo Fall erhielt bereits mit fünf Jahren Violinunterricht und wurde als Kind von seinem Vater in Harmonielehre unterrichtet. Ab dem 16. Lebensjahr besuchte er das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und studierte 1888/1889 Musiktheorie bei Robert Fuchs und von 1889 bis 1892 Komposition bei Johann Nepomuk Fuchs. Um sich das Studium und seine Unterkunft leisten zu können, gab er privat Klavierunterricht. Während seiner Studienzeit traf er auf Edmund Eysler, mit dem er sich anfreundete. Außerdem spielte er Geige in der von Franz Lehár dem Älteren geleiteten Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 50 in der Rudolfkaserne.

Nach seinem Studium zog er für kurze Zeit zu seiner Familie nach Berlin. 1893 wurde er Geiger im Passage-Panoptikum, einem varietéartigen Theater, das u. a. einaktige Operetten und Gesangspossen aufführte. Ein Engagement an das Central-Theater folgte kurz darauf. 1896 ging Leo Fall als Kapellmeister nach Hamburg, wo er die Tänzerin Sophie Frieda Behrmann kennenlernte. Ihre gemeinsame uneheliche Tochter Rischka kam 1897 auf die Welt.

Fall kehrte 1898 wieder nach Berlin zurück und wurde für eine Saison erneut am Central-Theater Kapellmeister. 1901/1902 war er als Kapellmeister am Metropol-Theater tätig, 1902/1903 leitete er das Orchester am Secession-Theater. In Berlin lernte er Bertha Jadassohn (1875–1934), die Tochter des Komponisten und Musikverlegers Salomon Jadassohn, kennen, die im Musikverlag als Sekretärin arbeitete. Die beiden heirateten 1904 und zogen 1906 nach Wien.

Seinen ersten Opernschöpfungen "Paroli" in Berlin (1902) und "Irrlicht" in Mannheim (1905) blieben ohne großen Erfolg, seine spätere Oper "Der goldene Vogel" (1924) konnte ebenfalls nicht überzeugen. Mehr Anklang fand Fall als Hauskomponist der "Bösen Buben" im Berliner Künstlerhaus, einem Kabarett in der Art von Ernst von Wolzogens "Überbrettl". Damit vollzog sich der Übergang zur Operette.

Seine erste Operette "Der Rebell" (Erstaufführung 1905 im Theater an der Wien) zog er jedoch nach fünf Aufführungen zurück. Erst wenig später gelang ihm mit drei knapp hintereinander aufgeführten Operetten der Durchbruch. "Der fidele Bauer" (Uraufführung Mannheimer Operettenfestspiele, 1907), "Die Dollarprinzessin" (Uraufführung Theater an der Wien, 2. November 1907) und "Die geschiedene Frau" (Uraufführung Carltheater, 23. Dezember 1908) sicherten ihm einen Platz in der vordersten Reihe der Wiener Operettenkomponisten. Nach einer gründlichen Überarbeitung von "Der Rebell" zu "Der liebe Augustin" (1912) war auch diese Operette erfolgreich.

Aus der großen Zahl seiner melodienreichen Operetten, die auf den meisten Bühnen Österreichs und Deutschlands aufgeführt wurden, sind hervorzuheben: "Brüderlein fein" (1909), "Der ewige Walzer" (1912), "Die Kaiserin" beziehungsweise "Fürstenliebe" (1916), die "Rose von Stambul" (Uraufführung 2. Dezember 1916, Theater an der Wien), "Die spanische Nachtigall" (1920) und "Madame Pompadour" (1922). Viele Lieder aus Falls Operetten sind bekannt, beispielsweise "Jeder tragt sein Binkerl", "Heinerle, Heinerle", "Man steigt nach" oder "Josef, ach Josef". Die Sängerin Fritzi Massary, die etwa in "Die Kaiserin" oder "Madame Pompadour" brillierte, trug maßgeblich zu den Erfolgen der Operetten bei.

1924 gelang Leo Fall eine kurze Gastspieltournee mit einem 40-köpfigen Ensemble in Buenos Aires, bei der die "Dollarprinzessin", "Rose von Stambul" und "Madame Pompadour" gespielt wurden.

Im Jahr 1926 wurde das nachgelassene Werk "Rosen im Schnee" als "Jugend im Mai" von Jean Gilbert bearbeitet und uraufgeführt. Neben Gilbert bearbeitete Erich Wolfgang Korngold eine nachgelassene Operette von Leo Fall – "Rosen aus Florida" (Uraufführung 1929). Auch "Die geschiedene Frau" arrangierte Korngold, die 1933 jedoch nur im Februar gespielt wurde, bevor man sie aus dem Programm nahm.

Trotz seiner großen Erfolge hatte Leo Fall durch seinen verschwenderischen Lebensstil finanzielle Schwierigkeiten. Nach seinem Ableben verschlechterte sich die Situation für seine Frau Bertha zunehmend. Sie beging 1934 Suizid und wurde im Grab ihres Mannes am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Während des Nationalsozialismus wurden Leo Falls Werke verboten und seine Brüder Richard und Siegfried Fall in Konzentrationslagern ermordet.

Im Jahr 2000 benannte man den Leo-Fall-Weg in Hietzing nach dem Komponisten.

Quellen

Literatur

  • Stefan Frey: Leo Fall. Spöttischer Rebell der Operette. Wien: Edition Steinbauer 2010
  • Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 277
  • Felix Czeike: XIII. Hietzing. Mit ausführlicher Beschreibung, Karten- und Grundrißskizzen von Schönbrunn. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 13), S. 28
  • Hans Hauenstein: Chronik des Wienerliedes. Klosterneuburg: Jasomirgott-Verlag 1976, S. 225
  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974–lfd.
  • Siegfried Lang: Almanach der Unterhaltungskomponisten des 20. Jahrhunderts. Wien: Österreichischer Komponistenbund 1974
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach [Isartal]: Verlag Dokumentation 1972
  • Josef Fraenkel: The Jews of Austria. London: Vallentine 1967
  • Bernhard Grün: Kulturgeschichte der Operette. München: Langen/Müller 1961
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 158
  • Walter Zimmerli: Leo Fall. Meister der Wiener Operette. Eine Studie. Zürich: Verlag Schweizer Musiker-Revue 1957
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 5. Berlin: Duncker & Humblot 1961
  • Wilhelm Kosch: Deutsches Theaterlexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Wien: F. Kleinmayr 1953
  • Walter Zimmerli: Leo Fall und sein kompositorisches Werk. In: Schweizerische Musiker-Revue 8/11 (1949)
  • Ludwig Karpath: Meine Erinnerungen an Leo Fall. In: Neues Wiener Journal, 24.09.1925, S. 5–6


Leo Fall im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks