Robert Stolz
Robert Stolz, * 25. August 1880 Graz, † 27. Juni 1975 Berlin, Komponist.
Biografie
Robert (Elisabeth) Stolz wurde in Graz als zwölftes von dreizehn Kindern des Musikdirektors Jakob Stolz und der Pianistin Ida Bondy geboren. Durch die Berufe der Eltern kam Robert Stolz schon früh in Kontakt mit Musik und studierte schließlich am Wiener Konservatorium (Abschluss 1896). Seine beruflichen Stationen als Kapellmeister führten ihn zunächst nach Graz, 1898 nach Marburg (Maribor) und 1902 ans Salzburger Stadttheater. Nach Ableistung seines Präsenzdienstes als Sanitäter arbeitete Robert Stolz bis 1907 als Kapellmeister beim Stadttheater in Brünn, an dem er auch seine erste Frau Grete Holm kennenlernte. Es folgte die Übersiedlung nach Wien, wo er am 7. September 1907 sein Debüt als musikalischer Leiter am Theater an der Wien gab. In den folgenden zehn Jahren entwickelte sich Stolz hier zum "Stardirigenten" der Silbernen Operettenära.
1912 heiratete Robert Stolz seine zweite Frau Franzi Ressel, mit der er auch oft zusammen bei Lieder- und Chanson-Abenden auf Kleinkunstbühnen auftrat. Mit dem Chanson "Servus Du" gelang Robert Stolz 1911 sein erster großer Hit. 1913 komponierte er seine erste Filmmusik ("Der Millionenonkel" unter der Regie von Hubert Marischka) und 1916 erfolgte in Berlin die Uraufführung der Operette "Der Favorit". Es folgten weitere große Publikumserfolge mit Liedern wie "Salome" (1919) oder "Hallo, du süße Klingelfee" (1920). Ebenfalls um diese Zeit gründete er mit Otto Hein den Wiener Bohème-Verlag. 1920 entstand mit der Operettenposse "Das Sperrsechserl" die erste erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Librettisten Alfred Grünwald und mit der Uraufführung der Operette "Der Tanz ins Glück" (1921) landete Stolz einen großen internationalen Erfolg.
Weniger erfolgreich verlief zu dieser Zeit sein Privatleben. So verließ Franzi Ressel Robert Stolz wegen Otto Hein und eine Kurzzeitehe mit der Sängerin Josefine Zernitz, für die er 1924 auch das Risiko der Gründung eines eigenen Theaters einging ("Robert-Stolz-Bühne" im 1. Bezirk in der Annagasse 3, im Annenhof), endete nach wenigen Monaten in einem finanziellen Desaster und mit der Scheidung.
Die nächsten Jahre verbrachte Robert Stolz meist in Berlin, wo er große Erfolge mit Musikfilmen wie "Zwei Herzen im Dreivierteltakt" und "Das Lied ist aus" feiern konnte und sich auch finanziell wieder erholte. In den Sommermonaten hielt er sich zu dieser Zeit oft in Abbazia (Opatija) auf. Hier lernte er seine vierte Frau Lilli Karner kennen und führte mit ihr bis 1938 eine glückliche Ehe.
1938 emigrierte das Ehepaar Stolz freiwillig (Robert Stolz wurde weder politisch noch rassistisch verfolgt) nach Paris. Lilli Stolz war aber den immer größer werdenden Strapazen im Exil nicht gewachsen und verließ Robert Stolz mit einem Bekannten. Wenig später begegnete Stolz in Paris seiner späteren fünften und letzten Frau Yvonne Louise Ulrich (Einzi), die ihm für die Emigration in die USA Reisepapiere besorgte und die Überfahrt bezahlte. Hier feierte Stolz große Erfolge als Filmkomponist (Oscarnominierungen für "Spring-Parade" und "It Happened Tomorrow"), arbeitete aber auch als Dirigent.
1946 heirateten Robert und Einzi in Reno (Nevada) und kehrten wenig später zurück nach Wien. Es folgten die Uraufführung des Musicals "Schicksal mit Musik" (Libretto Karl Farkas), 1947 die Uraufführung der Operette "Drei von der Donau" und 1951 die Verfilmung von "Der Tanz ins Glück". Ab 1952 war Stolz musikalischer Leiter und Komponist der Wiener Eisrevue, 1955 komponierte er die Filmmusik zu "Die Deutschmeister" (mit Romy Schneider), 1962 (Uraufführung Bregenzer Festspiele) die Operette "Trauminsel" und 1964 (Uraufführung Volksoper) die Operette "Frühjahrsparade".
Robert Stolz war überaus produktiv und hat in seinem langen Leben mehr als 60 Operetten sowie zahlreiche Filmmusiken und Lieder komponiert, darunter heute noch so bekannte Lieder wie "Wien wird bei Nacht erst schön", "Im Prater blüh’n wieder die Bäume" und "Frühling in Wien".
Für sein Schaffen erhielt Stolz zeit seines Lebens zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, wie den Professorentitel durch die Österreichische Regierung (1946), das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1962), das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1970) oder die Ehrenmedaille der Stadt Jerusalem (1970). Stolz war Ehrenbürger der Stadt Wien und der Stadt Graz und es wurden zahlreiche Straßen und Plätze in Österreich und Deutschland nach ihm benannt. In seinem Geburtshaus in Graz wurde 1991 ein Robert-Stolz-Museum eingerichtet.
Robert Stolz starb am 27. Juni 1975 in Berlin, wenige Wochen vor seinem 95. Geburtstag, und wurde am 4. Juli in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof begraben.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus: Sammlung Robert Stolz
- Wienbibliothek im Rathaus: Sammlung Robert Stolz – Wolfgang Erich Börner
- Wienbibliothek Digital: Robert Stolz
Literatur
- Murray G. Hall: "Ausgerechnet Bananen ...". Zur Geschichte des Wiener Bohème-Verlags. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2 (2018), S. 7–40.
- Eugen Semrau: Robert Stolz. Sein Leben. Seine Musik. Salzburg [u. a]: Residenz Verlag 2002
- Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
- Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
- Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 73, S. 85
- Reclams deutsches Filmlexikon. Filmkünstler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Stuttgart: Reclam 1984
- Rudolf Stolz / Einzi Stolz: Servus Du. Robert Stolz und sein Jahrhundert. Hg. von Aram Bakshian. München: Blanvalet 1980
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 06.10.1980, 21.08.1980, 25.09.1980
- Othmar Herbrich: Robert Stolz, König der Melodie. Aufzeichnungen seines Lebens. Wien [u. a.]: Amalthea 1975
- Wolf-Dietrich Brümmel / Friedrich van Booth: Robert Stolz – Melodie eines Lebens. Ein Komponist erobert die Welt. Eine Bildbiographie. Hamburg: Schröder 1967
- Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. Mainz: Schott 1959–1961
- Gustav Holm: Im 3/4-Takt durch die Welt. Ein Lebensbild des Komponisten Robert Stolz. Linz [u. a.]: Ibis-Verlag 1948
- Neue österreichische Biographie. 1815–1918. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1923–1935. Band 1 (1923), S. 20, S. 162 ff.
Robert Stolz im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.