Siedlerbewegung
Die Siedlerbewegung entstand in Wien, ausgelöst durch Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit, nach dem Ersten Weltkrieg, wobei an die englische und deutsche Gartenstadtbewegung angeknüpft wurde. "Wilde Siedlungen" (Errichtung von Gebäuden ohne Baugenehmigung und/oder entgegen der vorgesehenen Landnutzung und Bebauungsdichte) und Schrebergärten wurden ab den beginnenden zwanziger Jahren durch Anlagen abgelöst, deren Errichtung durch die Gemeinde Wien unterstützt wurde. Träger der Siedlerbewegung waren Genossenschaften; 1922 wurde ein "Zentralverband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter Österreichs" gegründet (ab 1946 "Österreichischer Verband der Siedler, Einfamilienhausbesitzer und Kleintierzüchter"). In Wien wurden 1921-1933 8.340 Siedlungshäuser beziehungsweise Wohneinheiten mit Gartenstadtcharakter erbaut; in den dreißiger Jahren wurden Arbeitslosen Siedlungsstellen zur Verfügung gestellt, bei denen eine bestimmte Eigenarbeitsleistung erbracht werden musste und die auch Selbstversorgungscharakter hatten. Nach der Einführung der Wohnbausteuer (1923) und den Gemeinderatsbeschlüssen über die Realisierung kommunaler Wohnbauprogramme (1923, 1926, 1927) wandte sich die sozialdemokratische Gemeinde Wien (hauptsächlich wegen der für gartenstadtähnliche Siedlungen in größerem Ausmaß fehlenden zusammenhängenden Grundstücke und der beträchtlich höheren Kosten) vom Siedlungsbau ab und der Errichtung von mehrgeschossigen Wohnhausanlagen (anfangs in Superblöcken) zu.
Link
Siedlerfilm "Die grüne Stadt Rosental bei Wien", 1924
Literatur
- R. Hoffmann: "Nimm Hack' und Spaten...". Siedlung und Siedlerbewegung in Österreich 1918-1938. 1987
- Margit Altfahrt: Die Zukunft liegt in der Vergangenheit. Studien zum Siedlungswesen der Zwischenkriegszeit. Wien: Deuticke 1983 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 12)
- Hans Hautmann / Rudolf Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934. Wien: Schönbrunn-Verlag 1980