Haus Scheu
Das Haus Scheu ist eine Villa in 13., Larochegasse 3. Das heute unter Denkmalschutz stehende Haus wurde 1912/1913 von Adolf Loos für den Rechtsanwalt Dr. Gustav Scheu (1875-1935) erbaut und später baulich leicht verändert. In der ursprünglichen Konzeption als Terrassenhaus entworfen (erstmals Verwirklichung des im Miethausbau von Loos vertretenen Typus des Terrassenhauses, auch einziges Terrassenhaus in Mitteleuropa), ist das Haus im Inneren überwiegend mit eingebautem Mobiliar ausgestattet. Das Haus ist gegen Osten abgestuft und verfügt über drei Wohngeschosse. Der Außenbau ist durch eine geradlinige, streng wirkende Kontur bestimmt. Die Erteilung des Baukonsenses am 8. Dezember 1912 war an zwei bemerkenswerte Auflagen geknüpft: Einerseits musste die Fassade begrünt werden, andererseits sah eine grundbücherliche Servitut des noch unverbauten Nachbargrundes einen direkt angeschlossenen und optisch angepassten Anbau an das Haus Scheu vor. Loos entwarf dafür ein mit einem tonnenförmigen Dach versehenes Wohnhaus, welches zusammen mit dem Haus Scheu eine stilisierte Lokomotive, die sogenannte "Scheu-Lok" ergäben hätte. Die Innenaustattung bestand aus fest eingebautem Mobiliar aus dunkler Eiche, festen Wandverkleidungen desselben Holzes, Eichenparketten sowie Holzbalkendecken im Erdgeschoß. Die originale Einrichtung des Obergeschoßes bestand aus weißlackiertem Weichholzmobiliar. 1923 wurde die oberste Stufe des Terrassenbaues vermauert, später auch die darunter liegende Terrasse verbaut.
Scheus Ehefrau beziehungsweise Witwe Helene Scheu-Riesz (1880-1970) führte im Haus einen Salon, in dem Künstler wie Alban Berg, Oskar Kokoschka und Loos verkehrten. Ab 1910 gab sie die Kinderbücher des Wiener Verlags Konegen heraus, deren Illustrationen teilweise von den Studenten der Kunstklasse Prof. Franz Čižek gestaltet wurden. 1923 gründete sie den Sesam-Verlag. Von 1937 bis 1950 lebte sie in New York, 1954 kehrte sie in ihr Haus in Wien zurück und arbeitete als Übersetzerin von Kinderbüchern aus dem Englischen.
Gustav und Helene Scheus Sohn Friedrich berichtete über das Haus in seinem Erinnerungsbuch "Der Weg ins Ungewisse" (1972).
Weblinks
Literatur
- Dietmar Steiner: Architektur in Wien. [300 sehenswerte Bauten]. Hg. vom Magistrat der Stadt Wien. Wien: Magistrat 1984, S. 118
- Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 493 ff.
- Felix Czeike: XIII. Hietzing. Mit ausführlicher Beschreibung, Karten- und Grundrißskizzen von Schönbrunn. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 13), S. 30
- Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u.a.]: Schroll 1966, S. 52, 77
- Günther Feuerstein: Moderne Kunst in Österreich. Wien: Forum-Verl. 1965, S. 14
- Ludwig Münz / Gustav Künstler: Der Architekt Adolf Loos. Darstellung seines Schaffens nach Werkgruppen. Chronologisches Werkverzeichnis. Wien [u.a.]: Schroll 1964, S. 15, 113, 115, 118
- Gerd H. Sonnek: Haus Scheu. 13., Larochegasse 3. In: Paläste und Bürgerhäuser in Österreich = Noblemen's and citizen's town-houses in Austria = Hotels Particuliers, Palais et Maisons Bourgeoises en Austriche. Wien: Verlag Notring der wissenschaftlichen Verbände Österreichs 1969 (Notring-Jahrbuch, 1970), S. 217