Johann Kaspar Seiller

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Fotografie von Johann Kaspar Seiller
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Seiller, Johann Kaspar
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Freiherr, Dr. jur.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  16073
GNDGemeindsame Normdatei 136374468
Wikidata Q87347
GeburtsdatumDatum der Geburt 20. Oktober 1802
GeburtsortOrt der Geburt Maribor, Slowenien
SterbedatumSterbedatum 10. Februar 1888
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Rechtsanwalt, Bürgermeister der Stadt Wien
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird Revolution 1848
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Langes 19. Jahrhundert, Revolution 1848, Wasserversorgung
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 7.10.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Penzinger Friedhof
Grabstelle Gruppe 6, Reihe 6, Nummer 10
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab
BildnameName des Bildes Johann Kaspar Seiller.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Fotografie von Johann Kaspar Seiller
  • 1., Dorotheergasse 7 (Sterbeadresse)
  • 14., Penzinger Straße 84 (Wohnadresse)
  • 8., Florianigasse 46 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Große Salvatormedaille
  • Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens (Verleihung: 1854)
  • Leopold-Orden (Verleihung: 1849)


Johann Kaspar Seiller, * 20. Oktober 1802 Marburg (Maribor, Slowenien), † 10. Februar 1888 Wien, Rechtsanwalt, Bürgermeister.

Biografie

Seiller war der Sohn eines Rechtsanwalts. Nach Besuch des Gymnasiums in Marburg widmete sich Seiller ab 1817 philosophischen und juridischen Studien in Graz und übersiedelte 1820 an die Universität Wien (Dr. jur. 1826). Da sein Vater 1815 mittellos gestorben war, musste er sich sein Studium als Erzieher im Haus Karl Leonhard Graf Harrachs finanzieren. Nach Ablegung der Richteramtsprüfung wurde Seiller 1831 zum Hof- und Gerichtsadvokaten ernannt. Neben seinem Anwaltsberuf war er als Direktionsmitglied des Wiener allgemeinen Witwen- und Waisen-Pensionsinstituts und Mitglied der wichtigsten humanitären Vereine Wiens tätig. Seine Gesinnung führte ihn in den Kreis jener Männer, denen eine Änderung der herrschenden politischen Verhältnisse notwendig erschien. Als überzeugter Anhänger einer demokratischen Politik war er bestrebt, den durch die Ereignisse des Jahrs 1848 errungenen Freiheiten zu einer organischen Entwicklung zu verhelfen. Am 7. Oktober 1848 konstituierte sich der im September gewählte Gemeinderat und löste den bis dahin amtierenden Ausschuss ab; am 16. November 1848 wurde der Gemeinderat aufgelöst und durch einen neugewählten ersetzt, der am 11. Dezember 1848 Seiller zu seinem Präsidenten wählte; am 12. Februar 1849 wurde Seiller nochmals zum Präsidenten gewählt. Die "oktroyierte" Verfassung vom 4. März 1849 bestätigte der Stadt Wien lediglich ihren Rang als "Mittelpunkt des Reiches" und als Sitz der Zentralverwaltung. Die am 17. März 1849 beschlossene "Provisorische Gemeindeordnung" bildete die vorläufige Grundlage für die weitere Arbeit; sie wurde am 6. März 1850 von Franz Joseph I. sanktioniert und trat am 9. März 1850 mit der Gegenzeichnung durch den Minister des Inneren in Kraft. Damit war auch die Eingemeindung von 34 Vorstädten zwischen Glacis und Linienwall (im Bereich des heutigen 10. Bezirks diesen überschreitend) sowie zwischen Donaukanal und unreguliertem Donauhauptstrom (das heißt bis zum Bogen der heutigen Alten Donau) beschlossen, die in 7 Bezirke zusammengefasst wurden.

Am 26. Jänner 1851 wählte der Gemeinderat Seiller zum Bürgermeister; er galt damals im Gegensatz zu anderen eher als konservativ. In der Zeit des Neoabsolutismus kam es am 19. Jänner 1852 zu einem Verbot der öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats. Als in diesem Jahr Ergänzungswahlen für den Gemeinderat fällig wurden, wandte sich Seiller an die Staatsverwaltung, erhielt jedoch abschlägigen Bescheid. Nach mehrmaligen Urgenzen folgte am 9. Februar 1854 eine kaiserliche Entschließung, durch welche der Gemeinderat aufgefordert wurde, seine Tätigkeit bis zur Publizierung eines neuen Gemeindegesetzes fortzusetzen. Obwohl man Seiller später daraus einen Vorwurf machte, blieb er ohne neuerliche Wahl im Amt. Dennoch dürfte es nur seinem diplomatischen Geschick zuzuschreiben sein, dass die Ergänzung des Gemeinderats durch ernannte Vertreter vermieden werden konnte. Während der Amtszeit Seillers wurde (über seine Initiative) der Gemeinderat-Sitzungssaal im Alten Rathaus (ein gutes Beispiel des Historismus auf dem Gebiet der Innenarchitektur) in seiner heutigen Form geschaffen (vollendet 1853), die Verwaltung reorganisiert, das Schulwesen und die Armenpflege verbessert und die Wasserversorgung erweitert. Zu erwähnen sind auch die Uferschutzbauten entlang des Wienflusses, die Verbesserung des Marktwesens und der sanitären Einrichtungen, die Ausdehnung der Gasbeleuchtung auf das gesamte Stadtgebiet, der Bau von Brücken über den Donaukanal und den Wienfluss (darunter die Elisabethbrücke), die Eröffnung des Bürgerversorgungshauses in Michelbeuern, der Ankauf der Ecksteinschen Gründe in der Brigittenau, die Neugründung der Wiener Stadtbibliothek (1856) sowie die Schaffung des Verordnungsblatts des Magistrats und die Anlage einer umfassenden Statistik der Stadt Wien. Die finanzielle Entwicklung gestaltete sich in den fünfziger Jahren ungünstig; man führte auch in der Inneren Stadt den Zins- und Steuerkreuzer ein, regulierte Taxen und Mauten und erhöhte verschiedene bestehende Abgaben, ohne damit allerdings die Bilanzen ausgleichen zu können. Große finanzielle Schwierigkeiten ergaben sich für die Gemeinde durch die vom Kaiser am 20. Dezember 1857 dekretierte Schleifung der Befestigungsanlagen und die Verbauung des die Stadt umgebenden Glacis. 1861 lehnte Seiller eine Wiederwahl ab, zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück und lebte bis zu seinem Tod als Privatmann. 1835 erwarb Seiller in Penzing ein Landhaus (14, Penzinger Straße 84 [demoliert 1896]), das er bis zu seinem Tod besaß, 1843/1845-1873 besaß er das Scheiblauerhaus in der Alservorstadt (8., Florianigasse 46, Skodagasse 12-16).

Seine Gattin (1831) war Marie Weigl (Tochter eines Wiener Großhändlers). Ab 1849 trug er den Titel "Ritter von", ab 1860 "Freiherr von".

Quellen

Literatur

  • Richard Perger: Johann Kaspar Freiherr von Seiller - Bürgermeister zwischen Revolution und Reaktion (1851-1861). In: Wiener Bürgermeister und die Josefstadt. 1996 (Katalog Bezirksmuseum Josefstadt), S. 1 ff.
  • Handbuch der Stadt Wien. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1935-2005. Band 99, 1984/1985, II/ S. 233
  • Felix Czeike: Geschichte der Stadt Wien. Wien: Molden 1981, Register
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 296 ff.
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 60
  • Alfred Urbanschütz: Dr. Johann Kaspar Freiherr von Seiller. Bürgermeister von Wien. Diss. Univ. Wien. Wien 1953
  • Rudolf Till: Das Wiener Bürgermeisteramt in seinen bekanntesten Vertretern. Wien: Steffel-Verlag 1946 (Kleinbuchreihe "Österreich", 3), S. 26 ff.
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 207
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923


Johann Kaspar von Seiller im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks