Florianigasse
48° 12' 43.40" N, 16° 20' 52.12" E zur Karte im Wien Kulturgut
Florianigasse (8., Alservorstadt), benannt (Datum unbekannt) nach dem Haus "Zum heiligen Florian" (Nummer 15), ursprünglich (bis 1778) Schottentorgasse.
Bis 1862 bildete die Florianigasse die Grenze zwischen den Bezirken Josefstadt (damals siebter Bezirk) und Alsergrund (damals achter Bezirk) und reichte nur bis zu den Häusern Nummer 46 beziehungsweise 53; die Fortsetzung bis zur Albertgasse hieß Kaserngasse (nach der südlich von ihr gelegenen Josefstädter Kavalleriekaserne; die Kaserngasse - heute Strozzigasse - begann bei der damaligen Alsergrund Hauptstraße - heute Alser Straße), die Fortsetzung bis zur Blindengasse hingegen Magazingasse (unterbrochen vom Magazinplatz, dem heutigen Bennoplatz). Breite und tiefe Parzellen ermöglichten den Bau voluminöser Doppeltrakter. Die beiden Eckhäuser Landesgerichtsstraße 7 und 9 (Florianigasse 1 und 2) markieren pylonenartig den Gassenbeginn.
Gebäude
- Nummer 1 (Landesgerichtsstraße 7): erbaut 1839 von Bernhard Kledus (architektonisch ähnlich dem gleichzeitig entstandenen gegenüberliegenden Haus Nummer 2; an den abgeschrägten Ecken Balkone); Besitzer war ab 1900 der spätere Staatsarchivar Dr. Jakob Seidl; zu den Bewohnern gehörte der Nordpolfahrer und Maler Dr. Julius Payer.
- Nummer 2 (Landesgerichtsstraße 9): erbaut 1839 von Baumeister Philipp Brandl; Notar Dr. Peter Gassner († 17. November 1899; Gedenktafel im Hausflur) widmete das Haus dem Pensionsinstitut des Österreichischen Notarvereins. Hier stand im 18. Jahrhundert der Wirtschaftsstadel der Stadt Wien .
- Nummer 3 (Wickenburggasse 6): erbaut 1839/1840 von Josef Kastan, Wohn- und Sterbehaus von Heino Seitler, dem Begründer des Circus- und Clownmuseums.
- Nummer 5 (Wickenburggasse 3): Spätgründerzeitliches Wohnhaus mit prächtiger Fassade (1910); im Vormärzlichen Vorgängerbau wohnte der Historienmaler Carl Rahl.
- Nummer 8 (Schlösselgasse 6): Hier wohnten Albert Schweitzer (1909; Gedenktafel) und Dr. Ludwig Zamenhof, der Schöpfer der Plansprache Esperanto (wohnhaft 1886 und 1895; Gedenktafel, 1938 entfernt, 1959 neu angebracht); den Vorgängerbau "Zum goldenen Schlössel" (nachweisbar ab 1696, Umbau zu einem Hotel (Hotel Hammerand) 1870; Schlösselgasse) besaß der Bauführer Johann Lucas von Hildebrandts, Franz Jänggl.
- Nummer 10 (Schlösselgasse 7): erbaut durch den Gastwirt Josef Nagl (ursprüngliches Hausschild "Zum Naglstock"): im hier befindlichen Armenasyl starb am 21. September 1812 Emanuel Schikaneder (Gedenktafel, enthüllt 16. September 1962); die Häuser Nummer 10-16 entstanden 1781 nach Parzellierung eines ursprünglich zum Haus Schlösselgasse 11 gehörenden Gartens.
- Nummer 13: Haus der Bäckerinnung (im Hof gotisches Bäckerkreuz) mit dem Archiv der Bäckerinnung; ursprünglich "Zum schönen Garten"; Figurengruppe (brotschneidende Mutter zwischen ihren beiden Kindern) von Ilse Pompe (1941).
- Nummer 14: Madonna über dem Portal.
- Nummer 15: ehemalig "Zum heiligen Florian".
- Nummer 16 (Lammgasse 2): gründerzeitliches Wohnhaus; um die Jahrhundertwende im Besitz des Waffentechnikers Ferdinand Ritter von Mannlicher (Gedenktafel).
- Nummer 17 (Lange Gasse 54): gründerzeitliches Wohnhaus "Zum weißen Rössel", erbaut 1876 von Franz Freiherr von Pouthon; Wohnhaus des Komikers Ludwig Gottsleben.
- Nummer 20: erbaut 1863, ab 1909 im Besitz des Gemeinderats Dr. Josef von Baechle; Wohnhaus von Hans Ankwicz-Kleehoven.
- Nummer 24 (Lange Gasse 53): Schönbornpark (Parkanlage hinter dem Schönbornpalais [8, Laudongasse 15-19; Volkskundemuseum ]) mit altem Baumbestand; Wildgans-Eiche (gepflanzt 1934 zum Gedenken an Anton Wildgans), Bronzebüste Edmund Eyslers von Siegfried Bauer auf Steinsockel von Leo Gruber (enthüllt 30. November 1974), Spielplastik von Josef Seebacher.
- Nummer 25 (Piaristengasse 62): Hier stand das Haus "Zum scharfen Eck" (angeblich 1713 als Schmiede für das Schönbornpalais erbaut, vermutlich 1775 zum Wirtshaus umgestaltet; das Lokal entwickelte sich zu einem der bekanntesten Volkssängerlokale, in dem unter anderem Ignaz Nagel und Anton Amon auftraten. Das nach einem Hausumbau (1886) entstandene neue Lokal fand geringen Anklang und wurde 1914 geschlossen.
- Nummer 29: Sterbehaus des Kupferstechers Andreas Geiger (1856).
- Nummer 31: "Zur roten Bretze".
- Nummer 32: "Zum goldenen Schlüssel"; Wohnhaus des Begründers des "Amtsblatts der Stadt Wien", Friedrich Edler von Radler; Reliefplatten an der Fassade, Wasserleitung im Hof, "Turm des Schweigens".
- Nummer 34 (Lederergasse 16): Erbaut 1787 für den Gewehrfabrikanten Nikolaus Oesterlein (1747-1809).
- Nummer 36: "Zum heiligen Prokopp"; Besitzer ab 1790 der Bildhauer Philipp Jakob Prokop (1740-1814); ein Heiliger dieses Namens ist nicht bekannt.
- Nummer 39 (Fuhrmannsgasse 16): Das secessionistische Gebäude wurde 1915 vom "Deutschen Schulverein" errichtet; im Vorgängerbau "Zu den drei Hasen" waren die Feuerwehrfiliale Josefstadt (1864-1912) und das Gewerbegericht (1898-1911) untergebracht, außerdem wohnten hier unter anderem der Graveur Heinrich Mansfeld, der Kupferstecher Josef Neher und der Architekt Viktor Luntz.
- Nummer 40: Melker Hof; Sterbehaus des Komponisten Josef Bayer ("Puppenfee") und des Magistratsdirektors Max Weiß.
- Nummer 41 (Fuhrmannsgasse 21): Im Haus "Zum Rondell" (erbaut 1727 für einen Heringhändler; im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört) befand sich 1872-1903 ein Israelitisches Bethaus (danach bis 1938 8, Neudeggergasse 12). Am Neubau (errichtet 1963-1966) keramische Fassadenmosaike: in der Fuhrmannsgasse. Ansicht der Josefstadt 1734 nach dem zeitgenössischen Stich "Decem lustra coronae .." von L. Schmid, in der Florianigasse. Darstellung des alten Hauses "Zum Rondell".
- Nummer 42 (Schlesingerplatz 7): Leopoldihof; Wohnhaus von Johann Anzengruber, des Vaters von Ludwig Anzengruber.
- Nummer 43-59: Rückfront der ehemaligen Josefstädter Kaserne.
- Nummer 48 (Feldgasse 1): Wohnhaus des Kunsthistorikers Julius von Schlosser; Florianstatue als Hauszeichen des 1884 erbauten Wohnhauses; Sterbehaus des Dichters und Schauspielers Friedrich Ernst Hopp.
- Nummer 66 (Bennoplatz 5): Hier hat seit 1899 die Wiener Schuhmachergenossenschaft ihren Sitz.
- Nummer 69 (Bennoplatz 4): "Zur heiligen Dreifaltigkeit", erbaut 1810 (Hauszeichen über dem Portal).
- Nummer 71: "Zum reichen Fischzug"; Sterbehaus von Simon Hellmesberger (6. November 1830), des Vaters von Georg Hellmesberger.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-3 und und 11-59: Pfarre Josefstadt; ungerade ONr. 5-9 und gerade ONr ab Nr. 2: Pfarre Alservorstadt
- ab 1898: ungerade ONr. 1-43: Pfarre Josefstadt; gerade ONr. 2-58: Pfarre Alservorstadt; Rest: Pfarre Breitenfeld
- ab 1907: ungerade ONr. 1-59: Pfarre Josefstadt; gerade ONr. 2-54: Pfarre Alservorstadt; Rest: Pfarre Breitenfeld
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 223
- Felix Czeike: VIII. Josefstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 8), S. 16 ff.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Josefstadt. Beiseln, Bühnen, Beamte. Wien: Mohl 1991, S. 223 ff. (Gedenktafeln)
- Hans Pemmer: Die Florianigasse. In: Das Josefstädter Heimatmuseum. Nummer 2. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969, S. 227 ff. (Besprechung der Häuser)
- Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 165 ff.
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 262 ff.