Alservorstadt (Vorstadt)

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Die Vorstadt Alservorstadt mit ihrem Siegelbild (1734)
Daten zum Objekt
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48° 13' 15.18" N, 16° 21' 20.53" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Alservorstadt (8., 9.), Vorstadt (bis 1850), benannt nach der Als (Alser Bach, Alserbachstraße); der Bezirksname Alsergrund leitet sich vom Namen der Als ab, deren Entwicklung mit jener der Alser Straße ("vicus Alsaersträzze", 1211) zusammenfällt.

Die Elster im Wappen geht auf das Grundgerichtssiegel zurück. Im Mittelalter wurden für Teile der späteren Vorstadt eigene Bezeichnungen verwendet: Vor dem Schottentor auf dem Mist, Zu den Hofstätten, Im Schaffernack, Am Schottenberg, Am Schottenbühel beziehungsweise Unter den Fleischbänken vorm Schottentor und Fronbergen. Neben Alser und Währinger Straße werden schon frühzeitig andere Örtlichkeiten genannt: 1314 die Neuburger Straße (1292: Neuburger Hof), die Schottenpoint (Berggasse), der Pettelbühel (Boltzmanngasse) sowie das Maria-Magdalena-Kloster (1231).

Die älteste vorstädtische Siedlung lag zu beiden Seiten des Schottentors unmittelbar vor der Stadtmauer an der Als und war nach außen hin durch einen schwächeren Wall geschützt (auf dem Plan von Niklas Meldeman als "vorstat zwischen die zweyen mauren" bezeichnet). Die Alser Straße und die Neuburger Straße führten durch die äußere Umwallung. Die Bedeutung der Alservorstadt liegt darin, dass sie als einzige Vorstadt nicht nur von Palisadenzäunen und Gräben umfriedet war. Bei der Ersten Osmanische Belagerung (1529) ging die Vorstadt in Flammen auf, um 1540 lag das mittelalterliche Dorf noch verödet. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde das Glacis vor den Stadtmauern geschaffen und allmählich bis zur Schwarzspanierstraße erweitert (Alservorstädter Glacis). Bis zur Zweiten Türkenbelagerung (1683) war die Alservorstadt eine Streusiedlung.

Um 1700 setzte auf den Schottenäckern (bei der Alser Straße) die Verbauung ein, 1835 reichte die Vorstadt von der (heutigen) Liechtensteinstraße bis zur Florianigasse. 1850 in den (damaligen) 8. (heute 9.) Bezirk eingemeindet, dessen Grenze gegenüber dem (damaligen) 7. (heute 8.) Bezirk noch die Florianigasse gebildet hat. 1862 wurde die Bezirksgrenze verlegt (seither Alser Straße), zugleich erhielten die ursprünglichen Bezirke 5 bis 8 (infolge der Abtrennung Margaretens von der Wieden) die neuen Nummern 6 bis 9. Durch die neue Grenzziehung wurde die ehemalige Alservorstadt geteilt und bildet daher heute territorial gesehen Bestandteile des 8. und 9. Bezirks.

Siegel

Die Vorstadt Alsergrund führte ein Grundgerichtssiegel, das auf einem niedrigen, aus einem Rasen wachsenden Baum (auf einem Abdruck ein Baumstrunk) eine Elster zeigt. Umschriften: a) ¤ [Rosette] und b) * BURG: WIENER · ALSTER · U : WAHRINGER GRUND · GERICHTS · SIG : ; c) † WIEN · BÜRGL : ALSTER · VND WAHRINGER GRUND GERICHTS : SIGIL. ; d) † GEMEINDE † ALSERVORSTADT.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Alsergrund.

Gebäude

In der Alservorstadt entstanden zahlreiche öffentliche Gebäude

und andere, in jüngerer Zeit das Gebäude der Österreichischen Nationalbank

Häuser

  • 1776: 97
  • 1778: 145
  • 1783: 163
  • 1796: 245
  • 1830: 307
  • 1840: 329
  • 1851: 361

Einwohner

  • 1783: 9.108
  • 1796: 7.799
  • 1840: 21.503
  • 1857: 24.831

Häusernummerierungen und -schematismen

In der Alservorstadt wurden 1770 zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben, in den Jahren 1795 und 1821 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Nummerierung 1770

Nummerierung 1795

Nummerierung 1821

Ortsrichter

Liste (1700-1858) bei Hofbauer.

Quellen

Literatur

  • Walther Brauneis: Die Vorstadt zw. den Mauern vor dem Schottentor. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 29 (1974), S. 153 ff.
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XII, Taf. F
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 23
  • Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, Register
  • Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S. 4.
  • Carl Hofbauer: Die Alservorstadt. 1861, S. 18 f.
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 27.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 269 f.
  • Alsergrund (9. Bezirk)

Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238.
  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61.
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50.
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14 und 26.