Währinger Straße
48° 13' 42.29" N, 16° 20' 4.35" E zur Karte im Wien Kulturgut
Währinger Straße (9.; 18.), benannt (1862) nach der Zielrichtung, dem Vorort Währing.
Eine der ältesten und längsten, wenn auch anfangs nicht durchgehenden Ausfallstraßen, die ursprünglich (im Lauf der Zeit in verschiedenen Schreibweisen) Neuburger Straße hieß (benannt nach dem Neuburger Hof [1292], der nächst ihrem Beginn lag; erstmals erwähnt im Urbar des Schottenklosters 1314). Im Zuge der Eingemeindung der Vorstädte (1850/1862) kam es im stadtnahen Teil zu einer Häuserumnummerierung.
1547 "Stros inn die Siginalss" (Siechenals), 1630 erstmals In der Währingergassen, 1802 letztmals Neuburgergasse, 1807 Währinger Vorstadtgasse. Sonderbezeichnungen waren Hohl-(Holl-)weg - von der heutigen Sensengasse bis zur Als; beziehungsweise Herzogspoint - von der heutigen Van-Swieten-Gasse bis zur Lazarett-(Spital)-]gasse; 1818/1823 Herzogspeundt).
Als 1840 mit der Einwölbung der Als begonnen wurde, kam es zur Regulierung der angrenzenden Straßen; eine geradlinige Anlage der Währinger Straße bis zur Mautstelle am Linientor kam wegen des schwierigen Geländes (unter anderem bis 1845 Schauensteinsche Ziegeleien) erst mit Magistratsbeschluss vom 27. März 1855 zustande.
Die Währinger Straße beginnt heute an der Maria-Theresien-Straße beim Schottentor an der Bezirksgrenze 1/ 9, einen Häuserblock außerhalb der Ringstraße, und endet bei der im 18. Bezirk neben der Vorortelinie verlaufenden Simonygasse nahe der S-Bahn-Station Gersthof (S45). Sie wurde und wird, ausgenommen der Abschnitt vom Aumannplatz zur Simonygasse, von Straßenbahnlinien befahren: von den Linien 40 und 41, vom Schottentor bis zum Währinger Gürtel auch von der Linie 42 und vom Schottentor bis zur Nußdorfer Straße im 9. Bezirk auch von den Linien 37 und 38.
Gebäude
- Nummer 1 (Rooseveltplatz 15-16): Angererpalais (Hotel Regina)
- Nummer 2-4: ehemals provisorisches Abgeordnetenhaus, danach Maria-Theresien-Hof
- Nummer 6-8: Maximilianhof
- Nummer 10 (Türkenstraße 2, Wasagasse 9, Hörlgasse 1): Altes Chemisches Institut
- Nummer 12: Votivparkkino
- Nummer 13: Anatomisches Institut
- Nummer. 13A: Pharmakologisches Institut, erbaut 1898 (späthistoristischer Backsteinbau mit palaisartigem Mittelrisalit; zwei Reliefs (Darstellungen aus dem Bereich der Pharmakologie)
- Nummer 14: Stiftungshaus der Drogisten, erbaut 1858; Gedenktafel für Hans Zellhofer (mit Porträtrelief, 1956)
- Nummer 18: vormärzliches Vorstadthaus "Zum Kaiser von Österreich", erbaut 1826 von Ignaz Göll, 1845 von Peter Gerl adaptiert
- Nummer 22: Newaldhof (ursprünglich Schickhpalais); Sterbehaus des Malers Heinrich Schwemminger (Schwemmingergasse)
- Nummer 24: Meroressches Stiftungshaus, erbaut 1900
- Nummer 25: Josephinum, Hygieiabrunnen
- Nummer 26: Mozarthof. Hier stand das Gartenhaus, in dem Mozart vom Sommer 1788 bis zum Jänner 1789 wohnte und die Oper "Cosi fan tutte" sowie die Symphonien g-Moll, Es-Dur und C-Dur schrieb (Gedenktafel); Mozart-Wohnungen
- Nummer 28: Chotekpalais, ab 1904 Sitz der Firma "Friedrich Otto Schmidt" von Max Schmidt, bis 2019 in Familienbesitz. 2019 wurde das Gebäude verkauft, die Betriebs- und Lagerhallen im Innenhof abgerissen und das ehemalige Palais vollständig entkernt, nur die Fassade an der Währinger Straße bleibt erhalten. Die Bauarbeiten dauerten 2023 noch an.
- Nummer 30: Dietrichsteinpalais (Dietrichsteinsches Sommerpalais), ab 1862 Clam-Gallas-Palais. Auf dem Areal befand sich das Tanzlokal "Zum goldenen Engel" (Engelsaal), das später zum Café Walhalla umgestaltet wurde. Heute Lycée francaise und Französisches Kulturinstitut, beide in der Absiedlung begriffen.
- Nummer 33-35: "Zur goldenen Sense" (erstmals erwähnt 1735)
- Nummer 38-42 (Boltzmanngasse 1-5, Strudlhofgasse 2-4): Chemische und physikalische Institute der Universität (Neues Chemisches Institut, [ehemals Bäckenhäusel]; davor Auer-Welsbach-Denkmal)
- Nummer 39: Bezirksamtsgebäude für den neunten Bezirk
- Nummer 41: Wohnhaus Anton Bruckners (1868-1876); Gedenktafel (errichtet vom Heimatmuseum Alsergrund, enthüllt 18. Juni 1961)
- Nummer 43: Amtshaus Alsergrund, erbaut 1870-1871 in Formen der italienischen Renaissance. Bezirksvorstehung Alsergrund; Bezirksmuseum Alsergrund (seit 1958)
- Numme. 45: ehemals Pestlazarett Johannes in der Siechenals und Bürgerversorgungshaus; Arne-Carlsson-Park
- Nummer 46: Schubertkino
- Nummer 50: Hier wohnte 1956-1966 Heimito von Doderer (Gedenktafel)
- Nummer 59: ehemals Lokomotivfabrik von Georg Sigl, dann Technologisches Gewerbemuseum (Gedenktafel [begründet vom Niederösterreichischen Gewerbeverein, 1879-87] im Hausflur links) beziehungsweise nach dessen Absiedlung das WUK - Werkstätten- und Kulturhaus)
- Nummer 65: Wirtshaus "Zum wilden Mann"
- Nummer 68: Hier wohnte 1935-1980 der Wienerliedtexter Professor Hans Werner (1898-1980; Gedenktafel)
- Nummer 78: Volksoper
- Nummer 81-83: Wohnhaus des Malers Hans Canon (Büste mit Namenstafel)
- Nummer 109-111: Pestkreuz (1605)
- Nummer 117: Carl-Ludwigs-Hof
- Nach Nummer 123: Schubertpark (ehemals Währinger Ortsfriedhof); Gräberhain Schubertpark; ehemaliges Iriskino
- Nummer 125 (Teschnergasse 39-41): Cottage-Hof (Großmiethaus), erbaut (1902/1903) von Hans Dwořak für Paul Dumont
- Nummer 156: Paula-Hof
- Nummer 158: Annahof, erbaut 1900
- Nummer 168: Weinhauser Hof, erbaut 1898
- Nummer 169-171: ehemals Gentzhaus (erbaut um 1760), 1819 von Friedrich Gentz erworben und renoviert (nachdem er ab 1815 hier als Sommergast logiert hatte); hier traf er sich auch mit der von ihm protegierten Fanny Elßler. Toeplerhof, städtische Wohnhausanlage, erbaut 1927/1928 von Konstantin Peller.
- Nummer 170-170a: Johanneshof
- Nummer 171): Johannes-Nepomuk-Statue (18)
- Nummer 175-181: ehemals Czartoryskischlösschen; nach dem Abbruch des während des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigten Objekts wurde 1959 auf dem Areal eine Sonderschule für körperbehinderte Kinder errichtet. Spielplastik "Kinderrutsche" von Alfons Riedel, "Vogeltränke" von Mario Petrucci; abstrakte Ornamente in der Halle und im Stiegenhaus von Fritz Riedel und Franz Molt; vor der Schule Skulptur "Frau mit zwei Kindern" von Gertrude Fronius.
- Nummer 188-190: Wohnhausanlage Währinger Straße 188
- Nummer 194: ehemals "Doblhoff-Palais".
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
In IX:
- ab 1898: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-41 und gerade ONr. 48 und 48: Pfarre Alservorstadt; gerade ONr. 2-44: Pfarre Roßau; gerade ONr. 50-64: Pfarre Lichtental
- ab 1869: ungerade ONr. 1-47 und gerade ONr. 46: Pfarre Alservorstadt; gerade ONr. 2-44: Pfarre Roßau; gerade ONr. 48-64: Pfarre Lichtental
- ab 1880: ungerade ONr. 1-23 und gerade ONr. 2-16: Pfarre Votivkirche; ungerade ONr. 25-65 und ONr. 56: Pfarre Alservorstadt; gerade ONr. 18-54: Pfarre Roßau; gerade ONr. 58-76: Pfarre Lichtental;
- ab 1900: ungerade ONr. 1-23 und gerade ONr. 2-28: Pfarre Votivkirche; ungerade ONr. 25-67: Pfarre Alservorstadt; gerade ONr. 30-54: Pfarre Roßau; gerade ONr. 56-78: Pfarre Lichtental
In XVIII:
ab 1899: ungerade ONr. 71-123 und gerade ONr. 80-146: Pfarre Währing; Rest: Pfarre Weinhaus
Bilder
Städtische Wohnhausanlage Währinger Straße 188-190: Waschmaschinenraum
Währinger Straße 58 mit Filiale der Länderbank, 1936
Literatur
- Felix Czeike: IX. Alsergrund. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 9), S. 52 ff.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Währing. Vom Ganserlberg zum Schafberg. Wien: Mohl 1989, S. 219 f.
- Helmut Kretschmer: XVIII. Währing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 18), S. 43 ff.
- Andreas Lehne: Jugendstil in Wien. Architekturführer. Wien: J & V Ed. ²1990, S. 132
- Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S. 77 f.
- Hans Pemmer / Ninni Lackner: Die Währinger Straße. Ein Spaziergang von der Votivkirche zur Volksoper. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Heimatmuseums Alsergrund 1968 (Beiträge zur Heimatkunde des IX. Wiener Gemeindebezirks, 3)
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 433 ff.
- Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 761
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 301 f.
- Alfred Wolf: Alsergrund. Der Bezirk der Dichter und Denker. Wien: Mohl 1993, S. 202 ff.
- Alfred Wolf: Währinger Straße 22. Die Geschichte eines Hauses und seiner Umgehung: Ein Haus wird 300 Jahre alt. In: Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund. Wien: Museumsverein Alsergrund 1960 - lfd., Heft 100 (1984) S. 10-16