Renaissance
Renaissance (französisch [so viel wie Wiedergeburt]; italienisch Rinascimento), ein in Italien entwickelter Kunststil, der in Abkehr von der Gotik auf Vorbilder der Antike zurückgriff.
Renaissance in der Kunst
In der Baukunst basierte die Renaissance auf geometrischen Erkenntnissen, ausgewogener Harmonie der Fassadengestaltung und dem Gegensatz zwischen schlichtem Äußeren und reich geschmücktem Inneren; man unterscheidet seither zwischen dem Architekten (Entwerfer des künstlerischen Konzepts) und dem Baumeister (technische Umsetzung). In der Bildhauerei stand die aus anatomischen Studien entwickelte Darstellung des Menschen im Mittelpunkt; in der Malerei spielten Perspektive, Farbgebung und Licht-Dunkel-Gegensätze sowie die aus antiken Formen gestalteten Ornamente eine große Rolle. Auf dem Gebiet der Wissenschaften und der Literatur entsprach die Renaissance dem Humanismus, im religiösen Bereich ist eine Hinneigung zur römisch-griechischen Götterwelt und eine Abkehr von mittelalterlichen Elementen und Strukturen der Kirche zu erkennen (Begünstigung der Reformation).
Renaissance in Österreich
Der erste Herrscher nördlich der Alpen, der die Renaissance dem Kunstschaffen zugrunde legte, war König Matthias Corvinus (1458-1490); in den übrigen Territorien nördlich der Alpen setzte sich die Renaissance erst im 16. Jahrhundert durch, begünstigt durch den Ausbau des Behördenwesens (dessen Funktionäre an italienischen Universitäten studiert hatten), die Modernisierung des Kriegswesens (neuartige Stadt- und Schlossbefestigungen mit Hilfe italienischer Architekten und Steinmetzen) und den fürstlichen Absolutismus (Verwendung der Kunstwerke zur Verherrlichung des Herrschers).
Renaissance in Wien
In Wien wurde die Renaissance unter Ferdinand I. (Landesfürst in den Erblanden 1522-1564, Kaiser 1556-1564) und Maximilian II. (Kaiser 1564-1576) heimisch (Umgestaltung und Ausbau der Hofburg (Schweizertor 1552/1553), Errichtung der Stallburg, des Neugebäudes, des Kaiserspitals, des kaiserlichen Zeughauses und des kaiserlichen Arsenals, vor allem jedoch der neuen Stadtbefestigung [1531-1672; zwölf Basteien und elf Ravelins]); weiters sind der Umbau des Niederösterreichischen Landhauses (1562-1586; Teile erhalten), das Portal der Salvatorkapelle des alten Rathauses und zahlreiche Bürgerhäuser zu nennen (Anlage von Innenhöfen mit Arkaden [beispielsweise 1, Bäckerstraße 7], Stellung der Häuser mit der Traufe parallel zur Straße im Gegensatz zu den gotischen Giebelhäusern), von denen sich meist nur die (in die Neubauten integrierten) Portale erhalten haben.
Die wichtigsten Wiener Baumeister der Renaissance waren Pietro Ferrabosco (um 1512-1588) und Hans Saphoy († 1578). Gegen Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte sich der „welsche Stil" (Bezeichnung der Renaissance nördlich der Alpen) zum Barock weiter. In der Zeit des Historismus (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts) griff man wieder auf Bauformen der Renaissance zurück (Neorenaissance; beispielsweise Österreichisches Museum für angewandte Kunst und [neue] Universität).
Literatur
- Niederösterreichische Landesausstellung Renaissance in Österreich. Schloß Schallaburg, 22. Mai bis 14. November 1974. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abt. III/2 - Kulturabteilung 1974 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums / Neue Folge, 57)
- Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 1: Plastik in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1970 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/1)
- Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 2: Geschichte der Malerei in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1955 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/2)
- Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 3: Geschichte der Architektur in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1973 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/3)