Italiener

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Eintrag zu Vivaldis Ableben im städtischen Totenbeschauprotokoll.
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Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Venedig, Streitbeilegung im Handel mit Venedig (1343), Mittelalter, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.08.2023 durch WIEN1.lanm08uns
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Bereits unter den Babenbergern ergaben sich ab dem 12. Jahrhundert auf verschiedene Gebieten Kontakte zwischen Wien und Italien (Vorbildwirkung der italienischen Stadtbaukunst, bald auch Handelsbeziehungen - ab etwa 1200 mit Venedig, 1239 mit Parma).

Handel und Wirtschaft

Zu den wichtigsten aus Italien importierten Handelsgütern gehörten Gewürze, Südfrüchte und Seidenstoffe; Umschlagplatz war Venedig, wo Wiener Kaufleute ab dem 13. Jahrhundert im Fondaco dei Tedeschi, dem Handelshaus der Deutschen, Büros und Lagerräume besaßen. Die Fernstraße Wien-Venedig (im wesentlichen mit der ehemaligen Bundesstraße 17 ident) gewann seit dem politischen Zusammenschluss Österreichs mit der Steiermark (1192) und mit Kärnten und Krain (1335) zunehmend an Bedeutung.

Der ursprüngliche Name der Wallnerstraße deutet an, dass hier im 13. Jahrhundert „Walchen" (Welsche, das heißt italienische Kaufleute) ansässig waren. Auch italienischer Wein war in Wien begehrt; das im Mittelalter bestehende Importverbot galt nicht für die im Eigentum der Stadt Wien stehende Taverne (ab dem 14. Jahrhundert nachweisbar); ab dem Ende des 15. Jahrhunderts wurden auch einzelnen Wiener Kaufleuten gegen hohe Gebühren Importkontingente bewilligt.

Der „Banco dei giro" (Wiener Stadtbanco) und das Dorotheum haben ihre Wurzeln in Italien.

Kirche

Die Keimzelle des 1224 gegründeten Minoritenklosters bildeten Italiener (Piano dei Carpi, Martine da Milano, Giacomo da Treviso); auch die Dominikaner und die Augustiner hatten starke Bindungen nach Italien.

Im Spätmittelalter sind der Erneuerer des Franziskanerordens und (nur Italienisch oder Latein sprechende) Prediger Johannes Capistran (Capestrano) und der Sekretär Friedrichs III., Enea Silvio Piccolomini zu nennen.

Zur Zeit der Zweiten Türkenbelagerung (1683) predigte Marco d'Aviano in Wien.

Die italienische Nationalkirche ist die Minoritenkirche.

Kunst, Kultur und Bildung

An der 1365 gegründeten und 1384 ausgebauten Universität Wien wirkten auch einige Italiener, wie der Mediziner Galeazzo de Santa Sofia aus Padua († 1406; Abgebildet als Stifter im Singertor des Stephansdoms, ein frühes Zeugnis italienischer Malerei in Wien), Jacopo de Castro Romano (erwähnt 1438-1456; Leibarzt Friedrichs III.) und Girolamo Balbo aus Venedig († um 1530; Humanist).

Der Humanismus nahm von Italien seinen Ausgang. Für das 15. Jahrhundert lassen sich in Wien der Apotheker Lukas von Venedig und der Glasmaler Onofrio dei Biondo aus Murano nachweisen.

Im 16. Jahrhundert war die italienische Festungsbaukunst ("maniera italiana") Vorbild für die Renaissancebefestigung Wiens (gewaltiger Zustrom italienischer Architekten, Baufachleute und Maurer, vor allem aus Oberitalien (beispielsweise Pietro Ferrabosco); viele blieben in Wien ansässig); daneben traten zwar andere Schöpfungen der Renaissance zurück, doch wird das Neugebäude als die bedeutendste „villa suburbana" nördlich der Alpen bezeichnet.

Die Jahrzehnte des Frühbarock wurden von italienischen Künstlern dominiert, der Umbau der Kirche am Hof (1662) entsprach dem römischen Kirchenbarock.

Der älteste exakte Plan Wiens mit seinen Vorstädten (1706) stammt von Leander Anguissola und Johann Jakob Marinoni.

Der habsburgische Hof bevorzugte Italiener für kulturell wichtige Hofdienste (Hof- und Theaterarchitekten, Hofmaler, Hofdichter, Hofhistoriographen, Hofkomponisten und Hofsänger) und machte (unter Ferdinand II., der in zweiter Ehe mit Eleonora Gonzaga verheiratet war) die in Italien entwickelte neue Kunstform der Oper in Wien heimisch; auch die Leibärzte (beispielsweise Pius Nikolaus Garelli aus Bologna, der 1723-1739 auch Präfekt der Hofbibliothek war) und Beichtväter des Hofs kamen im 17. und 18. Jahrhundert überwiegend aus Italien.

Die italienische Sprache war nicht nur bei Hof und in gebildeten Schichten geläufig; Gastspiele „welscher Komödianten" und Marionettenspiele erfreuten sich großer Beliebtheit, Theateraufführungen in italienischer Sprache wurden nicht nur von gehobenen Bevölkerungsschichten besucht. Ferdinand III. und Leopold I. dichteten in italienischer Sprache; Pietro Bonaventura Metastasio lebte als Hofdichter in Wien, 1671-1721 erschien in Wien die italienische Zeitung „Corriere italiano".

Unter Joseph II. wirkten in Wien der Leibarzt Alexander Brambilla (1785 Leiter des Josephinums) und der Arzt Ludwig van Beethovens, Johann Malfatti (Gründer der Gesellschaft der Ärzte, 1837); unter Maria Theresia lehrte an der Universität der Jurist Carl Anton von Martini. Die Globen des Minoriten Vincenzo Coronelli sind Prunkstücke der Globensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Auch Wolfgang Amadeus Mozart hatte enge Beziehungen zur "italianità" (Textdichter Lorenzo Daponte, Widerpart Antonio Salieri).

Komponisten (Gioacchino Rossini), Virtuosen (Niccolò Paganini), Sänger(innen) und Tänzerinnen (Maria Taglioni die Ältere) begeisterten im langen 19. Jahrhundert die Wiener.

Das Italienische Kulturinstitut befindet sich 3., Ungargasse 43.

Bevölkerung

Das Barockzeitalter war so stark italianisiert, dass man Wien wohl als deutsche, ebenso aber auch als „italienische Kapitale" bezeichnete; der italienische Anteil an der Bevölkerung lag in den beiden Jahrzehnten nach 1650 bei 5-10% (etwa die Hälfte der in Wien lebenden Ausländer), und ihr Zuzug wurde, da sie in der Gegenreformation ein treu-katholischen Bevölkerungselement darstellten, gefördert.

Auch die Bauaufträge in der nach dem Sieg über die Türken (1683) einsetzenden hochbarocken Ära lockten zahllose Architekten, Baumeister und Angehörige von Berufen, die mit dem Bauwesen verbunden waren, aus Italien nach Wien; bestimmte Wirtschaftszweige und Gewerbe (beispielsweise Rauchfangkehrer, Seidenweber, Seidenzeugmacher, Stukkateure) waren eindeutig italienisch dominiert, doch integrierten sich deren Angehörige in die Wiener Gesellschaft.

Der Verbindung zu Italien förderlich war, dass nach dem Spanischen Erbfolgekrieg Anfang des 18. Jahrhunderts weite Gebiete Italiens zum habsburgischen Machtbereich gehörten (Lombardei, Neapel, Sardinien, Sizilien); Franz Stephan von Lothringen, der Gatte Maria Theresias, erhielt das Großherzogtum Toskana, konnte jedoch seine lothringische Herkunft nicht verleugnen und brachte dann ab der Mitte des 18. Jahrhunderts überwiegend Franzosen in bedeutende Hofämter.

Anfang des 19. Jahrhunderts fanden in der Casa piccola geheime Zusammenkünfte italienischer Revolutionäre („Carbonari") statt. Im 19. Jahrhundert zog insbesonders der Straßen- und Bahnbau italienischer Ingenieure und Arbeiter nach Österreich (beispielsweise den Erbauer der Semmeringbahn, Carl Ghega).

Italianismen im Wiener Dialekt haben sich bis heute erhalten, beispielsweise Bassena (bacino, Waschbecken), Gstanzl (stanza, Strophe), Mischkulanz (mescolanza, Mischung), püseln (piscolare, schlummern) und Tschick (cicca, Zigarettenstummel).

Habsburgische Familienverbindungen

Italien bestand bis zur Bildung des Königreichs (1861) aus einer Vielzahl von Staaten, die nicht nur durch Diplomaten in Wien vertreten waren, sondern sich auch durch Heiraten ihrer Dynastien mit den Habsburgern verbanden.

  • Leopold III. († 1386) heiratete Viridis, die Tochter des Barnabö Visconti von Mailand
  • Wilhelm († 1406) heiratete Johanna von Durazzo (Neapel; 1403)
  • Maximilian I. († 1519) heiratete Bianca Maria Sforza (Mailand; 1493)
  • Ferdinand II. von Tirol († 1595) heiratete Anna Katharina Gonzaga (Mantua; 1582)
  • Ferdinand II. († 1637) heiratete Eleonore Gonzaga die Ältere (Mantua; 1622)
  • Leopold V. von Tirol († 1632) heiratete Claudia Medici (Toskana; 1626)
  • Ferdinand III. († 1657) heiratete Eleonore Gonzaga die Jüngere (Mantua; 1651)
  • Joseph II. († 1790) heiratete Isabella von Bourbon (Parma; 1760)
  • Leopold II. († 1792) heiratete Maria Ludovika von Bourbon (Neapel; 1765)
  • Franz II. (I.) († 1835) heiratete Maria Theresia von Bourbon (Neapel-Sizilien; 1790)
  • Ferdinand I. (Abdankung 1848) heiratete Maria Anna von Savoyen (Sardinien-Piemont; 1831)
  • Karl I. (Abdankung 1918) heiratete Zita von Bourbon-Parma (1911)

dazu kommen noch Heiraten in den Sekundogenituren.

Weitere Verweise in Auswahl

Vergleiche auch: Oper, Berufe (beispielsweise Figurini, Rauchfangkehrer) und zahlreiche Adelsgeschlechter und deren Palais (beispielsweise Caprara, Collalto, Colloredo, Este, Gonzaga, Montecuccoli, Obizzi, Orsini-Rosenberg, Pallavicini, Porcia, Rofrano, Strozzi).

Literatur

  • Luisa Ricaldone: Italienisches Wien. Wien [u.a.]: Herold 1986
  • Ferdinand Opll: Italiener in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 42 (1987), Beiheft 3
  • Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 34 (1978), S. 216 f.
  • Friedrich Slezak: Italiener in Wien: Zuwanderer aus Lucca. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 43 (1988), S. 64 ff.