Lorenzo Mattielli
Mattielli Lorenzo, * zwischen 1682 und 1688 in Vicenza, † 28. April 1748 Dresden, Bildhauer.
Ab 1712 arbeitete Mattielli nachweisbar in Wien (Dekret als Hofbildhauer 1714). Er schuf 1724-1729 mehrere Monumentalfiguren für die Hofburg (darunter 1728/1729 am Reichskanzleitrakt der Hofburg „Vier Taten des Herkules" [ Heraklesstatuen ]), 1716/1731 Raptusgruppen im Schwarzenberggarten, vor 1730 Statuen an der Peterskirche, 1730 die Giebelfiguren für den Portalvorbau der Michaelerkirche, etwa zur selben Zeit die Steinfiguren des heiligen Petrus und des heiligen Michael an der Rückseite des Chors der Peterskirche. Wesentlich beteiligt war Mattielli auch an der Ausgestaltung der Karlskirche (1727); von ihm stammen die Giebelfigur des heiligen Karl, vier Attikafiguren (Religion, Barmherzigkeit, Bußfertigkeit, Gebetseifer), die bekrönenden Adler der Triumphsäulen sowie die Marmormensa mit Engeln am Hochaltar. 1732 lieferte er Steinplastiken für die Fassade des bürgerlichen Zeughauses Am Hof (Stärke, Beharrlichkeit), 1736 schuf er für den Hochaltar der Kirche der Barmherzigen Brüder („Taufe Christi") vier Heiligenfiguren (Joachim, Zacharias, Elisabeth, Anna). Die 1736 entstandene Tongruppe „Thronende Maria, heiliger Joseph und Anna" befindet sich im Barockmuseum.
Undatierbare Werke in Wien finden sich in großer Zahl: Statuen im unteren Parterre des Belvedere-Parks, der Altar der Peterskirche, Fassadenplastik an der Böhmischen Hofkanzlei und das Brunnenbecken des Vermählungsbrunnens, Steinsphingen bei den Seiteneingängen des Hetzendorfer Schlosses (wahrscheinlich auch die Attikaplastik, 1716), Vasen auf der Mauer des ehemaligen Hirschstettner Schlosses sowie Attikaskulpturen am Engelskirchnerpalais. Zugeschrieben wird ihm auch der Johannes-Nepomuk-Altar der Dominikanerkirche; 1730 wurde von Karl VI. erwogen, ihn neue Figuren für die Grabenbrunnen anfertigen zu lassen. Als ihm 1737 im Wettbewerb um den Providentiabrunnen Donner vorgezogen wurde, ging er 1740 nach Dresden, wo er 1744 Hofinspektor der antiken und modernen Statuen wurde. 1722 erwarb Mattielli ein Haus in der Vorstadt Wieden (Konskriptionsnummer 316; 4., Favoritenstraße 7), das er seiner Frau vererbte (1866 von Erzherzog Karl Ludwig von Österreich umgebaut).
Literatur
- Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
- Gabriele Praschl-Bichler: Wien speziell. Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, Öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1990, S. 148
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), Register
- Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 1: Plastik in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1970 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/1), Register
- Erwin Neumann: Der Johann-Nepomuk-Altar der Wiener Peterskirche, ein unbekanntes Werk Lorenzo Mattiellis. In: Wiener Geschichtsblätter 9 (1954), S. 66 f.
- Franz Maschek: Lorenzo Mattielli und seine plastischen Arbeiten in Klosterneuburg. In: Ebenda, S. 73 ff.
- Carl Hofbauer: Die Wieden mit den Edelsitzen Conradswerd, Mühlfeld, Schaumburgerhof und dem Freigrunde Hungerbrunn. Historisch-topographische Skizzen zur Schilderung der Vorstädte Wiens. Wien: Gorischek 1864, S. 74
- Robert Messner: Die Wieden im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 7), S. 191