Favoritenstraße
48° 10' 19.41" N, 16° 22' 44.81" E zur Karte im Wien Kulturgut
Favoritenstraße (4, Wieden; 10, Favoriten, Oberlaa-Stadt), benannt nach dem kaiserlichen Lustschloss Favorita (Theresianum), von dem sich der Name des zehnten Bezirks, Favoriten, ableitete; Verlängerung durch Einbeziehung des nördlichen Teils der Himberger Straße (7. Mai 1903).
Die Favoritenstraße ist neben der Wiedner Hauptstraße die wichtigste Ausfallstraße des vierten Bezirks (Ziel war die Neustädter oder Ödenburger Pforte nach Ungarn); sie trug im Mittelalter die Namen Wimpassinger Weg, später wurde sie Kaiserweg genannt (Favorita, deren Baukomplex bald den Straßenzug beherrschte, Theresianum). Bis zur Belvederegasse war sie von größeren Barockbauten gesäumt, anschließend führte sie als Feldweg zum "Favorithen-Thor".
Im 18. Jahrhundert war der Bereich zwischen Paulanerkirche und Althanpalais bereits dicht verbaut, beim Favoritentor bestand eine kleinere Häusergruppe mit Kapelle. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts findet sich die Bezeichnung "Favoriten Linien Straße" (Vasquez-Plan, 1830). Im 19. Jahrhundert wurde das Straßenbild durch gründerzeitliche Verbauung verändert, um 1900 die Umgebung der Favoritenstraße zu einer eleganten Wohngegend ausgestaltet (Brahmsplatz, Möllwaldplatz).
Im 20. Jahrhundert wurden im südlichsten Teil der Straße das Sommerbad Laaerberg (östlich der Straße), die Per-Albin-Hansson-Siedlung und die Per-Albin-Hansson-Siedlung Nord (beide westlich der Straße] sowie die Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost (PAHO) errichtet. Zwischen dem Sommerbad und der "PAHO" wurde die Siedlung der Heimatvertriebenen gebaut. Unter dem heute als Altes Landgut benannten Kreisverkehr unterquert die A23, die Südosttangente, die Favoritenstraße.
Der U-Bahn-Bau (Eröffnung der U1 hier 1978) machte die Favoritenstraße vom Norden bis zur Quellenstraße im 10. Bezirk schrittweise frei von schienengebundenen Verkehrsmitteln an der Oberfläche. Der im zehnten Bezirk verlaufende Teil der Favoritenstraße zwischen Südtiroler Platz und Reumannplatz wurde nach Inbetriebnahme der U1 zu einer Fußgängerzone umgestaltet, wobei der Umbau nicht in allen Abschnitten gleichzeitig realisiert wurde, so wurde der Teil zwischen Südtiroler Platz und Columbusplatz erst im Jahr 2005 zur Fußgängerzone, die Straßenbahn verkehrte hier bis 2002.[1]
Südlich der Endstation der U1 von 1978 bis 2017 unter dem Reumannplatz blieb die Favoritenstraße bis zu ihrem südlichen Ende an der Donauländebahn Teil der Straßenbahnlinie 67, die nach Aufnahme der Bauarbeiten an der U1-Verlängerung zur Therme Wien in Oberlaa zunächst teilweise durch Autobusverkehr ersetzt werden musste. Am 2. September 2017 wurde die U1-Verlängerung nach Oberlaa in Betrieb genommen. Die Favoritenstraße wird seither zur Gänze von der U-Bahn statt der Straßenbahn erschlossen.
Die Hausnummerierung der Favoritenstraße wird durch Plätze unterbrochen, die eigene Hausnummern haben: Südtiroler Platz, Columbusplatz, Keplerplatz, Viktor-Adler-Platz und Reumannplatz.
1942 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: Pfarre Paulaner
- 1.12.1866 - 15.1.1867: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-11: Pfarre St. Karl; gerade ONr. 2-22: Pfarre Paulaner; ungerade ONr. ab 13 und gerade ONr. ab 24: Pfarre St. Elisabeth
- ab 16.1.1867: ungerade ONr. 1-15: Pfarre St. Karl; gerade ONr. 2-26 und ONr. 32: Pfarre Paulaner; ungerade ONr. ab 17, ONr. 28, ONr. 30 und gerade ONr. ab 34: Pfarre St. Elisabeth
- ab 1872: ungerade ONr. 1-15 und gerade ONr. 2-26 und 32: Pfarre Paulaner; ungerade ONr. ab 17, gerade ONr. 28, 30 und gerade ONr. ab 34: Pfarre St. Elisabeth
- ab 1887: ungerade ONr. 1-15 und gerade ONr. 2-26 und 30-32: Pfarre Paulaner; ungerade ONr. ab 17, ONr. 28 und gerade ONr. 34-64: Pfarre St. Elisabeth
- ab 1906: ungerade ONr. 3-15: Pfarre St. Karl; ONr. 1 und gerade ONr. 2-26: Pfarre Paulaner; ungerade ONr. 17-47 und gerade ONr. 28-66: Pfarre St. Elisabeth
10. Bezirk:
Bis 1903 Himberger Straße ( X). Nun Fortsetzung der Favoritenstraße ( IV):
- ab 1903: ungerade ONr. 49-111 und gerade ONr. 68-128: Pfarre St. Johann, Evangelist; ungerade ONr. ab 113 und gerade ONr. ab 130 bis Grenzackergasse: Pfarre St. Anton, von hier an die ungeraden ONr.: Pfarre Oberlaa; die geraden ONr.: Pfarre Inzersdorf
Gebäude (4. Bezirk)
- Nummer 1 (Wiedner Hauptstraße 19): "Zum roten Rössel", ehemalige Pensionsgesellschaft der bildenden Künstler; erbaut 1838 von Baumeister Franz Lössl.
- Bei 2 (Paulanergasse 6): Paulanerkirche.
- Nummer 2 (Neumanngasse 2): ehemaliges Paulanerkloster. An seiner Stelle ließ sich Joseph Neumann 1802 von Franz Wipplinger ein vierstöckiges klassizistisches Wohnhaus errichten (Neumann [1764-1849] war Landkutscher und Mitglied des Äußeren Rats).
- Nummer 4-6: großer späthistoristischer Baublock (erbaut 1911 von F. Bretschneider) mit reicher Gliederung, aufwendiger Innenausgestaltung (Foyer) und reich-gestalteter Dachlandschaft.
- Nummer 7: ehemaliges Palais Erzherzog Carl Ludwig (Erzherzog-Carl-Ludwig-Palais); im Hintertrakt wurde 1961 das Spielcasino "Le Palais" eröffnet (Casinos Austria AG).
- Nummer 8: August-Bergmann-Hof, städtische Wohnhausanlage. Ab 1908 stand hier das Gebäude des Johann-Strauß-Theaters, das ab 1931 als Kino Scala und nach dem Zweiten Weltkrieg als Neues Theater in der Scala bis zum Abriss 1958/59 genutzt wurde
- Nummer 12: Maxim Bio - Johann Strauss Kino.
- Nummer 15: Favorita (Theresianum [Theresianische Akademie]).
- Nummer 18: Amtshaus für den vierten Bezirk, erbaut 1966-1968 nach Plänen des Stadtbauamts.
- Nummer 32: Wiedner Bürger Kino.
- Nummer 38-40 (Graf-Starhemberg-Gasse 11-13, Waltergasse 5): Um 1710 wurde das spätere Althanpalais erbaut, dessen letzten Rest man erst 1966 abtrug; 1822-1844 war im Schloss die Möbelfabrik Joseph Danhausers untergebracht, die nach dessen Tod (1830) sein Sohn, der Maler Josef Franz Danhauser, weiterführte (Danhausergasse), später das Wiedner Krankenhaus. 1955-1957 wurde eine städtische Wohnhausanlage errichtet (Bertha-von-Suttner-Hof; Skulptur "Die Waffen nieder" von Siegfried Charoux).
- Nummer 47 (Schelleingasse 22): Gedenktafel für Jakob Eschenbacher (sein Haus stand allerdings Favoritenstraße 6).
- Nummer 64 (Kolschitzkygasse 2-4): Koltschitzkydenkmal von Emanuel Pendl an der Fassade.
Gebäude (10. Bezirk)
- Nummer 49-53: Hier stand der Antonie-Alt-Hof, der im Zug der Errichtung des Hauptbahnhofs 2010 abgerissen wurde, da der Platz für die neue Zufahrt zur Sonnwendgasse und zum Bahnhof benötigt wurde. Der Name wurde auf die Wohnhausanlage in 10., Leebgasse 102-106 (Antonie-Alt-Hof (neu)) übertragen; außerdem wurde im Sonnwendviertel die Antonie-Alt-Gasse angelegt.
- Nummer 73-75: ehem. Modehaus Tlapa.
- Nummer 76: Steudelhof, erbaut 1830
- Nummer 87: Von 1905 bis 1911 befand sich hier das Elektrotheater American Bioscop (Favoriten).
- Nummer 96: Hier wurde 1862 die erste Schule Favoritens eröffnet (damals Himberger Straße 30); wegen der zunehmenden Bevölkerung mussten 1866 die Geschlechter getrennt werden (die Mädchenschule wurde in der Columbusgasse 10 eröffnet). Die in Privathäusern untergebrachten Schulen wurden am 14. Oktober 1871 in das städtische Schulgebäude 10, Keplerplatz 7, übersiedelt, das in einem Baublock mit dem Magistratischen Bezirksamt für den 10. Bezirk liegt.
- Nummer 108 (Keplerplatz 10): Skulptur des Astronomen und Mathematikers Johannes Kepler (1571-1630) an der Hausecke.
- Nummer 118: ehem. Sparkassengebäude (Zweigstelle der damaligen Zentralsparkasse), erbaut 1975 bis 1979 von Günther Domenig (Eröffnung 26. Juni 1979).
- Nummer 126: Hier befand sich die erste Bezirkskanzlei.
- Nummer 147: Ankerkino - Fortuna Ton Kino.
- Bei Nummer 175: Beschornerkreuz ("Favoritner Pestsäule", 1679).
- Nummer 178: Relief "Hirte und Schafe" von Franz Barwig an der Hausfassade.
- Nummer 208-210: Altes Landgut Kino.
- Nummer 239-241: Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost und Hansson-Zentrum.
- Nummer 258: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
- Nummer 264: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ebenfalls ein Zwangsarbeiterlager.
Quellen
Literatur
- Felix Czeike: IV. Wieden. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 4), S. 5 ff.
- Klemens Dorn [Schriftl.]: Favoriten. Ein Heimatbuch des 10. Wiener Gemeindebezirkes. Verf. von e. Lehrerarbeitsgemeinschaft unter Mitw. von Fachreferenten. Wien : Deutscher Verlag f. Jugend u. Volk 1928
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 232 ff. (nur für den 4. Bezirk)
- Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, Register
- Herbert Tschulk: X. Favoriten. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1985 (Wiener Bezirkskulturführer, 10), S. 14 ff.