Südtiroler Platz
48° 11' 8.88" N, 16° 22' 24.50" E zur Karte im Wien Kulturgut
Südtiroler Platz, 4. und 10. Bezirk, benannt am 21. Dezember 1927 vom Gemeinderatsausschuss VII für allgemeine Verwaltung[1] nach jenem Teil Tirols südlich des Brenners, der de facto bis 1918, völkerrechtlich bis 1920 zu Österreich gehörte (siehe auch Südtiroler Hof); vorher (ab 1898) Favoritenplatz.
Auf diesem Platz überquert die vom Westen her parallel zum Wiedner Gürtel geführte Südbahn, die hier seit 2010/2011 eine leichte Rechtskurve zum neuen Hauptbahnhof beginnt, die Favoritenstraße. Außerdem beginnt hier die nach Süden führende Laxenburger Straße.
Die Querung des Platzes unter den in Hochlage geführten Bahngleisen erfolgte lang mittels tunnelartiger, gemauerter Ziegelgewölbe für den Straßenverkehr. Später wurde für die Bahn eine breite Brücke über die Straßenbahngleise (damals Linien O, 66 und 67) und die etwa sechs Fahrspuren für den Individualverkehr gebaut; sie musste zur Anbindung des neuen Hauptbahnhofs um 2010 komplett erneuert und in ihrer Lage verändert werden.
Verkehrsbauwerk Südtiroler Platz
Am 3. Februar 1958 wurde nach Durchführung der Einbauten 1956/1957 mit der Errichtung des Verkehrsbauwerks Südtiroler Platz begonnen: Tieflegung der Straßenbahnlinien des Gürtels und Unterführung der Gürtelstraße sowie Einbindung der damals noch in Bau befindlichen Schnellbahnstation Südtiroler Platz der Wiener S-Bahn-Stammstrecke. Die Anlage kostete 84 Millionen Schilling, entstand planerisch im Zusammenwirken der Magistratsabteilung 28, Straßenbau, mit Architekt Adolf Hoch und konnte am 7. Mai 1959 eröffnet werden.
Die 1959 eröffnete Straßenbahnunterführung (Linie 18) wurde 1969 als "Ustraba" westlich des Südtiroler Platzes auf einen längeren Gürtelabschnitt bis zur Eichenstraße im 12. Bezirk verlängert, so dass beim Platz die westliche Straßenbahnrampe wegfiel.
Seit 1978 ist vom Verkehrsbauwerk auch die damals neue U-Bahn-Station Südtiroler Platz (U1) unterirdisch erreichbar, die seit 2012 Südtiroler Platz / Hauptbahnhof heißt. Seit 2012 besteht vom Verkehrsbauwerk eine unterirdische Passage zum 2015 fertiggestellten neuen Wiener Hauptbahnhof, der im 10. Bezirk südöstlich in unmittelbarer Nähe zum Südtiroler Platz als Durchgangsbahnhof errichtet wurde.
In diesem Zusammenhang wurden viele topografische Angaben bei Verkehrsmitteln von "Südtiroler Platz" auf "Hauptbahnhof" geändert, so dass der Südtiroler Platz seither in öffentlichen Ankündigungen wesentlich seltener erwähnt wird. Offizielle Vertreter Südtirols hatten allerdings bei der Wiener Stadtverwaltung dagegen opponiert, den Namen Südtiroler Platz völlig aus der Verkehrsmittelinformation zu streichen.
In einer Grünanlage des Platzes steht im 4. Bezirk seit 1978 das vom Tirolerbund errichtete Andreas-Hofer-Denkmal, auf dessen Stele ein Großteil der Tiroler Landeshymne zu lesen ist.
Gebäude
- Nummer 7-8: Pater-Innerkofler-Hof (P. Adolf Innerkofler), erbaut 1953; Skulptur "Schreitende" (um 1953).
- Nummer 9: beiderseits des Haustors Steinschnitte eines Südtiroler Trachtenpärchens (signiert L. W.).
- Am Haus 10., Gußriegelstraße 51-59, befinden sich 20 keramische Mosaike zum Thema "Umbau des Südtiroler Platzes" als Hauszeichen.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1927: Pfarre St. Elisabeth
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Literatur
- Amtsblatt der Stadt Wien. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst 39 (1959), 1 ff.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Kreuz im Süden - Verkehrsbauwerk Südtiroler Platz. In: Die Stadt Wien gibt Auskunft 34 (1959)
Einzelnachweise
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 218, A1, 4142/1927: Der Antrag zur Benennung kam aus dem 4. Bezirk (Wieden). Bezirksrat Ing. Alexander Wielemans hat am 20. Oktober 1927 in der Bezirksvertretung den Antrag gestellt, den Favoritenplatz in „Südtirolerplatz“ umzubenennen. Dem Antrag wurde zugestimmt. Als Begründung für die Benennung wird angeführt: „um damit den so schwer bedrängten Volksgenossen im deutschen Südtirol das Mitgefühl der Stadt Wien und ihrer Bewohner auszudrücken.“ Darüber hinaus solle der Gemeinderat „bei Neubenennungen von Straßen und Gassen auch Namen der bedeutenderen Städte Südtirols wählen, um diese in Italien verbotenen Namen im Sprachgebrauche zu erhalten.“ Der Magistrat schloss sich in der Folge dem Antrag an und die Vorlage erfolgte an den Gemeinderatausschuss, der am 21. Dezember 1927 die Umbenennung in "Südtiroler Platz" beschloss. Amtsblatt der Stadt Wien Nr. 90/1928, S. 1252, BV Wieden; Amtsblatt der Stadt Wien Nr. 5/1928, S. 60, Zl. 108B