Landkutscher
Bereits 1396 ist in der Scheffstraße ein "lantkusch"[1] belegt. Sie durften Personen 'über Land' befördern, soweit sie nicht den Interessen der Postkutscher zuwiderhandelten. 1700 wurden die Landkutscher verpflichtet, eine Abgabe an das Armenhaus vor dem Schottentor zu entrichten (pro Wagen drei Gulden monatlich). Dem im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert üblicher Brauch, Landkutschergewerbe "nebenberuflich" auszuüben (d. h., dass Inhaber anderer Gewerbe auch Landkutschen betrieben), setzte ein kaiserliches Privileg 1765 ein Ende. Um keine unnötige Konkurrenz aufkommen zu lassen, beschränkte man (wahrscheinlich bereits im 17. Jahrhundert) die Zahl der Landkutschergewerbe auf 20; pro Gewerbe durften nur 20 Pferde gehalten werden. Da sich allmählich auch Großfuhrwerksunternehmen für die Landkutschergewerbe interessierten, waren deren Besitzer bestrebt, ein zweites oder drittes Gewerbe aufzukaufen. Die Landkutscher wurden ab dem 18. Jahrhundert auch mit öffentlichen Aufgaben betraut (Fahrten für den Hofstaat [beispielsweise Rückkehr aus Prag 1723], "Stellfuhren" nach Graz, Laibach, Triest und Fiume [1730, 1747]); auch die Stadtsäuberung wurde am 1. Mai 1737 um 15.000 Gulden jährlich an zwei bürgerliche Landkutscher verpachtet (nachdem die Pächter des öfteren gewechselt hatten, konnte allerdings bereits 1763 keiner mehr gefunden werden). Gegen die Konkurrenz von in der Umgebung Wiens ansässigen Landkutschern, die ihre Fahrten ebenfalls von Wien aus unternehmen wollten, setzten sich die Wiener Landkutscher energisch zur Wehr und bemühten sich stets um die Erneuerung ihrer Privilegien und Ordnungen. War im 18. Jahrhundert Joseph Leitgeb (auch Vorsteher) einer der bekanntesten Landkutscher, so tritt im Vormärz v. a. Joseph Janschky hervor.
Siehe auch Landkutsche, Lehenkutscher.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien: Landkutscher und Roßausleiher
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien, U: Urkunden: Gesamtserie aller Innungen (enthält Urkunden der Landkutscherinnung)
Literatur
- Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien 1961, Band 8, S. 30 ff.
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 77
Einzelnachweise
- ↑ Zit. n. Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 77