Belvedere

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Blick auf das Obere Belvedere, damals Sitz der kaiserlichen Gemäldegalerie, 1785
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1697
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Johann Lukas von Hildebrandt
Prominente Bewohner Eugen von Savoyen, Franz Ferdinand von Österreich-Este
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  8131
GNDGemeindsame Normdatei 4194500-1
WikidataIDID von Wikidata Q211818
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Frühe Neuzeit
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Belvedere Artaria.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Blick auf das Obere Belvedere, damals Sitz der kaiserlichen Gemäldegalerie, 1785
  • 3., Prinz-Eugen-Straße 27
  • 3., Rennweg 6

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48° 11' 39.31" N, 16° 22' 49.26" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Belvedere in einer Darstellung von 1770.

Schloss Belvedere (3, Rennweg 6, Prinz-Eugen-Straße 27). barocke Schlossanlage, ab 1713 von Johann Lukas von Hildebrandt für Prinz Eugen von Savoyen errichtet, bestehend aus Oberem und Unterem Belvedere. Sitz der Österreichischen Galerie Belvedere.

Die Gesamtanage des Belvedere auf der 1778 im Druck erschienenen Vogelschau von Joseph Daniel von Huber.

Kauf des Areals durch Prinz Eugen

Eugen von Savoyen kaufte 1697 den größten Teil, rund 88.400 m², der 1693-1695 vom kaiserlichen Leibarzt Dr. Franz Stockhammer erworbenen Grundstücke am Rennweg im Gaisruck, die dieser zu einem Lustgarten gestaltet hatte. Am Gelände befand sich ein Lustgartengebäude. Zukäufe tätigte Eugen nachweislich 1706 (rund 20.125 m² aus dem Besitz von Gotthard Heinrich Graf und Herr von Salburg zu Salaberg, zuvor Besitz des Wiener Bürgerspitals), 1708 (rund 11.500 m² von Daniel Kellners Witwe), 1716 (rund 5750 m² vom Nikolaikloster) und 1721 (rund 29.770 m² vom Bürgerspital). Damit standen für den Bau des Belvedere insgesamt 155.545 m² zur Verfügung. Die Differenz zur heutigen Fläche von 165.270 m² erklärt sich hauptsächlich aus Arrondierungen 1754-1770. Bis 1713 ließ Eugen auf dem Gartenareal keine neuen Gebäude errichten. Das auf dem Stadtplan von Anguissola-Marinoni erkennbare Gebäude an der Stelle des Unteren Belvedere ist das von Stockhammer 1694-1697 erbaute Lustgebäude.

Baugeschichte

Die wichtigsten Bauteile der Anlage sind das Untere und das Obere Belvedere. Als erstes der beiden baute Johann Lukas von Hildebrandt 1712 bis 1716 das Untere Belvedere. Hier wurde ein Wohnappartement für Prinz Eugen angelegt. Darauf entwarf Hildebrandt einen Plan für das Obere Belvedere, das als Repräsentations- und Festschloss 1717 bis 1723 errichtet wurde (1723 Gewährung der Steuerfreiheit). Für die Innenausstattung des Oberen Belvedere war Claude le Fort du Plessy verantwortlich. Die Umgestaltung des Stockhammerschen Parks wurde bereits ab 1700 nach Plänen des bayerischen Garteningenieurs Dominique Girard begonnen, parallel zu den beiden Schlossbauten weitergeführt und 1725/1726 abgeschlossen. Von großer Bedeutung war für Anlage und Ausbau des Gartens die Wasserversorgung. 1707 erhielt Eugen die Erlaubnis, den Wasserbedarf für seinen Garten aus der kaiserlichen Wasserleitung zu decken. 1713 ließ er die Planken der Einfriedung des Gartens durch eine Mauer ersetzen. Der Kauf des Nikolaus-Kloster-Areals (1716) hatte Platz für die Anlage des Tiergartens (Menangerie) geschaffen, die 1719 vollendet war. Der Ankauf des Bürgerspitalareals (1721, bereits während des Schlossbaues) ermöglichte die Ausdehnung der Anlage bis zum Linienwall (errichtet 1704). Hier wurde der große obere Teich angelegt (der im Vormärz von Schlittschuhläufern frequentiert wurde). Mit dem Bau einer neuen Wasserleitung (aus Brunnstuben in Ober-St.-Veit) wurde der Bau der Anlage 1725/1726 abgeschlossen. Das Belvedere wurde 1730 von Johann Basilius Küchelbecker genau beschrieben und 1731-1740 von Salomon Kleiner im Äußeren und Inneren in einer Kupferstichserie dargestellt.

Erwerbung durch Maria Theresia – Sitz der kaiserlichen Gemäldegalerie

Nach dem Tod Eugens erbte seine Nichte Viktoria (vermählte Herzogin von Sachsen-Hildburghausen) das Palais mit allen seinen Kunstschätzen. Eugen hatte den Besitz 1733 durch Zukäufe arrondiert. Viktoria verkaufte sukzessive die Sammlungen und schließlich 1752 das Belvedere selbst, nämlich an Maria Theresia. Sie selbst übersiedelte nach Turin. Maria Theresia ließ das Belvedere 1754 dem k. k. Ärar einverleiben. In ihrer Ära malte Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, seine Ansicht von Wien mit dem so genannten Canaletto-Blick. Das Gemälde gibt den Blick vom nordwestlichen Pavillon im ersten Stockwerk des Oberen Belvedere wieder und befindet sich heute im Kunsthistorischen Museum. In unmittelbarer Nähe des Schlosskomplexes wurde ab 1754 der botanische Garten angelegt. 1775-1777 wurde auf Veranlassung von Maria Theresia und Joseph II. die kaiserliche Gemäldegalerie neu geordnet und aufgestellt. Die umfangreiche, bis dahin in der Stallburg untergebrachte Sammlung wurde ins Obere Belvedere überführt. Die Aufstellung erfolgte nach kunsthistorischen Schulen und Chronologie. Besonders hervorzuheben ist die Integrierung älterer deutscher Meister. Die Sammlung wurde 1890 in das neu errichtete Kunsthistorische Museum am Ring gebracht. Das Untere Belvedere wurde zum Sitz der Ambraser Sammlung, die 1806 als kaiserliches Privateigentum aus Schloss Ambras bei Innsbruck nach dem Verlust Tirols hierher überführt worden war. Eine Aufstellung konnte erst 1813 realisiert werden. Die Sammlung wurde in das 1891 eröffnete Kunsthistorische Museum am Ring gebracht.

Das Obere Belvedere stand bis 1894 leer und wurde in diesem Jahr als Residenz des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand eingerichtet, der dort 1904 bis 1914 wohnte. Emil von Förster, der für die Renovierung und Adaptierung verantwortlich zeichnete, nahm wesentliche Veränderungen vor. In einem Nebengebäude (Kustodentrakt) wohnte dank kaiserlicher Zuwendung Anton Bruckner, der hier am 11. Oktober 1896 starb (Gedenktafel, enthüllt 9. Oktober 1921).

Moderne Galerie, Saal mit Werken von Gustav Klimt in der Orangerie des Unteren Belvedere, 1934

Die Österreichischen Galerie Belvedere

Im Unteren Belvedere wurde 1903 die Moderne Galerie eröffnet, die 1912 in Österreichische Galerie umbenannt wurde. Der Zusammenbruch der Monarchie brachte ab 1919 wesentliche Änderungen. Die Republik übernahm mit dem ärarischen Besitz auch das Schloss Belvedere Die museale Nutzung wurde auf den gesamten Schlosskomplex ausgeweitet. Aus der anfangs nur provisorischen Unterbringung der Österreichischen Galerie 1903 im Unteren Belvedere wurde eine Dauereinrichtung. Ab 1924 wurde auch das Obere Belvedere von der Österreichischen Galerie genutzt. Am 6. April 1919 wurde der obere Teil des Belvederegartens, der sogenannte „Teichhof“, für die Allgemeinheit geöffnet. 1936 erwog man, im Belvedere den Amtssitz für Bundeskanzler Kurt Schuschnigg einzurichten. 1945 erlitt das Belvedere Kriegsschäden, die in der Folgezeit behoben werden konnten. Am 31. März 1950 wurde das „Goldkabinett" im nordöstlichen Eckpavillon des Oberen Belvederes durch Brand zerstört, der westlich anschließende Saal beschädigt. Seit 1954 ist es als Kopie des nordwestlichen Eckpavillons gestaltet. Im Belvedere wurde am 15. Mai 1955 im Marmorsaal der österreichische Staatsvertrag unterzeichnet.

Siehe auch

Video

Staatsvertrag (1955), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 249 (Ausschnitt)

Literatur

  • Hans und Gertrude Aurenhammer: Das Belvedere in Wien. Bauwerk, Menschen, Geschichten. 1971
  • Prinz Eugen und sein Belvedere. 1963
  • Bruno Grimschitz: Das Wiener Belvedere. In: Österreichische Kunstbücher 10. 1920
  • Bruno Grimschitz: Das Belvedere in Wien. 1946
  • Bruno Grimschitz: Das Wiener Belvedere und sein Schöpfer Johann Lukas von Hildebrandt. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 13. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1919, S. 35 ff.
  • Erwin Hainisch: Zum Baugedanken des Oberen Belvedere-Schlosses. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 16 (1955);
  • Richard Perger: Die Haus- und Grundstückskäufe des Prinzen Eugen in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 41. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1986, S. 41 ff. (besonders 64 ff.)
  • Erich Leitner: Zum Gartenpalais des Prinzen Eugen am Rennweg - Grundankäufe und Planungsgeschichte. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 40. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 1986, S. 20
  • Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 44 ff.
  • Manfred Wehdorn: Das obere Blumenparterre im Garten des Schlosses Belvedere in Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 29. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 1975, S. 132 ff.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S.108 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 40 ff.
  • Gertrude Aurenhammer: Geschichte des Belvedere seit dem Tode des Prinzen Eugen. In: Mitteilungen der Österreichischen Galerie 13 (1969), Nr. 57, S. 41 ff
  • Hans Aurenhammer: Das Belvedere in Wien. Baugeschichte, Funktion und Gestalt. In: Salomon Kleiner: Das Belvedere in Wien. 1969
  • Hans Aurenhammer: Ikonographie und Ikonologie des Wiener Belvederegartens. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 17 (1956)
  • Hans Aurenhammer: Das Untere Belvedere. In: Österreichisches Barockmuseum in Wien (Katalog 1958)
  • Lorenz Mikoletzky: Der Plan eines Belvederezubaues von 1847/1851. In: Wiener Geschichtsblätter 27. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1972, S. 359 ff.
  • Mitteilungen der Österreichischen Galerie zur 300. Wiederkehr des Geburtstages des Prinzen Eugen (Sonderheft 1963)
  • Anton Perger: Studien zur Geschichte der k. k. Gemäldegalerie im Belvedere zu Wien. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien 7. Wien: Gerold 1864, S. 99 ff.
  • Salomon Kleiner: Das Wiener Belvedere. 1980 (Bibliophile Taschenbücher, 171)
  • Österreich in Geschichte und Literatur. Wien: Institut für Österreichkunde / Graz: Stiasny, Sondernummer 1963;
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 61 ff.