Bernardo Bellotto
Bernardo Bellotto (genannt Canaletto), * 20. Mai 1722 (?) Venedig, † 17. Oktober 1780 Warschau, Maler.
Biografie
Bernardo Bellotto wurde als Sohn des Gutsverwalters Lorenzo Antonio Bellotto und der Fiorenza Domenica Canal vermutlich im Mai 1722 in Venedig geboren (davon abweichend werden auch der 30. Jänner 1720 oder 1721 als Geburtsdatum genannt). Bereits um 1735 begann er eine Ausbildung bei seinem Onkel, dem bekannten Veduten- und Landschaftsmaler Antonio Canal. Antonio Canal förderte nicht nur das Talent seines Neffen, sondern erlaubte ihm auch die Verwendung des selben Künstlernamens: Canaletto. Ab 1738 gehörte Bernardo Bellotto der venezianischen Malerzunft an. 1741 ging der 19-Jährige eine Ehe mit Elisabetta Pizzorno ein. Im Jahr darauf kam das erste gemeinsame Kind zur Welt, acht weitere sollten folgen, von denen fünf das Säuglings- beziehungsweise Kleinkindalter nicht überlebten.
Ab 1742 unternahm Bernardo Bellotto zahlreiche Studienreisen, die ihn unter anderem nach Florenz, Lucca, Rom, Turin, Verona und in die Lombardei führten. 1747 wurde Bellotto von Kurfürst Friedrich August II. nach Dresden gerufen und im Jahr darauf zum Hofmaler ernannt. Während seines Aufenthalts in Dresden fertige er zahlreiche Veduten an; diese Zeit gilt als die produktivste Periode seines Schaffens.
In Zusammenhang mit dem Siebenjährigen Krieg (1756−1763) verschlechterte sich die Auftragslage des Künstlers und er reiste über Bayreuth nach Wien, wo er ab Jahresbeginn 1759 bis zum Ende des Jahres 1760 wirkte. Zu seinen Auftraggebern zählten namhafte Vertreter des hohen Adels wie Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg und Joseph Wenzel von Liechtenstein, deren Residenzen er malte. Für Maria Theresia fertigte Bellotto zwischen 1759 und 1760 dreizehn Bilder an, darunter sechs Ansichten von Plätzen in der Wiener Innenstadt (zwei Ansichten der Freyung, Mehlmarkt, Lobkowitzplatz, Universitätsplatz, Dominikanerkirche) sowie sieben Veduten mit Schlössern und Gartenanlagen aus der Umgebung. Letztere umfassen vier Ansichten vom Schloßhof an der March, zwei vom Schloss Schönbrunn und die als Canaletto-Blick bekannte Ansicht Wiens vom Oberen Belvedere aus. In Zusammenhang mit Diskussionen über Wiens Status als Weltkulturerbe, der Verbauung des Stadtzentrums und insbesondere des Hochhausprojekts am Heumarkt wurde der Canaletto-Blick in jüngster Vergangenheit immer wieder prominent ins Treffen geführt.
Nach 1760 hat Bellotto die Stadt Wien nicht wieder aufgesucht. Zu Jahresbeginn 1761 reiste Bernardo Bellotto nach München, im Jahr darauf kehrte er nach Dresden zurück. Nachdem sein Haus und Atelier im Krieg zerstört und seine wichtigsten Auftraggeber verstorben waren, residierte er ab 1767 in Warschau, wo er zum Hofmaler avancierte und bis zu seinem Tod tätig war.
Video
Literatur
- Anne Katrin Feßler: Weltkulturerbe und Canalettoblick: Verbaute Blicke, faule Maßstäbe. In: Der Standard, 01.07.2018 [Stand: 02.07.2018]
- Stella Rollig / Markus Fellinger [Hg.]: Der Canalettoblick. Katalog anlässlich der Ausstellung "Der Canalettoblick" vom 29. Juni bis 14. Oktober 2018 im Oberen Belvedere. Wien: Belvedere 2018
- Wilfried Seipel [Hg.]: Bernardo Bellotto genannt Canaletto. Europäische Veduten. Ausstellung Kunsthistorisches Museum Wien, 16. März bis 19. Juni 2005. Wien: Kunsthistorisches Museum 2005
- Rudolf Schmidt: Österreichisches Künstlerlexikon. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Tusch 1974−1980
- Heinz Schöny: Wiener Künstler-Ahnen. Genealogische Daten und Ahnenlisten. Wiener Maler. Band 1: Mittelalter bis Romantik. Wien: Selbstverlag der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft "Adler" 1970, S. 121
- Giuliano Briganti: Glanzvolles Europa. Berühmte Veduten und Reiseberichte des 18. Jahrhunderts. München: Callwey 1969, S. 155 ff.
- Bernardo Bellotto genannt Canaletto. Ausstellung unter der Leitung von: Staatliche Kunstsammlung Dresden, Nationalmuseum Warschau, Kunsthistorisches Museum Wien veranstaltet von der Österreichischen Kulturvereinigung, Wien, Oberes Belvedere, 29. April bis 25. Juli 1965. Wien: Österreichische Kulturvereinigung 1965
- Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907−1950
- Meidling. Blätter des Bezirksmuseums 34. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Meidlinger Heimatmuseums 1948−lfd.
- Alois Trost: Canalettos Wiener Ansichten. Wien: Wolfrum 1947
- Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 248