Rennweg
48° 11' 35.18" N, 16° 23' 31.74" E zur Karte im Wien Kulturgut
Rennweg (3., Landstraße).
Die Anfänge des Rennwegs reichen in frühgeschichtliche und römische Zeit (zahlreiche Funde) zurück (wahrscheinlich Saumpfad durch die Uferlandschaft). Im 14. Jahrhundert erstreckten sich zu beiden Seiten Weingärten (1314-1398 Flurgrenze), 1382-1534 wurde das sogenannte Scharlachrennen abgehalten, ab 1534 befand sich hier eine Bürgerschießstätte. Die Häuser am Rennweg fielen 1683 größtenteils den Osmanen zum Opfer. Die neuerliche Ansiedlung gewann erst unter Maria Theresia größere Ausdehnung und Dichte. 1907 wurde der Rennweg bis zur Simmeringer Hauptstraße verlängert.
3., Rennweg 13, Marokkanergasse 25, um 1941
3., Rennweg 19, Salesianergasse 26, um 1940
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-29 und gerade ONr. 2-18: Pfarre St. Karl; Rest: Pfarre Rennweg
- ab 1876: ungerade ONr. 1-33A und gerade ONr. 2-18: Pfarre St. Karl; Rest: Pfarre Rennweg
(Die Heumarktkaserne, Rennweg 1, wurde ca. 1911 abgebrochen, die an ihrer Stelle errichteten Neubauten als Nr. 5, 6, 7 zum Schwarzenbergplatz gezogen.)
Gebäude
- Nummer 1-5: Ensemble von Otto Wagner, erbaut 1889/1890 (in seinem Oeuvre Übergang vom Historismus zum Jugendstil) auf dem Areal des Gardespitals (Nummer 1: ehemaliger Gardehof der Galizisch-adeligen Leibgarde.
- Nummer 3: Hoyospalais (ehemals Jugoslawische Botschaft).
- Nummer 5: Gedenktafel für Gustav Mahler [Wohnhaus 1898-1909].
- Nummer 2: Schwarzenbergpalais.
- Nummer 4: ehemals Arcierenleibgardegebäude.
- Nummer 5a: Gardekirche.
- Nummer 6: Unteres Belvedere.
- Nummer 10: Salesianerinnenkirche.
- Nummer 10: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
- Nummer 12: Militär-Medikamenten-Direktion, ab 1918 Heilmittelwerke, später Shell-Zentrale.
- Nummer 12A: erbaut 1907 von Alfred Kern (Kunstabteilungen der Österreichischen Staatsdruckerei); 1892 wurde auf dem damals noch zu Nummer 14 gehörigen Gartengrund eine Glashausanlage für den Botanischen Garten errichtet.
- Nummer 14: Direktionsgebäude der Staatsdruckerei, erbaut 1904 von Franz Bock.
- Nummer 16: Staatsdruckerei (Wiener Zeitung), erbaut 1888-1892 von Heinrich Köchlin und Johann Radinger; in der Eingangshalle Gedenktafel für Opfer des Faschismus. Ab 1816 war hier in einem barackenartigen Gebäude (zweite Hälfte 18. Jahrhundert) das Militärmehlmagazin und ab 1877 das Militärverpflegsmagazin untergebracht gewesen.
- Nummer 17: Gedenktafel für Guido Krafft.
- Nummer 17: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ebenfalls ein Zwangsarbeiterlager.
- Nummer 25 und 27: Metternichpalais (Straßen- und Gartenpalais; Italienische Botschaft).
- Nummer 27: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
- Nummer 29: Wohnhaus (1909-1942) Ludwig von Höhnels.
- Nummer 31: Sacré Coeur (Klosterkirche "Heiliger Josef“).
- Nummer 33a: Schnellbahnstation Rennweg, eröffnet am 5. Juni 1971, 2001-2002 neu errichtet.
- Nummer 44: Zentrale der Österreichischen Lotterien (erster Spatenstich 1. August 1990, Vollendung des Rohbaus 2. Juli 1992); hier wurde der größte Münzfund des 20. Jahrhunderts auf Wiener Boden zutage gefördert (1204 Silber- und sieben Goldmünzen). Zuvor befand sich hier das Fabriksgebäude der Austria Tabakwerke, das 1985 abgebrochen wurde.
- Nummer 87: Gutenbergkino.
- Nummer 89-93 (Landstraßer Hauptstraße 146-148A, Oberzellergasse 1): Rennweger Kaserne, Waisenhaus (Nummer 91 Waisenhauskirche).
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1. - 12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 143
- Josef Bergauer: Das klingende Wien. Erinnerungsstätten berühmter Tondichter. Wien: Günther 1946, S. 80, S. 83, S. 84, S. 91
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 125 f.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 130 ff.
- Karl Janecek: Lateinische Inschriften an Bauwerken und Denkmälern Wiens. Horn: Berger in Komm. 1956, S. 71
- Karl Kobald: Alt-Wiener Musikstätten. Zürich [u.a.]: Amalthea-Verl. 1919, S. 76 f.
- Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921, S. 140 ff., S. 149 ff.
- Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 87 f.
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959, S. 142 f.
- Ricarda Oettinger: Österreichische Kunsttopographie. Hg. vom Bundesdenkmalamt. Horn: Berger 1889 - lfd., S. 56 f. (archivalische Vorarbeiten 3. Bez.)
- Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 87
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 140 f.