Marokkanergasse
48° 11' 57.16" N, 16° 22' 48.02" E zur Karte im Wien Kulturgut
Marokkanergasse (3., Landstraße), entstanden im Zuge einer Parzellierung (um 1780), benannt anlässlich der am 20. Februar 1783 zwecks Abschlusses von Handels-, Friedens- und Freundschaftsverträgen mit Österreich in Wien eingetroffenen marokkanischen Abordnung (Einzug des Paschas von Tanger, Muhamed Ben Abdil Melak, als Gesandter des Fürsten von Marokko); das diplomatische Ereignis stieß auf großes Echo der Bevölkerung (auch Gasthäuser wurden entsprechend benannt und es gab eine Mode à la Maroque); eine der ältesten Straßen des Bezirks, große vormärzliche Miethausanlagen.
In der Leopoldstadt, seit 1850 der 2. Bezirk, gab es aus dem gleichen Anlass ebenfalls eine Marokkanergasse. Sie wurde, um Verwechslungen zu vermeiden, 1862 in Afrikanergasse umbenannt.
Gebäude
- Nummer 3 (Ölzeltgasse 5, Traungasse 8): „Zu den drei (weißen) Tauben", erbaut 1817 von Karl Ehmann für Franz Graf Abensberg-Traun, große vorstädtische Miethausanlage. Gedenktafeln für Georg Raphael Donner (Sterbehaus 1741) und Vuk Stefanović Karadžić (Sterbehaus 1864).
- Nummer 4 (Traungasse 10, Lisztstraße 5): Polizeikaserne und Polizeimuseum (Marokkanerkaserne).
- Nummer 5 (Traungasse 1, Salesianergasse 6): Traunsches Haus.
- Nummer 6: Anton-Schmid-Hof, städtische Wohnhausanlage (1952/1953).
- Nummer 12: Wohnhaus von Albrecht Penck.
- Nummer 20: Wohnhaus von Franz Lehár.
- Nummer 20: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: Pfarre St. Karl
Literatur
- Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 199 f.
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 119 f.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 89 ff.
- Ricarda Oettinger: Österreichische Kunsttopographie. Hg. vom Bundesdenkmalamt. Horn: Berger 1889 - lfd. (archivalische Vorarbeiten 3. Bezirk), S. 51
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 136 f.