Gegenreformation
Gegenreformation. Das Konzil von Trient (1545 bis 1563; drei Sitzungsperioden; Schlusssitzung 4. Dezember 1563) gab dem Herrscher das Recht, die Religion seiner Untertanen zu bestimmen. Die traditionell katholischen Habsburger entschlossen sich daraufhin, ihre Untertanen, die im Zuge der Reformation auch in Wien in erheblicher Zahl zum Luthertum übergetreten waren, mit Hilfe der Kirche und mit Hilfe neu berufener katholischer Ordensgemeinschaften zum katholischen Glauben zurückzuführen.
Jesuiten in Wien
Um diese Rekatholizierung in die Wege zu leiten, berief Erzherzog Ferdinand (Ferdinand I.), nachdem er 1548 eine Reformationsordnung auf katholischer Basis erlassen hatte, 1551 die Jesuiten nach Österreich. In Wien wurde 1551 beziehungsweise 1563 ein Jesuitenkollegium gegründet, womit Wien zum Ausgangspunkt der Gegenreformation wurde.
Am 25. September 1555 wurde durch den Augsburger Religions- und Landfrieden die Augsburger (evangelische) Konfession als gleichberechtigt neben der katholischen anerkannt. In Wien breitete sich jedoch der Jesuitenorden stark aus. Insbesondere Petrus Canisius, der starken Einfluss auf Ferdinand I. gewann, bahnte der Gegenreformation den Weg.
Jahrelange Konflikte
Maximilian II. lehnte die Verkündung der Beschlüsse des Trienter Konzils ab. Unter ihm wurde in Wien gegenüber den Protestanten Toleranz geübt ("Religionskonzession" 1568, "Religionssekuration" 1571) und ein Großteil der Bewohner wandte sich vom Katholizismus ab. Es ist anzunehmen, dass 1576 auch der Bürgermeister Lutheraner war. Rudolf II. veranlasste 1576 in Wien und Niederösterreich erste gegenreformatorische "Maßnahmen", nachdem Papst Gregor XIII. bereits 1572 die katholische Restauration in Deutschland eingeleitet hatte. 1577 verbot Rudolf II. den öffentlichen protestantischen Gottesdienst in Wien, und im darauffolgenden Jahr wurde der Prediger Josua Opitz aus Wien ausgewiesen, die protestantischen Kirchen und Schulen in der Stadt wurden geschlossen.[1] 1578 gründete Rudolf eine staatliche Reformationskommission, deren Leitung ab 1589 Kardinal Melchior Khlesl übernahm. Er holte zudem auch Jesuiten in seine engste Umgebung, wodurch sich die Gegensätze zwischen Protestanten und Katholiken verschärften.
In ganz Österreich kam es zu offenem protestantischen Widerstand. Bekannt wurde vor allem die "Sturmpetition" im Burghof am 19. Juli 1579. Kaiser Matthias machte in der "Religionskapitulation" vom 19. März 1609 unter dem Druck der Stände Konzessionen zugunsten des protestantischen Religionsbekenntnisses. Insbesondere der Adel wurde darin begünstigt und das "Auslaufen" der Wiener in die protestantische Kirche der Jörger in Hernals ermöglicht. Gleichzeitig begann allerdings auch die von Khlesl in Wien begonnene Klosteroffensive zu greifen. Zahlreiche Orden wurden nach Wien berufen, um sich hier niederzulassen.
Nach der von den Katholiken 1620 gewonnenen Schlacht am Weißen Berg (Prag) verloren die protestantischen Fürsten das Recht auf Religionsfreiheit.
Rekatholisierung
Ab 1600 wurde das bis dahin bereits weitgehend unter protestantischem Einfluss stehende Grund- und Mittelschulwesen rekatholisiert. Aufgrund kaiserlicher Dekrete mussten sämtliche protestantischen Schulen ihren Betrieb einstellen. Ab 1627 wurden Prädikanden und protestantische Schulmeister aus Österreich ausgewiesen. In der Zeit der Gegenreformation kam es zu grausamen Ausschreitungen, zahlreichen Hinrichtungen und Misshandlungen. Unter Ferdinand II. (1619 bis 1637), dem eifrigsten Vertreter der Gegenreformation, und Ferdinand III. (1637 bis 1657), der allerdings die kompromisslose Härte seines Vaters nicht mehr erreichte, wurde der Glaubenskampf, von katholischen Wiener Bürgermeistern (insbesondere Daniel Moser) tatkräftig unterstützt, mit großer Erbitterung geführt. Nach 1640 lebten somit kaum noch Protestanten in Österreich. Rund 100.000 Protestanten mussten unter widrigen Umständen auswandern.
Damit war die Gegenreformation erfolgreich abgeschlossen.
Bis zum Toleranzpatent Josephs II. gab es nur noch Geheimprotestanten außerhalb Wiens. Im Gefolge der siegreichen Gegenreformation setzte sich der landesfürstliche Absolutismus gegenüber den Ständen durch. Der Erfolg der Gegenreformation war auch die geistige Voraussetzung für die Kulturepoche des Barock, der auch zum künstlerischen Symbol des Siegs der katholischen Kirche wurde.
Siehe auch Evangelische Gemeinde, Protestanten, Reformation.
Literatur
- Theodor Wiedemann: Geschichte der Reformation und Gegenreformation im Lande unter der Enns. 5 Bände Prag: Tempsky 1879-1886
- Gustav Reingrabner: Protestanten in Österreich. Geschichte und Dokumentation. Wien / Graz [u.a.]: Böhlau 1981
- Gustav Reingrabner: Der österreichische Protestantismus im Zeitalter der Renaissance. In: Niederösterreichische Landesausstellung Renaissance in Österreich. Schloß Schallaburg, 22. Mai bis 14. November 1974. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abt. III/2 - Kulturabteilung 1974 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums / Neue Folge, 57), S. 404 ff.
- Moritz Smets: Wien im Zeitalter der Reformation. Preßburg: Heckenast 1875
- Stephan Skalweit: Reich und Reformation. Berlin: Propyläen Verlag 1967
- Gerhard J. Bellinger: Knaurs großer Religionsführer. 670 Religionen, Kirchen und Kulte, weltanschaulich-religiöse Bewegungen und Gesellschaften sowie religionsphilosophische Schulen. München: Droemer Knaur 1986
Einzelnachweise
- ↑ Karl Vocelka: Kirchengeschichte. In: Karl Vocelka - Anita Traninger (Hg.), Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) (Peter Csendes - Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt), Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2003) S. 325.