Maximilian I.
Maximilian I., * 22. März 1459 Wiener Neustadt, † 12. Jänner 1519 Wels, Oberösterreich (Grabstätte Burgkirche St. Georg, Wiener Neustadt), römisch-deutscher König (1486), römisch-deutscher Kaiser (1508-1519), Sohn Friedrichs III. und der Eleonore von Portugal, erste Gattin (1477 Gent) Maria von Burgund (1457-1482; Kinder: Philipp der Schöne [1478-1506] und Margarete [1480-1530]), Tochter Herzog Karls des Kühnen von Burgund, zweite Gattin (1494 Hall, Tirol) Bianca Maria (1472-1510), Tochter des Herzogs Galeazzo Maria Sforza von Mailand.
Beginn seiner Herrschaft
Durch die von Friedrich III. vorbereitete Heirat mit Maria von Burgund wurde den Habsburgern die Herrschaft über die Niederlande gesichert. Maximilian hielt sich 1477-1489 dort auf (Krieg mit Frankreich, nach Marias Tod Konflikte im Land, 1488 Rebellion gegen Maximilian, der gefangen gesetzt und erst durch ein von Friedrich aufgebotenes Reichsheer befreit wurde). 1490/1491 eroberte Maximilian (nach dem Tod des Matthias Corvinus) Österreich mit Wien zurück und drang in Ungarn ein. In Wien musste er zunächst die ungarische Besatzung der Hofburg überwältigen. Im September eroberte er auch Klosterneuburg, wobei die Stadt schwere Zerstörungen erlitt. Nach solchen Eroberungszügen hielt er sich regelmäßig in Wien auf, so hielt er im am 28. September 1490 einen Hoftag ab. Am 29. Dezember desselben Jahres erhielt er in Wien die Nachricht von der Unterwerfung der Stadt Brügge, wo er nur zwei Jahre zuvor gefangen gesetzt worden war. Die Stadt musste dafür eine Buße von 150.000 Gulden entrichten. Nach dem Verzicht von Erzherzog Sigmund (1490) wurde Maximilian Landesherr von Tirol und in den Vorlanden. Am 12. November 1491 wurde der zuvor zwischen Maximilian und König Wladislaw von Böhmen ausgehandelte Friede zwischen um die Herrschaft Ungarns streitenden Fürsten in Wien proklamiert: Wladislaw verblieb die ungarische Krone, während Maximilian alle Besitzungen, die sein Haus durch den Krieg verloren hatte, zurück erhielt. Im März 1492 leistete das Königreich Ungarn den Habsburgern für den Fall, dass König Wladislaw ohne Nachfolger sterben sollte, einen Treueeid.
Herrschaft im Reich
Nach dem Tod seines Vaters (1493) trat er die Herrschaft über das Reich und alle habsburgischen Erbländer an. Zum den Feierlichkeiten rund um das Begräbnis seines Vaters am 5. und 6. Dezember weilte er ebenfalls in Wien. Die Verwaltungsreform im Reich gelang nur teilweise (1495 ewiger Landfriede mit Fehdeverbot, 1497 Reichskammergericht und „gemeiner Pfennig" [eine Art Reichssteuer], 1500 Reichsregiment); 1508 nahm Maximilian den Titel „erwählter römischer Kaiser" (ohne Krönung durch den Papst) an. Die Verwaltungsreform in den Erbländern war erfolgreicher (Einsetzung von Beamtenkollegien, die in seinem Namen die Regierung führten: zentral für alle Erbländer, regional für zwei Ländergruppen); das „Regiment" (Regierung) für die „niederösterreichischen Lande" (Österreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) residierte 1493-1501 in Wien, 1501-1510 in Linz und ab 1510 wieder in Wien.
Neben immer wieder aufflackernden Kriegen mit Frankreich erlitt Maximilian 1499 eine Niederlage gegen die Schweizer und führte 1507-1516 Krieg gegen Venedig. Für die Dynastie sicherte sich Maximilian 1500 die Grafschaft Görz (Osttirol) und 1504 (Bayerischer Erbfolgekrieg mit Belagerung Kufsteins) die Herrschaften Rattenberg, Kitzbühel und Kufstein (Tirol) sowie 1508 „Welschtirol" (bis zum Gardasee). Die Heirat seines Sohns Philipp (mit Juana von Kastilien [Johanna der Wahnsinnigen]) leitete 1496 die spätere habsburgische Herrschaft über Spanien ein, die in Wien am 22. Juli 1515 geschlossene Doppelhochzeit habsburgischer und jagiellonischer Nachkommen bildete die Grundlage für den 1526 erfolgten Erwerb Ungarns und Böhmens (Wiener Fürstentag). Maximilian hatte keine feste Residenz, sondern war ständig unterwegs; am liebsten hielt er sich in Tirol und in der Reichsstadt Augsburg auf; in Wien war er nur wenige Male (abgesehen von der Kindheit nur 1490, 1506, 1515 und 1517, jeweils nur kurzfristig).
Erbländer und Humanismus
Die Erbländer (insbesondere die „niederösterreichische" Ländergruppe) litten zur Zeit Maximilians unter drückenden Steuern, die der Kaiser zur Finanzierung seiner Kriege eintreiben ließ, sowie unter den Übergriffen und zentralistischen Maßnahmen des „Regiments" (eine der Wurzeln für den Aufstand der Stände nach seinem Tod [ Martin Siebenbürger ]). Unter dem Druck der großen süddeutschen Bank- und Handelshäuser, bei denen Maximilian schwer verschuldet war (Fugger), wurde 1515 das Wiener Stapelrecht zugunsten der fremden Kaufleute teilweise aufgehoben; das Stadtrechtsprivileg von 1517 beeinträchtigte die städtische Autonomie. [[Celtis Dedikation.jpg|390px|thumb|right|Konrad Celtes überreicht Maximilian I. ein Exemplar seiner "Amores". Das Wiener Wappen am unteren Bildrand verweist auf das vom Kaiser 1501 hier gestiftete Collegium Poetarum et Mathematicorum. Holzschnitt von Albrecht Dürer, 1502]] Dagegen wurde die Universität von Maximilian im Geist des Humanismus gefördert (1497 Berufung des Konrad Celtes). Maximilian war der erste römisch-deutsche Kaiser, der die damaligen „Massenmedien" (Buchdruck, Holzschnitt) sowie führende bildende Künstler auf breiter Basis für seine und seiner Vorfahren Verherrlichung einsetzte (autobiographische Werke „Weißkunig" und „Theuerdank"; „Ehrenpforte"). Das prachtvolle Grabmal Maximilians in der Hofkirche zu Innsbruck ist ein bloßes Kenotaph (Denkmal ohne Bestattung); Formung und Guss der geplanten 40 Bronzestatuen legendärer und tatsächlicher Vorfahren und Verwandter Maximilians (von denen 28 vollendet wurden) erfolgten 1502-1550 (durch die Stückgießerfamilie Löffler sowie durch Ludwig del Duca), der Sarkophag mit der Kaiserstatue wurde 1584 vollendet, die Hofkirche selbst entstand 1553-1563 (ursprünglich standen andere Kirchen, darunter auch solche in Wien, als Aufstellungsort des Grabmals zur Diskussion).
Siehe auch:
- Wiener Fürstentag
- Privilegienbestätigung des Hauses Habsburg 1512
- Stadtrechtsprivileg Maximilians I. (1517)
- Fischereiordnung
- Hasenhaus
Literatur
- Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974
- Brigitte Hamann [Hg.]: Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Wien: Ueberreuter 1988
- Hermann Wiesflecker: Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit. 5 Bände. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1971-1986
- Hermann Wiesflecker: Maximilian I. Die Fundamente des habsburgischen Weltreiches. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1991
- Richard Reifenscheid: Die Habsburger in Lebensbildern. Von Rudolf I. bis Karl I. Graz [u.a.]: Styria 1982, S. 90 ff.
- Heinrich Fichtenau: Der junge Maximilian (1459 - 1482). Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1959
- Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 1: Von den Babenbergern bis zum Wiener Kongreß. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 113 ff.
- Maximilian I. 1459 - 1519. Ausstellung Österreichische Nationalbibliothek, Graphische Sammlung Albertina, Kunsthistorisches Museum (Waffensammlung), 23. Mai bis 30. September 1959. Wien: Österreichische Nationalbibliothek 1959
- Ausstellung Maximilian I. Innsbruck. Katalog. 1. Juni - 5. Oktober 1969. Innsbruck [1969]
- Gerda Mraz / Gottfried Mraz: Österreichische Profile. Maximilian I., Wallenstein, Prinz Eugen, Maria Theresia, Kaunitz, Franz II., Erzherzog Carl, Metternich, Radetzky, Franz Joseph I.. Wien [u.a.]: Athenäum 1981, S. 1 ff.
- Victor von Kraus: Itinerarium Maximilians I. 1508-1518. Itinerarium Maximiliani I. 1508—1518. Mit einleitenden Bemerkungen über das Kanzleiwesen Maximilians I. In: Archiv für österreichische Geschichte 87 (1899), S. 229 ff.
- Robert von Srbik: Maximilian I. und Gregor Reisch. In: Archiv für österreichische Geschichte 122,2 (1961)
- Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten. 1995