Rauchfangkehrer
Der älteste Nachweis für Rauchfangkehrer in Wien ist ein Erlass Maximilians I. vom 19. Oktober 1512 an den Magistrat, dass ein "Hans von Mailand" als Rauchfangkehrer anzunehmen sei. Zur selben Zeit besorgten (gemäß deren Ordnung von 1519) auch noch die Kohlenträger die Arbeit der Rauchfangkehrer. Erst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts können mit Sicherheit schon mehrere bürgerliche Rauchfangkehrermeister angenommen werden. In der Feuerordnung 1639 werden erstmals auch die Rauchfangkehrer (neben schon in früheren Ordnungen genannten Handwerkern) zum Feuerlöschen verpflichtet; in der Folge ist es dabei geblieben. Nach den Steueranschlägen der Stadt Wien mussten 1654 sieben bürgerliche Rauchfangkehrermeister Steuern entrichten. 1664 schlossen sich die zwei hofbefreiten und acht bürgerlichen Meister zu einer Innung zusammen und ersuchten die Stadt Wien um Verleihung einer Ordnung, die im selben Jahr erteilt wurde. 1673 wurden auch die niederösterreichischen Meister in die Wiener Zunft aufgenommen. In der Folge kam es durch vermehrte Gewerbeerteilungen immer wieder zur Konkurrenz zwischen Wiener und niederösterreichischen Rauchfangkehrermeistern. Im 19. Jahrhundert schlossen sich Stadt- und Landmeister zusammen, um weitere Gewerbeverleihungen zu verhindern. Erst im 20. Jahrhundert fand dieses Problem seine endgültige Lösung. Bis ins 19. Jahrhundert blieb das Rauchfangkehrergewerbe in italienischen Händen. Am Festtag des heiligen Florian gab es bei der alten Matzleinsdorfer Kirche bis 1938 einen Umzug der Rauchfangkehrer.
Wappen
1904 hat der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl Wappen der Genossenschaften vorgelegt, die zur künstlerischen Innenausstattung der Versorgungsheimkirche dienten. Das Wappen der Rauchfangkehrer hat folgendes Aussehen:
Unter goldenem Schildhaupt, das einen schwarzen Doppeladler zeigt, dem der österreichische Bindenschild auf die Brust gelegt ist, in Blau auf dem roten Dach eines brennenden Hauses stehend und das Feuer löschend die Figur des heiligen Florian in römischer Rüstung mit rotem Mantel, eine Kreuzfahne in der Linken haltend.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien, U: Urkunde 42/1
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien, U: Urkunde 42/4
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien: Rauchfangkehrer
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien, U: Urkunden: Gesamtserie aller Innungen (enthält Urkunden der Rauchfangkehrerinnung)
Literatur
- Felix Czeike: Das Feuerlöschwesen in Wien. 13.-18. Jahrhundert. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1962 (Wiener Schriften, 18), Register
- Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904, Taf. V
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 27, Taf. V
- Jakob Ebner: Wörterbuch historischer Berufsbezeichnungen. Berlin / Boston: de Gruyter 2015, S. 574
- Else Reketzki: Das Rauchfangkehrergewerbe in Wien. Diss. Univ. Wien. Wien 1952
- Else Reketzki: Die Wiener Rauchfangkehrer. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 12 (1955/56), S. 198 ff.
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 54 (Hofrauchfangkehrer)