Antonio Salieri
Antonio Salieri, * 18. August 1750 Legnano, Venetien, † 7. Mai 1825 Wien, Komponist, Hofkapellmeister.
Biografie
Als Sohn des Kaufmanns Anton Salieri und dessen Gattin Anna geboren, erhielt Antonio Salieri früh Musikunterricht – von seinem Bruder Francesco und dem Organisten Giuseppe Simoni. Salieri verwaiste 1765 und wurde daraufhin nach Venedig geschickt und von Giovanni Mocenigo versorgt. Dort erhielt er vom Tenor Ferdinando Pacini Gesangsunterricht und von Giovanni Battisto Pescetti Kompositionsunterricht.
Als k. k. Kammerkomponist Florian Leopold Gaßmann 1766 aufgrund der Aufführung seiner Oper "Achille in Sciro" in Venedig weilte, wurde er auf Salieri aufmerksam und nahm ihn mit nach Wien. Durch Gaßmann lernte Salieri 1767 Pietro Metastasio und 1766 Christoph Willibald Gluck kennen, mit Letzterem stand er bis zu seinem Ableben in Kontakt.
1770 vertonte Salieri seine erste Opera buffa "Le donne letterate", dessen Libretto ursprünglich für Gaßmann, der sich jedoch zu dieser Zeit in Italien aufhielt, vorgesehen gewesen war. Seinen ersten Erfolg hatte Salieri bereits 1771 mit seiner ernsten Oper "Armida".
Salieri stand unter der Gunst des Kaisers Joseph II. und wurde von ihm nach Gaßmanns Tod (1774) als dessen Nachfolger als Kammerkomponist und Direktor der italienischen Oper ernannt. Seine zwei darauffolgenden Opern "La finta scema" und "Daliso e Delmita" für das Hoftheater waren jedoch nicht erfolgreich.
Im Jahr 1774 lernte Salieri Therese Helfersdorfer kennen, die er 1775 heiratete. Sie war eine Cousine der Pianistin und Komponistin Josepha Auernhammer. Das Ehepaar hatte acht gemeinsame Kinder, von denen vier Töchter den Vater überlebten.
Aufgrund der Umstrukturierungen der Hoftheater in Wien wandte sich Salieri der italienischen Oper zu und schrieb fünf Opern für die Theater in Mailand, Venedig und Rom. Mit Erlaubnis von Joseph II. weilte Salieri 1778 bis 1780 in Italien. Seine Oper "La scuola de' gelosi" kam beim Publikum besonders gut an und machte den Komponisten in ganz Europa bekannt. Nach seiner Rückkehr gab Joseph II. ein deutsches "National-Singspiel" bei Salieri in Auftrag. Die Aufführung der deutschen Oper "Der Rauchfangkehrer" fand 1781 im Wiener Burgtheater statt.
1784 reiste Salieri das erste Mal nach Paris für die Aufführung "Les Danaides" – eine Oper, die ursprünglich bei Gluck in Auftrag gegeben worden war. Dieser war jedoch zu schwach, um dem Vorhaben nachzukommen. Salieris Oper war von Erfolg gekrönt und er erhielt zwei weitere Kompositionsaufträge für die Tragédies lyriques "Les Horace" und "Tarare". Gleichzeitig komponierte er Opere buffe für Wien. 1787 reiste er für die Aufführung zu "Tarare" das zweite Mal nach Paris.
Salieri wurde 1788 zum Hofkapellmeister ernannt und behielt diese Position bis zu seiner Pensionierung 1824. Zunehmend widmete er sich der Verwaltung der Hofkapelle, worunter die Bestellung neuer Instrumentalisten, Sängerinnen und Sänger fiel sowie die Organisation des Musikbestands der Hofbibliothek. Auch für die Kirchenmusik in den Gottesdiensten zeichnete Salieri verantwortlich. Im selben Jahr wurde er Präses der Tonkünstler-Societät (ab 1795 Vize-Präses) und dirigierte bis 1818 deren Konzerte.
Bei der Kaiserkrönung von Leopold II. in Frankfurt 1790 vertonte Salieri das "Te Deum". Mit dem Thronfolgewechsel übernahm Joseph Weigl die Direktion der italienischen Oper. Salieris Opernkompositionen gingen langsam zurück, unter seinen späten Opern verdient "Palmira" besondere Erwähnung. 1804 wurde seine letzte Oper "Die Neger" aufgeführt, die nur wenig Zuspruch erhielt.
Salieri blieb jedoch eine der wichtigsten Persönlichkeiten im Wiener Musikleben. 1813 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft der Musikfreunde, 1817 wird das Konservatorium eingeweiht, das sich zunächst nur aus einer Singschule konstituiert, der Salieri vorsteht. Als Gesangspädagoge unterrichtete er unter anderem Therese Gassmann oder Catharina Cavalieri. 1815 übernahm Salieri auch die musikalische Leitung des Wiener Kongresses.
Zusätzlich gab Salieri auch Kompositionsunterricht. Er unterrichte berühmte Persönlichkeiten wie Beethoven, Czerny, Hummel, Liszt, Meyerbeer, Mozart, Schubert, Sechter und Süßmayer.
Von einer Rivalität zwischen Salieri und Mozart ist nicht auszugehen, wie sie in Belletristik und Film, unter anderem in "Amadeus" (1984), zum Ausdruck kommt. Jedenfalls ist die Meinung, Salieri könnte der Mörder Mozarts sein, historisch unhaltbar.
Salieris Autografen kamen testamentarisch an die Tonkünstler-Societät, die später über Graf Dietrichstein und Hofrat von Mosel in den Besitz der Hofbibliothek gelangten, sowie an die Gesellschaft der Musikfreunde.
1894 wurde die Weinberggasse im 18. Bezirk in Salierigasse umbenannt.
Im Jahr 2000 brachte man an Salieris Wohn- und Sterbehaus eine Gedenktafel an.
Quellen
- Verlassenschaft von Antonio Salieri: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten, Persönlichkeiten, A1: S1.1
- Wienbibliothek Digital: Antonio Salieri
Literatur
- Michael Lorenz: "Antonio Salieri's Early Years in Vienna", Wien 2013
- Rudolph Angermüller: Antonio Salieri. Dokumente seines Lebens unter Berücksichtigung von Musik, Literatur, Bildender Kunst, Architektur, Religion, Philosophie, Erziehung, Geschichte, Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und täglichem Leben seiner Zeit. 3 Bände. Bad Honnef: Karl Heinrich Bock 2000
- Ignaz von Mosel: Über das Leben und die Werke des Anton Salieri. Bearbeitet und kommentiert von Rudolph Angermüller. Bad Honnef: Bock 1999
- John A. Rice: Antonio Salieri and Viennese opera. Chicago / London: University of Chicago Press 1998
- Volkmar Braunbehrens: Salieri. Ein Musiker im Schatten Mozarts. München [u. a.]: Piper 1989
- Bürgersinn und Aufbegehren. Biedermeier und Vormärz in Wien 1815–1848. Katalog der Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 17. Dezember 1987 bis 12. Juni 1988. Wien: Jugend und Volk 1988 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 109), S. 92
- Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790–1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 168
- Rudolph Angermüller: Antonio Salieri. Fatti e documenti. Legnano: Comune di Legnano 1985 (Werk- und Literaturverzeichnis, Briefe und Schriften)
- Rudolph Angermüller: Antonio Salieri. Sein Leben und seine weltlichen Werke unter besonderer Berücksichtigung seiner "großen" Opern. 3 Bände. München: Katzbichler 1971–1974
- Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 1: Von den Babenbergern bis zum Wiener Kongreß. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 327 ff.
- Der Wiener Kongreß. Ausstellung veranstaltet vom Bundesministerium für Unterricht gemeinsam mit dem Verein der Museumsfreunde, 1. Juni bis 15. Oktober 1965, Schauräume der Hofburg, Kaiserappartements, Wien. [150 Jahre Wiener Kongress]. Kataloggestaltung: Epi Schlüsselberger. Wien: Gistel & Cie 1965, S. 284
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S.14
- Giuseppe Magnani: Antonio Salieri, musicista legnaghese, 1750-1825. Con pref. del Sen. On. Innocenzo Cappa. Ed. a cura del Comune di Legnago e di un comitato cittadino. Legnago: Manani 1934
- Julius Rabe: Antonio Salieri. Beethovens lärare. In: Svenska tidskrift for musikforskning 9 (1927), S. 185–194
Antonio Salieri im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.