Wiener Tonkünstler-Societät

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Entwurf der Grundregeln der Tonkünstler-Societät (1771)
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Verein
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1771
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1939
Benannt nach
Prominente Personen Ignaz Aßmayer, Florian Leopold Gaßmann, Antonio Salieri, Joseph Leopold Eybler, Franz Schalk
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  24858
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 17.10.2024 durch WIEN1.lanm08uns
BildnameName des Bildes Tonkuenstlersocietaet.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Entwurf der Grundregeln der Tonkünstler-Societät (1771)

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  • Pensionsverein für Witwen und Waisen österreichischer Tonkünstler (1771)
  • Haydnverein (1862)


Wiener Tonkünstler-Societät, erster und ältester Wiener Konzertverein, gegründet 1771 als "Pensionsverein für Witwen und Waisen österreichischer Tonkünstler" auf Betreiben des "k.k. Kammercompositeurs" Florian Gaßmann. Gemeinsam mit der einige Jahrzehnte später gegründeten "Gesellschaft der Musikfreunde in Wien" prägten diese beiden ältesten organisierten Musikgesellschaften beziehungsweise Konzertinstitute das Konzert- und musikalische Leben Wiens entscheidend mit.

Gründung

Wie aus der ersten Bezeichnung der Vereinigung deutlich hervorgeht, wurde die Gründung vorgenommen, um die Witwen und Waisen verstorbener Musiker zu versorgen. Die Musiker machten mit der Einrichtung einer Versorgungskassa einen Schritt in Richtung Emanzipation von den adeligen Brotgebern, auf die die Hinterbliebenen von Musikern bisher angewiesen waren. Die Gründung fand unter Patronanz des Hofes statt. Im Dekret Maria Theresias vom 23. Februar 1771 genehmigte die Landesherrin nicht nur die Gründung der Gesellschaft, sondern gewährte der Kassa eine "Gnadengabe" von 500 Dukaten.

Die Beziehung der Gesellschaft zu Hof und Adel war eng. So war der Gründer der Gesellschaft, Florian Leopold Gassmann (1729 bis 1774), ab 1772 Hofkapellmeister. Der erste "Protector" der Gesellschaft, Johann Wenzel Graf von Spork (1724 bis 1804), war nicht nur adeliger Mäzen und Musikliebhaber, sondern als Hofmusikgraf Leiter der Musik-, Opern- und Theateraktivitäten des Hofes. Das Modell der Wiener Tonkünstler-Societät war nicht nur Vorbild für zahlreiche ähnliche Gründungen im Habsburgerreich, sondern auch in Berlin (1801) und St. Petersburg (1802).

Aufgaben

Die Tonkünstler waren einerseits so etwas wie eine erste Standesvertretung der Musiker in Wien (wichtig war der soziale Aspekt, da kranke, alte und verarmte Mitglieder in der Regel finanziell unterstützt wurden), andererseits aber auch ein bedeutender Konzertverein. Vor der Societät hatte es nur öffentliche Konzerte in den beiden Hoftheatern gegeben, die während der spielfreien Zeit, vor allem zu Ostern und im Advent, bestritten wurden. Neben Einzahlungen bildeten die als "Akademien" bezeichneten Konzerte die wichtigsten Einnahmequelle.

Die Institution widmete sich vornehmlich der Pflege der großen Oratorienmusik, insbesondere die Werke Joseph Haydns blieben Schwerpunkte ihrer Konzerte. Einige waren eigens für die Akademien komponiert worden. Trotz des Ansehens von Haydn scheiterte 1778/79 sein erster Versuch, in die Gesellschaft aufgenommen zu werden. Haydn wollte das Beitrittskapital nicht einzahlen und bot stattdessen an, für die Akademien komponieren zu wollen. Da er über die Erstellung von zukünftigen Arbeiten keine schriftliche Bestätigung beibringen wollte, wurde der bereits beschlossene Beitritt annulliert. Dennoch unterstützte Haydn die Gesellschaft weiterhin. 1793 dirigierte er auf einer Akademie selbst seine Londoner Sinfonien. Schließlich beschloss die Tonkünstler-Societät 1797, Joseph Haydn im Ansehen seiner unvergleichlichen Verdienste um die Societät zu ihrem Ehrenmitglied zu machen. Als man 1862 die Vereinigung neu organisierte und als Verein konstituierte, wählte sie den großen Komponisten zum Namenspatron.

Ab 1862 trug die Tonkünstler-Societät den Namen "Haydnverein", erst 1939 wurde dieser Verein aus dem Vereinskataster gelöscht (Verwaltungsschriftgut im Wiener Stadt- und Landesarchiv, Notenarchiv in der Wienbibliothek im Rathaus. Verstreutes Material aus der Frühzeit der TKS befindet sich auch im Haus-, Hof- und Staatsarchiv).

Mitglieder

Die Mitglieder dieser "Tonkünstler-Societät" waren Berufsmusiker, den Kern bildeten Mitglieder der kaiserlichen Hofkapelle. Musiker aus Liebhaberorchestern ("Dilettanten"), die etwa in der Mehlgrube oder im Augarten spielten, wurden nicht aufgenommen. In den Gründungsstatuten wurde festgelegt, dass jeder Mitglied werden durfte, "so der freyen Tonkunst zugethan ist, und allhier in Wien sich befindet". Neben einem einmaligen Entgelt von 300 Gulden beim Beitritt wurde ein jährlicher Mitgliedsbeitrag von 12 Gulden eingehoben. Der Verein wurde von einem "Protector" (bis 1848 vom jeweiligen "Hofmusikgrafen", der am Hof für die Musik verantwortlich war) geleitet; die eigentlichen Geschäfte führte ein "Präses", der von den Mitgliedern gewählt wurde, unter anderem übten dieses Amt Antonio Salieri (1788-1795), Joseph Leopold Eybler und Ignaz Aßmayer aus.

Bedeutende Musiker und Komponisten traten im Rahmen von Veranstaltungen der Sozietät auf, unter anderem Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven. Die Konzerttätigkeit stellte die Societät im späteren 19. Jahrhundert gänzlich ein, lediglich zum 125-jährigen Bestehen veranstaltete man ein Festkonzert, ebenso zum 150-Jahr-Jubiläum am 30. November 1920, wobei Franz Schalk die Aufführung der "Schöpfung" leitete.

Literatur

  • Carl Ferdiand Pohl: Denkschrift aus Anlass des hundertjährigen Bestehens der Tonkünstler-Societät, Wien 1871
  • Claudia Pete: Geschichte der Wiener Tonkünstler-Societät. Phil. Diss. Univ. Wien. Wien 1996
  • Eduard Hanslick: Geschichte des Concertwesens in Wien. Wien: Braumüller 1869-1870
  • Rita Steblin, „Who Commissioned Schubert’s Oratorio 'Lazarus'? A Solution to the Mystery. Salieri and the Tonkünstler-Societät.“ Schubert: Perspektiven 9 (2010), S. 145–181
  • Rita Steblin, Beethoven Mentions in Documents of the Viennese Tonkünstler-Societät, 1795 to 1824. In: Bonner Beethoven-Studien, Band 10 (2012), S. 139-188

Weblinks