Joseph Haydn
Joseph Franz Haydn, * (wahrscheinlich) 31. März 1732 Rohrau, Niederösterreich (Taufe 1. April 1732), † 31. Mai 1809 Wien 6, Haydngasse 19 (Einsegnung am 1. Juni 1809 in der Gumpendorfer Pfarrkirche [Gedenktafel mit Bronzerelief von Robert Ullmann], Hundsturmer Friedhof [Exhumierung 6. November 1820], ab 7. November 1820 Gruft in der Bergkirche beziehungsweise seit 1. Juni 1932 Haydn-Mausoleum, Eisenstadt), Komponist, Gattin (26. November 1760 St. Stephan) Anna Maria Keller (* 9. Februar 1729 Wien, † 20. März 1800 Baden), Tochter des Perückenmachers Johann Peter Keller. Sohn eines Wagnermeisters und Landwirts, wurde zunächst von einem Vetter in Hainburg in Gesang und Instrumentenspiel unterrichtet, war dann 1740 bis 1749 Chorknabe (Sopran) in St. Stephan (unter der Leitung von Hofkompositeur Georg Reutter des Jüngeren).
Bei Niccolò Antonio Porpora kam er als Bedienter unter, wohnte ab 1750 mehrere Jahre hindurch in einer Dachkammer des Hauses Kohlmarkt 11 und verdiente sich als Begleiter in den Gesangsstunden bei Porpora, als Tanzbodengeiger und Serenadenspieler seinen Unterhalt; er erhielt von Porpora allerdings Kompositionsunterricht und lernte den am Kohlmarkt wohnenden Pietro Metastasio sowie Christoph Willibald Gluck und Carl Ditters von Dittersdorf kennen. Durch Vermittlung Metastasios wurde Marianne Martinez (1744-1812) Haydns Klavierschülerin. Nach eifrigem Selbststudium schrieb Haydn verschiedene Kompositionen, darunter 1751 die komische Oper "Der krumme Teufel", 1755 sein erstes Streichquartett und 1756 die erste Messe.
1755 bis 1758 wirkte er auf dem Chor der Klosterkirche der Barmherzigen Brüder (2, Taborstraße bei 16; Gedenktafel). Als 1755 Porpora vom Michaelerhaus auf die Seilerstätte übersiedelte, verließ auch Haydn seine Dachkammer. 1759 wurde er Kapellmeister in der Privatkapelle des Grafen Morzin in Lukawitz bei Pilsen (Böhmen). Hier schrieb er seine erste Symphonie (D-Dur), weitere folgten 1760.
Am 1. Mai 1761 wurde Haydn zweiter Kapellmeister bei Paul Anton Fürst Esterházy in Eisenstadt (ab 1768 im Sommerschloss Esterházy [Fertöd, Ungarn] nahe dem Neusiedler See); nach Wien kam Haydn nur selten (beispielsweise am 21. März 1770 zu einem Gastspiel "Lo speziale" der Operntruppe Esterházy im Palais Gottfried Freiherr von Sumerau [Windmühlgasse 28], am 29. März 1771 zu einer Stabat-Mater-Aufführung in der Piaristenkirche oder zur Aufführung des Oratoriums „II ritorno di Tobia" im Kärntnertortheater [2. bis 4. April 1775]). Nach dem Tod des ersten Kapellmeisters G. J. Werner (1766) wurde Haydn dessen Nachfolger. 1790, nach dem Tod von Esterházys Sohn Fürst Nikolaus Joseph, wurde die Kapelle aufgelöst, Haydn erhielt eine Pension, verkaufte sein Eisenstädter Haus und zog nach Wien.
Am 2. Februar 1785 besuchte Haydn Mozart in seiner Wohnung in der Domgasse, am 11. Februar 1785 trat er der Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht" bei. 1791/1792 und nochmals 1794/1795 unternahm er Reisen nach England, wo er große Erfolge feierte. Seine Werke beherrschten das Londoner Konzertleben; am 8. Juli 1791 erhielt er das Ehrendoktorat der Universität Oxford (die bei der Promotion gespielte Haydnsche Symphonie heißt darum "Oxford-Symphonie"). Auf der Rückreise vereinbarte er mit Ludwig van Beethoven, den er bereits 1790 kennengelernt hatte, dass dieser als sein Schüler nach Wien kommen solle. Haydn wohnte 1792 in 1, Johannesgasse 18, wohin Beethoven zum Unterricht kam, und 1792-1797 im Hoföbstlerischen Haus (1, Neuer Markt 2; Gedenktafel); am 14. August 1793 erwarb er das Vorstadthaus Obere Windmühle, Kleine Steingasse 73 (6, Haydngasse 19; Haydnhaus), das er aufstocken ließ und 1797 bezog. Am Neuen Markt komponierte er 1797 die spätere Kaiserhymne "Gott erhalte unsern Kaiser", doch erst in der Vorstadt Obere Windmühle schrieb er seine großen Oratorien: 1798 die "Schöpfung" (Uraufführung am 29. und 30. April 1798 im Stadtpalais Fürst Schwarzenberg [1, Neuer Markt 8; Schwarzenbergpalais], öffentliche Aufführung erst am 19. März 1799), 1801 die "Jahreszeiten" (Uraufführung ebenfalls bei Schwarzenberg am 24. April 1801).
1802 und 1803 stieg Haydn im Dornbacher Pfarrhof ab. 1796-1802 entstanden außerdem sechs große Hochämter. Die letzten Lebensjahre litt Haydn unter den Beschwernissen des zunehmenden Alters; seinen letzten Auftritt hatte er am 27. März 1808 in der Aula der Alten Universität. Seine letzte Ruhestätte fand Haydn zunächst auf dem Hundsturmer Friedhof (heute Haydnpark; der 1814 von Sigismund Ritter von Neukomm errichtet und 1842 von Graf Stockhammer erneuerte Grabstein blieb erhalten), seit 1820 in Eisenstadt; Haydns Schädel (von Johann Peter und Josef Karl Rosenbaum [letzterer Sekretär von Fürst Esterházy] vor der Bestattung in Wien entwendet) blieb (nach mehrmaligem Besitzwechsel) bis 1954 im Besitz der Gesellschaft der Musikfreunde (ab 1895 in deren Museum in einem mit einer Lyra geschmückten Glaskästchen als Schaustück präsentiert) und wurde erst am 5. Juni 1954 in feierlichem Kondukt von Wien über Rohrau nach Eisenstadt überführt, wo das Cranium durch Gustinus Ambrosi mit den sterblichen Überresten vereinigt wurde.
Haydn schrieb 108 Symphonien, 19 Opern, 83 Streichquartette, 16 Ouvertüren sowie zahlreiche Klavierkonzerte, Sonaten und religiöse Werke (darunter 14 Messen; auf diesem Sektor blieb sein Bruder Johann Michael Haydn beliebter). Haydn ist der Vollender des neuen Instrumentalstils, besonders auf den Gebieten der Symphonie und des Streichquartetts. Am 31. Mai 1899 wurde in seinem Sterbehaus das „Haydn-Museum der Stadt Wien" eröffnet (Gedenktafel, enthüllt am 31. März 1932). Goldene Salvatormedaille (1803; für Wohltätigkeitskonzerte); Ehrenbürger (1. April 1804; für das Dirigieren von Wohltätigkeitskonzerten zugunsten der Pfründner von St. Marx).
20-Schilling-Banknote (1950), 20-Schilling-Münze (1982), Briefmarke (1982). Haydndenkmal, Haydngasse, Haydn-Gedenkstätten, Haydngrab, Haydnhof (Gedenktafel 12, Arndtstraße 1, Gaudenzdorfer Gürtel 15), Haydnmuseum, Haydnpark, Joseph-Haydn-Straße
Zum Zeitpunkt seines Todes war Haydn ein reicher Mann, weshalb er ein umfangreiches Testament aufsetzte, um Familienmitglieder, Hausangestellte und ehemalige Wohltäter zu bedenken.
Quellen
- Testament von Joseph Haydn (WStLA, Hauptarchiv-Akten-Persönlichkeiten, A1: H9.1)
- Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Joseph Haydn (WStLA, Hauptarchiv-Akten-Persönlichkeiten, A1: H9.5)
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zu Joseph Haydn
Literatur
- Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Personenteil A-K. Mainz: Schott 1959
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891
- Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23)
- Hanns Gall: Joseph Franz Haydn. Wien: Pechan 1952
- Fritz Högler: Joseph Haydn. Wien: Österreichische Bundesverlag 1959
- Pierre Barbaud: Joseph Haydn in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1970
- Howard C. Robbins Landon: Joseph Haydn Wien: Molden 1981
- Joseph Haydn. Katalog der Gedächtnisausstellung in Eisenstadt 1932 - Zur Feier der 200jährigen Wiederkehr seines Geburtstages. Eisenstadt: Wolf 1932
- Joseph Haydn und seine Zeit. Ausstellung Schloss Petronell (N.Ö.), Mai bis Oktober 1959. Wien: Niederösterreichisches Landesmuseum 1959
- Joseph Haydn in seiner Zeit. Ausstellung Eisenstadt, 20. Mai - 26. Oktober 1982. Eisenstadt: Amt der Burgenländischen Landesregierung 1982 (darin: Leben und Werk in Daten: S. 25 ff.)
- Wien zur Zeit Joseph Haydns. In: Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), 1982)
- Felix Czeike:Das Burgenland : Land der Störche und der Burgen ; Kultur, Landschaft und Geschichte zwische Ostalpen und Pußta. Köln: DuMont 1991, S. 91, 95 ff. und Register
- Joseph Haydn und die Literatur seiner Zeit. In: Jahrbuch für Österreichische Kulturgeschichte. Eisenstadt: Institut für Österreichische Kulturgeschichte 6 (1976), S. 123 ff.
- Haydn-Museum Eisenstadt (Katalog. Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. XII-3, Landesmuseum, N.F., 13 ) 1980
- Erwin Heinzel: Lexikon der Kulturgeschichte in Literatur, Kunst und Musik. Wien: Hollinek 1980, 180 ff.
- Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), S. 106 ff.
- Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, Register
- Felix Czeike: VI. Mariahilf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 6), S. 20 (Gedenktafel), S. 22 f. (Sterbehaus)
- Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 209, 329, 332, 349
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 109
- Günther Berger: Joseph Haydns unruhiger Ruheort am Hundsturmer Friedhof. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 46 (1991), S. 183 ff.
- Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 93 f.
- Josef Bergauer: Auf den Spuren berühmter Menschen in Wien. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst 1949, S. 71, 90 f., 120 f., 154, 202, 205
- Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u.a.]: Molden 1970, Register
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 41, 46, 58, 121, 174 f., 176
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 325 f., 357
- Alois Trost: Zur Kunde von Joseph Haydns Bildnissen. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Alterthumsverein zu Wien 1915, S. 186, 196
- Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 29.4. 1982
- Anton Neumayr: Musik & Medizin l. Wien: Wien : J & V Ed. Wien, S. 13 ff., 277, 243