Dominikaner
48° 12' 31.85" N, 16° 22' 44.09" E zur Karte im Wien Kulturgut
Dominikaner, auch Prediger genannt (lateinisch ordo predicatorum = Orden der Prediger, abgekürzt O. P. beziehungsweise O. Pr.), katholischer Bettelorden, gegründet 1215 vom heiligen Dominikus zur Bekämpfung abweichender Lehren (damals vor allem der Albigenser).
Die Dominikaner leben gemäß der Augustinerregel, welche aber verglichen zur Benediktinerregel nicht so viele Vorschriften über die Ernährung enthält. Hauptaufgaben sind Predigt und intellektuelle Überzeugung (deshalb auch akademische Ausbildung der Ordensbrüder angestrebt). Der Orden erfuhr eine rasche Verbreitung; Anfang 14. Jahrhundert gab es in Europa 562 Klöster (unter Prioren), die in 21 Provinzen (unter Provinzialen) zusammengefaßt waren; oberste Instanzen sind der Ordensgeneral und das Generalkapitel. 1231 wurde den Dominikanern die Durchführung der Inquisition (Ermittlung und Aburteilung von Glaubensabweichungen durch geistliche Sondergerichte) übertragen. 1226 wurden die Dominikaner von Herzog Leopold VI. nach Wien berufen (nachdem bereits 1217 in Friesach [Kärnten] die erste österreichische Niederlassung errichtet worden war); im östlichen Österreich folgten Krems (1236), Wiener Neustadt (1250) und Retz (um 1280/90). Die wichtigsten Ordensreformen erfolgten 1276 und 1389.
Im Hoch- und Spätmittelalter waren die Dominikaner der einflußreichste der vier Bettelorden; vor allem in den theologischen Wissenschaften hatten sie mit ihrem Hausstudium eine führende Stellung inne, ebenso stellte der Orden stets bedeutende Prediger. Die im 17. Jahrhundert barockisierte Dominikanerkirche war Sitz der Erzbruderschaft zum heiligen Rosenkranz, die für Wien große Bedeutung erlangte. Die Josephinische Klosterreform zersprengte die Niederlassungen der Dominikaner, doch wurde der Orden im 19. Jahrhundert reorganisiert. Im Zuge der Neueinteilung der Wiener Pfarren erwog Joseph II. zunächst die Errichtung einer Pfarre an der Universitätskirche (Neue Jesuitenkirche), installierte diese dann aber am 18. Februar 1783 doch in der Dominikanerkirche, womit auch die Gefahr einer Klosteraufhebung gebannt war. Die Pfarre betreute zu diesem Zeitpunkt rund 4.700 Einwohner; ab 1807 wurde sie mit Ordensgeistlichen besetzt. Die Niederlassung in Wien gehörte zur deutschen Provinz „Teutonia" (1895 neu gegründet) und wurde 1939 der neu begründeten oberdeutschen Ordensprovinz eingegliedert. Die Dominikaner gehörten (im Gegensatz zu älteren Orden) der Welt des städtischen Bürgertums an und spielten in der Zeit der Gotik eine große Rolle („Bettelordenskirchen"); sie bauten in Österreich die ältesten Hallenkirchen.
Dominikanerinnen, Dominikanerkirche, Dominikanerkloster.
Literatur
- Max Heimbucher: Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche. Band 1. Paderborn: F. Schöningh 1934, S. 469 ff.
- Wilhelm Frank: Hausstudium und Universitätsstudium der Wiener Dominikaner bis 1500. Diss. Univ. Wien. Wien 1964
- Susanne Fritsch: Das Refektorium im Jahreskreis. Norm und Praxis des Essens in Klöstern des 14. Jahrhunderts. Wien/München: Böhlau 2008 (VIÖG 50)