Bettelorden
Die Verbreitung der Bettelorden, zu denen man die Dominikaner (Ordo Fratrum Praedicatorum; OP, Predigerorden; ab 1215), die Minoriten (Ordo Fratrum Minorum; OFM, Minderbrüder oder Franziskaner, ab 1209), die Augustiner-Eremiten (Ordo Eremitarum Sancti Augustini; OESA, Augustiner, ab 1256), später auch die Kapuziner und die Karmeliten (Ordo Fratrum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo; OCarm., ab 1155/1245) zählt, erfolgte verhältnismäßig rasch.
1250 bestanden im habsburgischen Herrschaftsbereich (einschließlich des heutigen österreichischen Staatsgebiets) 13 Dominikaner- und 22 Minoritenklöster, bis 1300 folgten weitere neun Dominikaner- und 23 Minoritenklöster und im 14. Jahrhundert nochmals 13 Minoritenklöster. Die Augustiner besaßen 1300 19 Konvente, zu denen im 14. Jahrhundert weitere acht hinzukamen, die Karmeliten blieben mit fünf Klöstern unbedeutend. Weibliche Zweige gab es nur bei den Dominikanern (Dominikanerinnen) und Minoriten (Clarissen, Tertiarinnen), die beschaulich lebten und im Gegensatz zu den Männerorden über Grundbesitz verfügten. Die Bettelorden konzentrierten ihre Tätigkeit auf die Städte, da sich in diesen zahlreiche neue soziale Probleme ergaben. Sie wurden von den Landesfürsten ebenso gefördert wie vom Adel und der Bürgerschaft, lebten jedoch in ständiger Rivalität mit dem Weltklerus und der Jurisdiktion der Bischöfe.
Kunsthistorisch waren sie die Träger einer von Italien beeinflussten frühen Gotik; sie übernahmen bei ihren Kirchenbauten oftmals Bauregeln der Zisterzienser, reduzierten diese jedoch (insbesondere oft Wegfall der Türme, der reichen Baugliederung und der plastischen Ausschmückung). Die Reformation und der Josephinismus führten zu den häufigsten Klosterschließungen. Die straffe, zentrale Organisation der Bettelorden, ihre weite Verbreitung und die kaum notwendige Rücksicht auf Vermögenswerte bewirkten, dass die Päpste sie oft für besondere Aufgaben heranzogen (päpstliche Gesandte, Beichtväter, Kreuzzugsprediger). Die Bettelorden wurden von den Babenbergern, von Ottokar II. Přemysl und von den frühen Habsburgern gefördert. Die Dominikaner wurden von Leopold VI. 1226 (Dominikanerkirche, Dominikanerkloster), die Minoriten um 1230 nach Wien berufen (Minoritenkirche und Minoritenkloster); die Clarissen wurden 1303 von Blanka, der Gattin Rudolfs III., von Judenburg nach Wien berufen (Klarakloster), wogegen die Beschuhten Augustiner 1330 (aufgrund seines auf Burg Trausnitz geleisteten Gelübdes) von König Friedrich dem Schönen aus dem Augustinerkloster im Oberen Werd in die Stadt berufen wurden (Augustinerkirche). 1386 bauten sich die Karmeliten, die bis dahin im Oberen Werd gelebt hatten, ihre Kirche am Hof (Alte Jesuitenkirche; Am Hof); die Franziskaner errichteten ihr erstes Haus erst 1451 bei St. Theobald (Theobaldkirche) und übersiedelten nach 1529 in die Stadt (Franziskanerkirche).
Literatur
- Die Zeit der frühen Habsburger. Dome und Klöster 1279 - 1379. Niederösterreichische Landesausstellung Wiener Neustadt 12. Mai bis 28. Oktober 1979. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung III/2 - Kulturabteilung 1979 (Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge 85), S. 351 ff.
- Richard Perger: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20)
- Ernst Englisch: Ein Beitrag zur Geschichte der Bettelorden in Österreich von den Anfängen bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung ihrer Beziehungen zu den Habsburgern. Diss. Univ. Wien. Wien 1969
- Gustav Wendl: Die Anfänge der Bettelorden in Niederösterreich. Diss. Univ. Wien. Wien 1920
- Richard Kurt Donin: Die Bettelordenskirchen in Österreich. Zur Entwicklungsgeschichte der österreichischen Gotik. Baden bei Wien: Rohrer 1935