Augustiner-Eremiten
48° 12' 18.69" N, 16° 22' 4.95" E zur Karte im Wien Kulturgut
Augustiner-Eremiten, ein 1256 von Papst Alexander IV. gegründeter Bettelorden nach den Regeln des heiligen Augustinus (zusammengefaßt aus mehreren im 12. Jahrhundert entstandenen Einsiedlerkongregationen), der über Kärnten (ältestes Kloster in Völkermarkt, gegründet 1256/1257) vor 1266 auch nach Wien kam, wo er in der Vorstadt vor dem Werdertor eine Niederlassung gründete.
1327 erfolgte die Verlegung in die Stadt nahe der Hofburg, wo König Friedrich I. der Schöne mehrere Häuser zur Verfügung stellte (1., Augustinerstraße 3). Neben der 1330-1339 erbauten Augustinerkirche entstand 1337-1341 die Georgskapelle, die der von Herzog Otto dem Fröhlichen gegründete Rittergesellschaft der „Temploisen" als Versammlungsraum diente. Das Wiener Hofkloster (1327-1812) bei der Burg war einer der bedeutendsten Konvente seiner Zeit (bedeutende Klosterbibliothek); die Mönche wirkten erfolgreich an der Wiener Universität. Die Blütezeit des Konvents fällt in die zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, als hier namhafte Theologen und Schriftsteller wirkten (unter anderem Leopold Stainreuter, der die „Chronik der 95 Herrschaften" schrieb, und Leonhard von Kärnten, der maßgeblich zum Aufschwung der 1384 gegründeten theologischen Fakultät der Universität beigetragen hat; † 1402).
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geriet der Orden in eine schwere Krise (Auswirkung des Protestantismus; Martin Luther hatte vor seinem Abfall als Mitglied des Wittenberger Augustinerklosters zur Reformpartei gehört), 1544 hören wir von einer Massenflucht der Mönche, die hauptsächlich durch Italiener ersetzt wurden (die jedoch von der Wiener Bevölkerung nicht akzeptiert wurden). Kloster und Kirche wurden bis 1642 von den Beschuhten Augustiner betreut; in diesem Jahr wurden diese in die Landstraßer Rochuskirche transferiert, in die Stadtkirche zogen hingegen Unbeschuhte Augustiner ein (die Augustiner-Barfüßer oder „unbeschuhten" Augustiner hatten sich seit 1588 als Ordenszweig strengerer Observanz von der älteren Richtung, den „beschuhten" Augustiner, abgetrennt). In der Umgebung Wiens entstanden Niederlassungen der Augustiner-Eremiten in Klosterneuburg, Korneuburg und Bruck/Leitha.
Der Orden hatte bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Österreich zahlreiche Niederlassungen; ihre Blütezeiten lagen im 14. und 18. Jahrhundert. Die josephinische Klosterreform und Säkularisierungen führten zur Auflösung sämtlicher Niederlassungen in Österreich (Aufhebungsbescheid vom 27. Februar, Auflösung am 13. April 1812; seit 1951 neuer Sitz im Wiener Augustinerkloster). Das Wiener Kloster mit der Hofkirche (Augustinerkirche) war einer der bedeutendsten mittelalterlichen Konvente; viele Mönche hatten Lehrstühle an der Universität inne. Das älteste Kloster bestand in Völkermarkt (Kärnten), das in Lockenhaus (Burgenland) bestehende wurde als letztes aufgelöst (1820).
Siehe auch:
- Augustiner
- Augustiner-Chorherren
- Augustiner-Eremiten
- Augustiner-Chorfrauen
- Augustinerkirche
- Rochuskirche
- Augustinerkloster (9)
Literatur
- Friedrich Rennhofer: Augustinerklöster in Österreich. Louvain: Impr. Nova et Vetera 1956
- Friedrich Rennhofer: Die Augustiner-Eremiten in Wien. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte Wiens. Würzburg: Augustinus-Verlag 1956
- Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 155 ff. (Das Kloster der Augustiner-Eremiten)