Zisterzienser
48° 12' 34.70" N, 16° 22' 34.34" E zur Karte im Wien Kulturgut
Zisterzienser (auch Cisterzienser), katholischer Männerorden, hervorgegangen aus einer Reformbewegung im Benediktinerorden.
Die ersten Klöster entstanden in Burgund. Der heilige Robert († 1110) aus dem Benediktinerkloster Molesme gründete 1098 in Citeaux (lateinisch Cistercium) ein Ordenshaus, in welchem man nach einer strengeren Form der Benediktinerregel lebte (Abgeschiedenheit in entlegenen Tälern, Handarbeit, Aufnahme von Laienbrüdern); nach denselben Grundsätzen entstanden die Klöster La Ferte (1113), Pontigny (1114), Clairvaux (1115), gegründet vom heiligen Bernhard (1090-1153), dessen überregionalem Wirken die rasche Ausbreitung des Ordens zu verdanken ist, und Morimond (1115).
Mit der "Carta caritatis" von 1114 (Statuten), die 1119 vom Papst bestätigt wurde, war die Bildung des Ordens vollzogen, das erste Kloster des weiblichen Zweigs (Zisterzienserinnen) entstand 1120/1132 im Tartund. Von Morimond ging die Gründung von Klöstern im deutschen Sprachraum aus. Der Babenberger Otto (um 1114/1115-1158), ein Sohn Leopolds III., trat 1132 ins Kloster Morimond ein, wurde dort 1133 Abt (nachmals [1138-1158] Bischof von Freising; Otto von Freising); seinem Einfluß ist die Gründung von Heiligenkreuz durch seinen Vater 1133 zu verdanken.
Tochterklöster sind Zwettl (Niederösterreich) 1138, Baumgartenberg (Oberösterreich) 1142, Czikador (Ungarn) 1142, Sankt Gotthard (Ungarn) 1184, Marienberg (Ungarn, heute Burgenland) 1263 und Neuberg an der Mürz (Steiermark) 1325.
Als erstes Kloster der Zisterzienserinnen im heutigen Österreich entstand St. Maria (nachmals St. Niklas) vor dem Stubentor (Nikolaikloster [3]): eine Filiale des Klosters bestand 1272-1385 in 1, Singerstraße 13-15, Grünangergasse 10-12 (Nikolaikloster [1]). In Wien entstand das Zisterzienserinnenkloster St. Niklas vor dem Stubentor, dass während des Einfalls der Ungarn 1270 verwüstet wurde, wodurch die Bewohnerinnen in die Stadt sowie umgebene Dörfer fliehen mussten. 1272 stiftete der Bürger Paltram vor dem Freithof sein Haus neben einem Haus des Klosters Heiligenkreuz in der Singerstraße, wo in weiterer Folge eine neue Klosterkirche erbaut wurde. Das Gebäude wurde am 10. November 1273 durch den Bischof Peter von Passau zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Das Gebäude vor dem Stubentor wurde während der Belagerung 1276 durch Rudolf I. abermals zerstört und bis 1280 wieder aufgebaut.
Weitere Gründungen folgten St. Bernhard bei Horn (Niederösterreich) 1263, Ybbs (Niederösterreich) 1290 und Schlierbach (Oberösterreich) 1355. Die noch im 12. Jahrhundert gegründet Männerklöster erwarben sich große Verdienste durch Rodung und Urbarmachung unbesiedelter Waldgebiete.
In Wien sind die Zisterzienser noch heute als Eigentümer des im 13. Jahrhundert entstandenen Heiligenkreuzer Hofs (1) ansässig; auch die Klöster Zwettl, Baumgartenberg, Lilienfeld, Neuberg, Rein, Wilhering, Engelhartszell, Säusenstein und Neukloster erwarben solche Wirtschaftshöfe in Wien.
Literatur
- Max Heimbucher: Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche. Paderborn: F. Schöningh 1934, S. 330 ff.
- Festschrift zum 800-Jahr-Gedächtnis des Tods Bernhards von Clairvaux. Wien-München 1953
- Ambrosius Schneider / Adam Wienand / Wolfgang Bickel / Ernst Coester [Hgg.]: Die Cistercienser - Geschichte, Geist, Kunst. Köln ²1977
- Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten. 1995