Theobaldkirche
48° 12' 0.59" N, 16° 21' 29.88" E zur Karte im Wien Kulturgut
Theobaldkirche (6., Laimgrube, Theobaldgasse 15-19) und Theobaldkloster.
Herzog Albrecht II. gründete 1343 vor dem Widmertor eine Kapelle zu Ehren der Heiligen Katharina und Diepold und dazu 1349 für bedürftige adelige Witwen ein Versorgungshaus, das er 1354 in ein Kloster für Schwestern vom Dritten Orden des Heiligen Franziskus umwandelte. Kloster und Kirchlein führten von nun an den Namen St. Theobald (auch Diepold) allein. Die Schwestern übersiedelten 1451 in ein Haus nächst dem Minoritenkloster, das auf städtischen Kosten renoviert wurde, dort starben sie 1550 aus. Friedrich III. überließ das alte Ordenshaus den Franziskanern, die es am 22. Juli 1451 unter Johannes Capistran in Besitz nahmen und den Heiligen Theobald und Bernhard weihten. Friedrich III. vergrößerte das Kloster, das nun 200 Ordensbrüder aufnehmen konnte.
Am 25. September 1529 wurden Kloster und Kirche durch die Osmanen vollständig zerstört. 1562 überließ Ferdinand I. den Grund, auf dem St. Theobald gestanden war, seinem Reichsherold Johann Francolin mit der Auflage, dort Windmühlen zu errichten. Francolin baute jedoch nur eine Windmühle (6., Capistrangasse 10), die übrigen Gründe verkaufte er. Nach Francolins Tod überließ Erzherzog Ernst 1585 die Häuser Hans Zeitlhuber mit der Verpflichtung, den jährlichen Grunddienst zu leisten und sich mit Francolins Erben zu vergleichen. Von Zeitlhuber kaufte Jakob Mägerl den Grund (nun in Gesellschaft "Windmühlen" genannt, weil mittlerweile einige weitere errichtet worden waren) und verkaufte ihn am 10. März 1620 der Stadt Wien. Das ehemalige Klosterareal erwarben 1621 Ulrich Khörtenkalch, Mitglied des Inneren Rats, und dessen Gattin Anna Marie. Sie errichtet eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Theobald, die 1667 den Karmeliten übergeben wurde. Diese legten den Grundstein zu einem neuen Klostergebäude (Kirche "Zum Heiligen Josef, 6., Mariahilfer Straße 27; siehe Laimgrubenkirche).
Der Besitz des Klosters kam an die Artillerie und wurde 1804 in ein Arbeitshaus umgewandelt. Zwischen 1881 und 1905 war hier ein Polizeigefangenenhaus untergebracht (seither 9., Roßauer Lände, Polizeigebäude). Neben dem Gut von St. Theobald befand sich als landesfürstliches geistliches Lehen das Benefiziatenhaus, das seinerzeit zum Kloster gehört hatte. Es wurde nach 1529 (stark beschädigt, dann wiederhergestellt) verdienten Geistlichen als Leibgeding überlassen.
Kloster und Klostergarten befanden sich auf dem Grund, auf dem heute nach dem Abriss 1905 die Häuser der Windmühlgasse sowie Theobaldgasse 15-19, Fillgradergasse 10-16 und Capistrangasse 1-4 stehen.
Literatur
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 242 f.
- Handbuch Mariahilf, S. 44 ff.
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 304 ff.
- Richard Mattis: Der Prozeß um die Steuerfreiheit von St. Teobaldkirche. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 14 (1932), S. 209 ff.
- Ferdinand Opll: Alte Grenzen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1986 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 4), S. 56
- Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 164 ff.
- Albert Starzer: Zur Geschichte von St. Theobald. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 7 (1905), S. 139 ff.