Widmertor
48° 12' 25.20" N, 16° 21' 54.04" E zur Karte im Wien Kulturgut
Widmertor, Tor der mittelalterlichen Ringmauer neben der Burg an Stelle des heutigen Durchgangs mit drei Fahrbahnen zwischen dem Heldenplatz und dem Platz In der Burg.[1]
Das Tor war ursprünglich als Witmarkttor bekannt, der Name leitet sich also vom nahe gelegenen Witmarkt Kohlmarkt ab.[2] Noch 1390 erinnert der lateinische Ausdruck "porta lignorum" (lignum = Holz) an diese Verbindung. Das Tor wurde im frühen 13. Jahrhundert errichtet und war die einzige Öffnung in der Stadtmauer (Ringmauer) in Richtung Westen. Fragmente des mittelalterlichen Stadttors sind noch erhalten. Dazu gehören ein Teil der westlichen Torwange im Erdgeschoß, sowie das geböschte Fundament der westlichen Seite der mittelalterlichen Durchfahrt und auch die rechte Ecke der östlichen Torwange an der Seite zum Stadtgraben im Kellergeschoß. An dieser zweiten Stelle sind beschädigte, sogenannte Buckelquader sichtbar, die einst in den Graben wiesen. Die seit 1965 in der Hofburgpassage ausgestellte Wand aus Steinquadern, auf die eine Gedenktafel hinweist, ist nicht mittelalterlich, sondern entstand mit der Burgbastei im 16. Jahrhundert. Das Widmertor war mit insgesamt 26 Metern ungewöhnlich breit. Es dürfte wie das Werdertor in Wien oder auch das Ungartor in Hainburg ausgesehen haben.
Das Tor war wiederum namensgebend für das Widmerviertel, eines der vier mittelalterlichen Stadtviertel. Zu einem unbekannten Zeitpunkt vor 1418 sind die Räume oberhalb des Tors in herzoglichen Besitz übergegangen und spielten als kaiserlicher Vorposten während der Belagerung von 1462 eine wichtige Rolle. Danach dürfte das Tor verändert worden sein, wohl in Reaktion auf die Entwicklung von Feuerwaffen. 1530 begann man mit der Errichtung der vorgelagerten Burgbastei. Der Torbau wurde unter Ferdinand I. 1553-1555 in einen Wohntrakt mit sechs Fensterachsen integriert, den sogenannten Kindertrakt, der an den Schweizertrakt angebaut wurde.[3] Aus diesem Anbau entwickelte sich im 17. Jahrhundert der Leopoldinische Trakt der Burg.
Das mächtige Widmertor, Teil der Ringmauer, hatte kurz nach seiner Erbauung um 1300 noch ein flaches Dach. Rekonstruktion 2014
Burg und Widmertor am Albertinischen Plan, nach einem Original von 1421/1422, entstanden nach 1460
Die Erste Türkenbelagerung (1529) war der letzte militärische Angriff, bei dem sich das Widmertor bewähren musste. Ausschnitt aus dem Meldeman-Plan, 1530
Literatur
- Mario Schwarz [Hg.]: Die Wiener Hofburg im Mittelalter. Von der Kastellburg bis zu den Anfängen der Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2015
- Herbert Karner [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1521–1705. Baugeschichte, Funktion und Etablierung als Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Franz Deuticke 1991, S. 156 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 118 f.
Einzelnachweise
- ↑ Die mittlere Fahrbahn des Durchgangs entspricht der mittelalterlichen Toröffnung, die beiden anderen Passagen wurden erst nach 1830 beziehungsweise während der 1850er Jahre geschaffen. Zum Tor vgl. Mario Schwarz [Hg.]: Die Wiener Hofburg im Mittelalter. Von der Kastellburg bis zu den Anfängen der Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2015, S. 40-44.
- ↑ Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Franz Deuticke 1991, 156 f.
- ↑ Herbert Karner [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1521–1705. Baugeschichte, Funktion und Etablierung als Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014, S. 122-124.