Ringmauer
Bezeichnung für die um 1200 errichtete, aus dem für Richard I. Löwenherz erpressten Lösegeld finanzierte neue Befestigungsanlage von Wien, die ein wesentlich größeres Areal als die auf dem römerzeitlichen Grundlagen aufsetzende Burgmauer umschloss.
Das durch die Ringmauer einbezogene Gelände war anfangs nur teilweise verbaut, die völlige Verbauung war gegen 1220 abgeschlossen. Möglicherweise wurde aus diesem Anlass das Stadtrechtsprivileg Leopolds VI. 1221 gewährt. Zwischen 1531 und 1672 wurde die Ringmauer durch die ihrem Zug folgende, aber wesentlich breitere Festungsmauer mit Basteien und Ravelins ersetzt. Darstellungen von Teilen der zinnenbekrönten Ringmauer haben sich auf einem Bild des Schottenaltars von 1469 (Flucht nach Ägypten), einem Bild des Babenbergerstammbaums von circa 1490 (Tod Friedrichs des Streitbaren), auf Grafiken des 16. Jahrhunderts (Hans Sebald Lautensack, Sebastian Münster) und auf Jakob Hoefnagels Vogelschau von 1609 erhalten. Reste befinden sich im Durchgang vom Platz In der Burg zum Heldenplatz (Mauerwerk des Widmertorturms) sowie in der U-Bahn-Station Stubentor (U3; Grundmauern des Stubentors).
Verlauf der Ringmauer (nach heutiger Nomenklatur): Löwelstraße-Oppolzergasse-Mölker Steig-Helferstorferstraße, dann nach einer Krümmung quer durch die Häuserblöcke zwischen Börse- und Concordiaplatz zum Salzgries, weiter Franz-Josefs-Kai-Dominikanerbastei-Stubenbastei-Seilerstätte-Walfischgasse (alte Trasse)-Philharmonikerstraße und entlang der Außenfronten der Albertina, des Prunksaals der Österreichischen Nationalbibliothek, des Schweizertrakts und des Leopoldinischen Trakts der Hofburg zur Löwelstraße.
Tore (mit Türmen)
- Widmertor
- Schottentor
- Judenturm
- Werdertor
- Salztor
- Fischertor
- Rotenturmtor
- Bibertor
- Stubentor
- Kärntnertor
Kleinere Türme
(die in die Ringmauer, hauptsächlich an der Donaufront, eingebunden waren):
- Haunoldsturm
- Würffelturm
- Goldschmiedturm
- Meister Petreins Turm
- Spenglerturm
- Hafnerturm
- Angelpeckenturm
- Augustinerturm
Siehe auch Stadtbefestigung
Literatur
- Walter Hummelberger: Die Befestigungen Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1974 (Wiener Geschichtsbücher, 14), S. 14 ff.
- Ferdinand Opll: Alte Grenzen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1986 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 4), S. 25 ff.
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22), S. 111 f. (weitere Literatur)