Burgmauer

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Die als letzter Rest der Burgmauer angesehene Mauer im Hof des Hauses Am Gestade 5, 2017, ist wahrscheinlich der Rest eines abgerissenen spätmittelalterlichen Hauses.
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sonstiges Bauwerk
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1150
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1280 JL
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Burg
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  13671
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 16.07.2024 durch WIEN1.lanm08son
BildnameName des Bildes Burgmauer.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Die als letzter Rest der Burgmauer angesehene Mauer im Hof des Hauses Am Gestade 5, 2017, ist wahrscheinlich der Rest eines abgerissenen spätmittelalterlichen Hauses.
  • 1., Graben 21-31
  • 1., Am Gestade 7
  • 1., Morzinplatz 2
  • 1., Franz-Josefs-Kai 29
  • 1., Naglergasse
  • 1., Haarhof
  • 1., Rabensteig
  • 1., Tiefer Graben
  • 1., Salzgries
  • 1., Rotgasse
  • 1., Kramergasse
  • 1., Stock-im-Eisen-Platz

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

Die Burgmauer ist in Rot ausgewiesen, die um 1200 erbaute Ringmauer in Blau.

Der Begriff „Burgmauer“ bezieht sich auf die erste mittelalterliche Stadtmauer, die die frühstädtische Siedlung umschloss.[1] Diese wurde vermutlich während des 12. Jahrhunderts errichtet. Sie dürfte zumindest teilweise auf der Lagerbefestigung von Vindobona aufgebaut sein, von der zu jener Zeit noch Teile erhalten waren, bzw. ihrer Flucht gefolgt haben. Archäologische Untersuchungen haben heute zu neuen Erkenntnissen geführt. Jedoch bleibt die Beschaffenheit und der Verlauf der Burgmauer über weite Strecken unklar, zumal ein Friedhof mit dazugehöriger Kirche östlich des alten Lagers im Bereich des heutigen Stephansdoms, also außerhalb des angenommenen Mauerrings, seit dem 9./10. Jahrhundert existierten.[2]. Mit der Fertigstellung der neuen Ringmauer im 13. Jahrhundert wurde die Burgmauer bedeutungslos und auch nicht länger in Stand gehalten. Einzelne Tore bestanden aber noch bis weit in die Neuzeit, Zum Beispiel das Peilertor.

Tore

Mauer

Neben erhaltenen Teilen der römischen Lagermauer bestand der hochmittelalterliche Mauerring aus Quadern oder in Einzellagen verlegten Bruchsteinen.

  • Nordwestseite. Der Nordwestabschnitt der Burgmauer verlief auf der Kuppe des Hangs zum Tiefen Graben. Bei Ausgrabungen auf dem Grundstück Am Hof 9 im Jahr 1953 legte der Archäologe Alfred Neumann einen Teil der Lagermauer frei. Darauf fußte eine Bruchsteinmauer, die er als Teil der ersten mittelalterlichen Stadtmauer ansprach.[9] Weiter nördlich, auf dem Grundstück Am Hof 10 (Bürgerliches Zeughaus) wurde 2008-2009 ein mehr als 24 m langer Abschnitt eines 4 m breiten Grabens hochmittelalterlichen Datums (vor 1200) freigelegt, der entlang oder geringfügig hinter der Kuppe des Hangs verlief. Er kann zu einem Befestigungssystem gehört haben.[10]
  • Südwestseite. Der Verlauf der Lager- und Burgmauer sind in der Flucht der Naglergasse und des Grabens erkennbar. Bereits 1902 wurde an der Nordseite der Naglergasse die Lagermauer über eine Länge von 94 m freigelegt. Im Bereich der Grundstücke 8, 10 und 12 wurde eine 1,5 m breite Instandsetzung der Mauer aus Bruchsteinen dokumentiert, die spätantik oder auch spätromanisch sein kann.[11] Im Bereich des Hauses Graben 29-29a wurde 1277 die Lage eines Hauses mit den Wörtern ab extremitate muri iuxta turrim antiquam (außerhalb der Mauer neben dem alten Turm) angegeben. Hier sind möglicherweise die Lager- oder Burgmauer und ein Abschnittsturm gemeint.[12]
  • Südostseite. Dieser Abschnitt der Befestigung verlief annähernd in der Flucht der Rotgasse und der Kramergasse wie noch im Stadtplan von Werner Arnold von Steinhausen (1710) zu erahnen ist. An zwei Stellen im Bereich Kramergasse 5 und 10 wurde 1894/95 die mittelalterliche Erneuerung der Lagermauer dokumentiert. Ob damit eine Funktionskontinuität im Sinne einer Befestigungsmauer gegeben ist, bleibt unklar.[13] Im hinteren Teil des Grundstücks Rabensteig 3 kam 2013 ein heute nur mehr 2 m langes Teilstück der Mauer zum Vorschein, das nicht auf der antiken Lagermauer fußt. Fünf Lagen von Quadern verkleideten den Hang an einer nur zehn Meter südlich des Katzensteigtors gelegenen Stelle. Das Areal vor dieser Mauer wurde bereits vor oder um 1200 benutzt.[14]
  • Nordostseite. Die Route und die Beschaffenheit der Burgmauer sind hier unklar. In der Hangmauer hinter dem Haus Am Gestade 5-7 hat man die Burgmauer erkennen wollen, Fotos zeigen eher spätmittelalterliches Mauerwerk.[15]

Graben

Teile des mehrteiligen und mehrphasigen römerzeitlichen Grabensystems blieben bis weit in das Mittelalter hinein erhalten, wurden verändert und schließlich nach und nach aufgegeben.

  • Tiefer Graben. Der Ottakringer Bach verlief hier und erfüllte auch die Funktion eines Lagers- bzw. Stadtgrabens.
  • Retzengraben. Dieser Abschnitt zwischen Haarhof und Strauchgasse war bis in das Spätmittelalter erkennbar. Die Vertiefung des Lagergrabens ist an der Tieflage des Haarhofs heute noch bemerkbar.
  • Graben. Der breite Marktplatz Graben überlagert in seiner ganzen Länge das Areal des römischen Lagergrabens. Ausgrabungen vor den Grundstücken Graben 28, Graben 29-29A und Graben 30 brachten 1974 einen Sohlgraben zutage, der der mittlere von drei römischen Gräben gewesen ist. Er wurde während des Hochmittelalters zu einem 12 m breiten und ca. 4,5 m tiefen Spitzgraben umfunktioniert. Die Grabenkante lag ca. 14,4 m von der römischen Lagermauer entfernt.[16]
  • Südostseite. Im der unteren Rotenturmstraße / Rabensteig wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts längere Abschnitte des mehrphasigen römischen Grabensystems ausgegraben. Ein Segment des wahrscheinlich spätrömischen Systems wurde 2013 im vorderen Teil des Grundstücks Rabensteig 3 freigelegt. Es wurde erst während des Hochmittelalters endgültig verfüllt, kann also eine Zeitlang als Graben vor der so genannten Burgmauer fungiert haben.[17] Das mittelalterliche Rinnsal (Abwasserkanal) Mörung folgte mehr oder weniger dem Verlauf des römerzeitlichen Grabens entlang der Südostseite des Lagers. Es wurde nach und nach überwölbt und schließlich durch jüngere Kanalsysteme ersetzt. Am Lichtensteg überquerte eine Brücke die Möring.[18]


Siehe auch Stadtbefestigung

Literatur

  • Paul Mitchell: Lagerbefestigung und Burgmauer im 12. Jahrhundert. In: Von Vindobona zu Wienna. Archäologisch-historische Untersuchungen zu den Anfängen Wiens. Hg. von Sabine Felgenhauer-Schmiedt. Wien: 2019 (BMÖ Beiheft 11), S. 369-381
  • Ingeborg Gaisbauer: Von Mauer und Graben – Überlegungen zur ersten mittelalterlichen Stadtbefestigung Wiens. In: Fundort Wien 7 (2004), S. 224-233
  • Nikolaus Hofer [Hg.]: Archäologie und Bauforschung im Wiener Stephansdom. Quellen zur Baugeschichte des Domes bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. Wien: Wiener Dom-Verlag 2013.
  • Heike Krause: Archäologische und historische Quellen – Bauliche Überreste der älteren hochmittelalterlichen Stadtbefestigung. In: Sylvia Sakl-Oberthaler / Martin Mosser / Heike Krause /Gerhard Reichhalter, Von der mittelalterlichen Stadtmauer bis zur neuzeitlichen Festung Wiens. Historisch-archäologische Auswertung der Grabungen in Wien 1, Wipplingerstraße 33-35. Wien: Phoibos Verlag 2016, S. 47-52.
  • Hertha Ladenbauer-Orel: Mittelalterliche Quellen zur römischen Lagermauer von Vindobona. In: Wiener Geschichtsblätter 39 (1984), S. 67–79
  • Paul Mitchell: Rabensteig 3. Untersuchung eines Hauses im Herzen Wiens. In: Bauforschung und Denkmalpflege. Festschrift für Mario Schwarz. Hg. von Günther Buchinger / Friedmund Hueber. Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2015, S. 239-258
  • Martin Mosser: Befunde im Legionslager Vindobona. Teil III: Das Lagergrabensystem. In: Fundort Wien 7 (2004), S. 212-223
  • Martin Mosser: Befunde im Legionslager Vindobona. Teil VI: Die Lagermauer – Profildokumentation auf der Parzelle Wien , Kramergasse 13. In: Fundort Wien 14 (2011), S. 164-185
  • Martin Mosser: Wien 1. Wien 1, Bognergasse/ Seitzergasse/ Am Hof/ Heidenschuß/ Naglergasse. In: Fundort Wien 16 (2013), S. 182-188
  • Martin Mosser / Heike Krause / Ingeborg Gaisbauer: Ein mittelalterlicher Abwasserkanal zwischen dem Wiener Herzogshof und dem jüdischen Viertel. Mit Beiträge von Kinga Tarcsay und Sigrid Czeika. In: Fundort Wien 16 (2013), S. 4-63
  • Alfred Neumann: Die römischen Baureste Am Hof 9. Wien: Verlag des Historischen Museums, 1958
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22), vor allem S. 30f.

Einzelnachweise

  1. Perger 1991
  2. Hofer 2013
  3. Mosser 2013, S. 186-188
  4. Mosser 2011, S. 171f
  5. Perger 1991, S. 86
  6. Krause 2016, S. 52
  7. Mitchell 2015, S. 243; Krause 2016, S. 51
  8. Krause 2016, S. 52
  9. Neumann 1958
  10. Mosser / Krause / Gaisbauer 2013, S. 10f
  11. Mosser 2011, S. 170f
  12. Gaisbauer 2004, S. 227f
  13. Mosser 2011, S. 170f; Krause 2016, S. 51
  14. Mitchell 2015, S. 243f.
  15. Ladenbauer-Orel 1984, S. 77-79; Krause 2016, S. 52
  16. Mosser 2004, S. 215-217.
  17. Mitchell 2015, S. 240f.
  18. Perger 1991, S. 95