Heiligengeisthaus
48° 12' 40.27" N, 16° 22' 0.57" E zur Karte im Wien Kulturgut
Heiligengeisthaus (1., Heidenschuß 2, Tiefer Graben 2, Am Hof 6, Teil; Konskriptionsnummer 236).
Dieses den unteren Teil der Freyung beherrschende erzbischöfliches Gebäude an der Ecke des Tiefen Grabens bestand ursprünglich angeblich aus zwei Häusern, die 1274 vom Heiligengeistspital erworben wurden (laut Harrer [ Paul Harrer: Wien, seine Häuser ] erst im Jahr 1528 urkundlich belegbar). An der Südseite des Grundstücks – heute unter der Fahrbahn vom Heidenschuß – führten seit dem Zweiten Weltkrieg Leitungsarbeiten insgesamt dreimal zur Freilegung von Quadermauerwerk des 12. Jahrhunderts. Das Mauerwerk gehört zu einem Torgebäude (oder einer Brücke), das die Babenbergerpfalz mit dem Schottenkloster verband. Möglicherweise waren Teile dieser Struktur bis zum Abriss innerhalb des Hauses enthalten. Im 16. Jahrhundert wird der Hausname "Im Kiel" genannt. Nach Aufhebung des Spitals (1531-1533) gingen die Häuser in den Besitz des Bistums Wien über.
1639 wurden die beiden einstöckigen Häuser abgebrochen und ein neues fünfstöckiges Gebäude errichtet. Es reichte weit über die heutige Baulinie hinaus. Die Schmalseite lag in Richtung der Freyung. Oberhalb seines gegen den Heidenschuß gerichteten Portals war aus Stein, in ungewöhnlicher Größe, das erzbischöfliche Wappen angebracht. Zwischen dem neuen Heiligengeisthaus und dem Haus "Zum weißen Hasen" (Haus Stadt 323), mit dem es durch einen Schwibbogen verbunden war, führte eine schmale Gasse über gemauerte Stufen zum Tiefen Graben hinab. 1788 wohnte der Dichter Lorenzo Da Ponte in diesem Haus.
Bei der Regulierung des Heidenschusses wurde das Haus mit mehreren anderen zwecks Erweiterung der Passage demoliert. 1858-1860 ließ die 1855 gegründete Creditanstalt einen Bankpalast errichten, wobei das zum Tiefen Graben führende Gässchen verschwand. Der weitaus größere Teil der Grundfläche des alten Heiligengeisthauses ist heute Straßengrund (Heidenschuss und Tiefer Graben). Ebenso wie beim Bau des gegenüberliegenden Montenuovopalais wurde die Baulinie erheblich zurückversetzt. Nach der Zerstörung 1945 wurde ein Neubau errichtet.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 177-180
- Martin Mosser: Wien 1, Bognergasse/ Seitzergasse/ Am Hof/ Heidenschuß/ Naglergasse. In: Fundort Wien 16 (2013), S. 182-188
- Michael Lorenz: Lorenzo Da Ponte's Viennese Residence in 1788, Wien 2013