Peilertor
48° 12' 34.68" N, 16° 22' 7.42" E zur Karte im Wien Kulturgut
Peilertor (ursprünglich [1278, 1305, 1326] Peurerburgtor, dann auch Pailer-, Peuler-, Bairer- und Peyrertor und ähnlich).
Namensgebung
Für den Namen gibt es mehrere Herleitungsthesen:
Eine besagt, dass das Tor ursprünglich das "Bairertor" genannt wurde, da an diesem Ort die Straße nach Bayern führte. Diese These ist sprachlich und nach der Chronologie der urkundlichen Schreibung falsch. Die Benennung als "Peyrertor" erhielt sich bis zum 16. Jahrhundert, wo sie im Volksmund in "Peilertor" überging.
Letzteres gab dem Irrtum Anlass, dass man den Namen auf die in der angrenzenden Bognergasse ansässigen Bogner- und Pfeilschifter zurückführte. Nach alter Sitte mussten die Bogner und Pfeilerschützen den Turm bis zum Jahr 1361 bewachen. Der schwarze Tod des 14. Jahrhunderts hatte zu jener Zeit große Lücken in diese Stadtwache gerissen, weswegen Herzog Rudolf der Stifter vom Jahre 1361 die Verpflichtung der Bewachung der Stadttore allen Bürgern ohne Ausnahme auferlegte.
Vermutlich richtig hingegen ist die These, dass der Name des Tores von dem vielleicht nach dem Anfang des 13. Jahrhunderts hier wohnhaften, nachweisbaren Bürger Konrad Peurer stammt.
Geschichte
Der alte Torturm stand zwischen den Parzellen Tuchlauben 1 und 2 (in der Gegend der Porta Decumana, des südwestlichen Haupttors des Römerlagers) und bildete die Verbindung zwischen Tuchlauben und Kohlmarkt (Vorstadt An der langen Mauer).
Das alte Befestigungswerk wird schon zur Zeit Albrechts I. urkundlich erwähnt. Das unterhalb des Turmes durchführende Tor war ursprünglich ein Außentor der 1137 bis St. Peter reichenden Stadt gegen Südwesten, das bei der um 1220 erfolgten Stadterweiterung innerhalb der bei dieser Gelegenheit hinausgeschobenen Stadtmauern zu liegen kam. Seither hatte es eine Bedeutung verloren. Der Turm, der sich über im erhob, war fortan nur mehr einer der vielen Wehr- und Streittürme der Stadt. 1385 ist im "Buch der Käufe C" zu lesen: "Der Rat der Stat ze Wienn gemeinlich habent im vereinten Rat belassen einen Turn genannt das Perertor, Eberharten den Etzerfelder und seinen Erben all Jar um 2 Pfund Wiener Pfen. Hofzins auf ein Widerrufen 1385." 1386 wird diese Überlassung durch den Rat der Stadt Wien an Eberhart dem Chastner von Stecz unter den gleichen Bedingungen bestätigt.
Unter Albrecht V. ließ es der Stadtrat 1426 umbauen als es baufällig geworden war. Der Turm war im Laufe des 15. Jahrhunderts vermietet. Ab 1565 fand der Turm als städtisches Gefängnis Verwendung. 1624 wurde er renoviert, wobei Bartlme Hueber (Bürger und Maler) die Renovierung übernahm und mit 200 Gulden vergütet wurde.
1732 wurden Tor und Turm abgebrochen, um die Verkehrssituation zu verbessern, doch findet sich noch 1776 die Ortsbezeichnung "Bei dem Baylertor". Mauerreste, auf die man beim Umbau der Bognergasse stieß, bestätigten teilweise die Tradition, dass der Turm noch aus der Römerzeit stammte. Hinsichtlich der Fundamente scheint das tatsächlich zuzutreffenm denn die gefundenen Überreste deuten auf einen dort gestandenen Wachturm.
Bei der im Jahr 1858 Demolierung des Hauses Bognergasse 1 (Konskriptionsnummer 424) erwies sich, dass dessen Keller zu den unterirdischen Räumlichkeiten des ehemaligen Peilerturmes gehörten.
Zu verschiedenen Zeiten gab es für Örtlichkeiten in der Umgebung (Bognergasse, Graben, Kohlmarkt, Tuchlauben) Bezeichnungen wie Vor, Gegenüber, Bei oder Außerhalb des Peilertors.
Geburtsstätte des Wiener Krapfens
In der Wiener Lokalliteratur wird behauptet, dass der Peilerturm die Geburtsstädte des Krapfens sei. Dieser soll seinen Namen der Mandolettibäckerin Cäcilie Krapf verdanken, die hier unter dem Torbogen des Turmes um 1690 ihren Laden hatte. Wenn sie als Erfinderin dieser köstlichen Speise gilt, so könnte sich dieser Ruhm allerdings nur auf den Wiener Krapfen beziehen, dem es gelang Weltruf zu erringen. Der Krapfen schlechthin war schon im Mittelalter bekannt. Es liegt hier ein launischer Zufall vor, der die Frau Krapf zur Verbesserin des (wenn auch in anderer Form) schon bestandenen wesentlich älteren Krapfens werden lässt und sie Mehrerin seines Ruhmes wird.
Literatur
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
- Hans Voltelini: Die Anfänge der Stadt Wien. 1913, S. 14 f.
- Joseph Freiherr von Hormayr: Archiv für Geschichte, Statistik ... 19. 1828, S. 19 (Urkunde Nummer 4 [1278])
- Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 83
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 117
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 99-100