Judenturm
Judenturm (1., Bestandteil der mittelalterlichen Ringmauer).
Er stand zur Zeit der Judenstadt laut Czeike (Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien) in der Verlängerung der Hohen Brücke (Ecke Wipplingerstraße-Rockhgasse). Harrer (Paul Harrer: Wien, seine Häuser nennt als Standort den Bereich der ehemaligen Gründerzeithäuser Schottenbastei 16 und Helferstorferstraße 15, an deren Stelle sich heute das Juridicum befindet. Durch den Abbruch der Schottenbastei samt aller Basteihäuser in den Jahren 1868/1869 lässt sich die genaue Lage heute nicht mehr gesichert klären (siehe Schottenbastei).
Der Judenturm stand angeblich auf Fundamenten einer römischen Befestigungsanlage. In das Mauerwerk war ein Stein mit einer hebräischen Inschrift eingefügt, durch den er den Namen Judenturm erhielt. Neben dem Turm befand sich das sogenannte Judentürl (siehe auch Judentore).
Der Turm diente zur Aufbewahrung der Pulvervorräte der Stadt. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1340, das darunterliegende Judentor wird bereits um 1300 erwähnt. 1775 wurde der Turm vom Maurerpolier Paul Hang angekauft, teilweise abgebrochen und in dessen Wohnhaus (Stadt 126; siehe Juridicum) eingegliedert.
Literatur
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
- Ferdinand Opll: Alte Grenzen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1986 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 4), S. 34
- Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Band 8. Wien: Gerold 1864, S. 160
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 32