Kaiserspital (Gebäude)
Kaiser- oder Hofspital (im Bereich 1., Schauflergasse 8, Ballhausplatz 3 [heute Bruno-Kreisky-Gasse 1], Minoritenplatz 9). Zur Institution siehe: Kaiserspital (Institution)
Diego de Serrava (Sarava), Erzieher der Pagen Ferdinands I., errichtete 1537 auf einem von ihm gekauften Grundstück in der Schauflergasse für je zwölf Männer und Frauen ein Spital. Nach Serravas Tod 1545 stellte König Ferdinand die um 36 Pflegestellen vermehrte Stiftung unter landesfürstliche Patronanz und veranlasste nach Zukauf angrenzender Grundstücke die Erweiterung um zwei Trakte samt Nebengebäuden (1551-1558). Für den Gottesdienst wurde 1554 die bisher zum Minoritenkloster gehörende Katharinenkapelle bestimmt (anstelle der von Serrava eingerichteten Kapelle des Leidens Christi).
1583 wurde der Osttrakt an das neugegründete Hofkammerarchiv vermietet. Während der Zweiten Türkenbelagerung 1683 fanden heftige Kämpfe rund um die Löwelbastei statt, wodurch die Dächer des Hofspitals schweren Schaden erlitten. Auf einer ab 1578 zum Hofspital gehörenden Parzelle entstand 1717-1719 das Haus der Staatskanzlei (1., Ballhausplatz 2; Bundeskanzleramt).
Die Gebäude nach der Verlegung des Spitals
1758 kam es zur Verlegung des Spitals auf den Rennweg in die Gebäude des ehemaligen Dreifaltigkeitsspitals (siehe Gardehof (Galizische Leibgarde)). Man brach vom bisherigen Spitalskomplex den Trakt an der Schauflergasse ab und gab die Katharinenkapelle zunächst den Minoriten zurück; sie wurde 1774 der italienischen Kongregation überlassen und 1784 profaniert. Das Hofkammerarchiv, ab 1777 in den Osttrakt verlegt, blieb dort bis 1848; im selben Jahr erhielt auch das 1746 im Spitalshof errichtete Ballhaus eine andere Bestimmung. 1892 demolierte man den Osttrakt; bis 1903 brach man auch die restlichen Teile des einstigen Hofspitals ab. 1937 wurde an dieser Stelle die Errichtung des Fronthauses der Vaterländischen Front begonnen, nach dem "Anschluss" wurde für den Reichsnährstand weitergebaut. Ab 1983/1984 entstand hier ein vom Bundeskanzleramt, dem Innenministerium und Außenministerium verwendetes Amtsgebäude.
Quellen
Literatur
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 368 f.
- Alphons Lhotsky: Die Baugeschichte der Museen und der neuen Burg. Wien: F. Berger 1941 (Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes, 1), Register
- Alfred May: Kapitelkapelle und alter Chor des ehemaligen Wiener Minoritenklosters. In: Wiener Schriften. Hg. vom Amt für Kultur, Schulverwaltung der Stadt Wien. Band 5. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1957, S. 13 ff.
- Ernst Nowotny: Geschichte des Wiener Hofspitals. In: Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 23 (1978)
- Ricarda Oettinger: Österreichische Kunsttopographie (archivarische Vorarbeiten 3. Bezirk), S. 56 f.
- Rudolf Pichler: Das kaiserliche Spital am Ballhausplatz. Ein Beitrag zur Geschichte der Renaissance in Wien. In: Allgemeine Bauzeitung 69 (1909), S. 87-91 und Tafelteil S. 46-48 (ANNO)
- Giovanni Salvadori: Die Minoritenkirche und ihre älteste Umgebung. 1894, S. 237 ff.
- Adam Wandruszka: Der Ballhausplatz. Wien [u.a.]: Zsolnay 1984 (Wiener Geschichtsbücher, 33)
- Karl Weiß: Geschichte der öffentlichen Anstalten für die Armenversorgung in Wien. 1867, S. 101 ff, S. 248