Hofkammerarchiv

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Eingang zum früheren Gebäude des Hofkammerarchivs in der Johannesgasse 6, dem Kleinmariazeller Hof.
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Institution
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1578 JL
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach
Prominente Personen Franz Grillparzer, Johann Otto Prechtler, Carl Oberleitner, Gustav Bodenstein, Josef Kallbrunner, Hanns Leo Mikoletzky, Gottfried Mraz
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  25124
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Frühe Neuzeit
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.05.2024 durch DYN.michaelorenz
BildnameName des Bildes Hofkammerarchiv.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Eingang zum früheren Gebäude des Hofkammerarchivs in der Johannesgasse 6, dem Kleinmariazeller Hof.
  • 3., Nottendorfer Gasse 2

Frühere Adressierung
  • Archiv des Gemeinsamen Reichsfinanzministeriums (1848, bis: 1918)

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48° 11' 30.46" N, 16° 24' 44.79" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Arbeitszimmer von Franz Grillparzer im Hofkammerarchiv, 1941

Hofkammerarchiv (3., Nottendorfer Gasse 2).

Institution

Das Hofkammerarchiv ist ein Teil des Österreichischen Staatsarchivs; das aus nahezu fünf Jahrhunderten stammende Archivgut ist mit dem einschließlich der originalen Archiveinrichtung unter Denkmalschutz stehenden Gebäude (errichtet von Paul Sprenger) zu einem Ensemble verschmolzen. Angesichts der historischen Bedeutung dieses natürlich gewachsenen und auch in seiner ursprünglichen Widmung erhalten gebliebenen ältesten Archivzweckbaus Mitteleuropas wurde das Hofkammerarchiv zunächst von der Übersiedlung in das neue Zentralarchiv (3., Nottendorfer Gasse 2) ausgenommen. Erst mit der Eingliederung ins Allgemeine Verwaltungsarchiv erfolgte 2006 auch die Übersiedlung ins neue Zentraldepot im 3. Bezirk.

Das Hofkammerarchiv umfaßt mehr als 30 Millionen Akten, über 10.000 Handschriften sowie zahlreiche Urkunden und Pläne der Hofkammer. Neben den Akten der Finanzverwaltung findet man auch Unterlagen über die Hofstaatsauslagen und die damit verbundenen Repräsentationskosten für Kunst und Kultur. Handwerker und Künstler, Dichter und Denker, Alchemisten und Astrologen wirkten letztlich für Geld, das sie allerdings der langsam zahlenden Hofkammer oft erst mit beredten Bittschriften abringen mußten. Das Hofkammerarchiv ist das älteste der Wiener Zentralarchive und wird 1578 erstmals genannt; seither sind die Archivare namentlich bekannt. Zunächst wurde das Archiv, das 1694 Zuwachs durch die Einverleibung der Bestände der vormaligen Niederösterreichischen Kammer und 1753 jener des einstigen Vizedomamts erhielt, in entsprechend adaptierten Räumlichkeiten im Nordtrakt des Kaiserspitals untergebracht. 1755 wurde es teils in die Wipplingerstraße (Österreichisch-Böhmische Hofkanzlei), teils in die Himmelpfortgasse (Winterpalais des Prinzen Eugen) transferiert, kehrte jedoch 1777 mit allen seinen Beständen wieder ins Kaiserspital zurück. Nachdem 1833 zusätzliche Räume im Kleinmariazeller Hof in Anspruch genommen worden waren, trat an dessen Stelle (nach der Demolierung des Hofes 1842) ein Archivneubau von Paul Sprenger, in dem 1848 das gesamte Hofkammerarchiv untergebracht wurde. Direktor war in diesem Zeitraum Franz Grillparzer, dessen Arbeitszimmer (zweiter Stock) noch so erhalten ist, wie er es 1856 verließ; selbst das Stehpult, an dem er einen Teil seiner Dramen schrieb, ist noch vorhanden. Diese original erhaltene Arbeitsstätte des Dichters (zugleich wohl der einzige erhaltene Biedermeierraum Wiens) kann besichtigt werden. Auch Grillparzers Amtsnachfolger waren literarisch tätig: Johann Otto Prechtler, ein persönlicher Freund Grillparzers, ist heute weitgehend vergessen, war zu Lebzeiten jedoch dank seiner zahlreichen Schauspiele und Opernlibretti sowie der die Zeitgenossen ansprechenden Lyrik berühmt (Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft); Carl Oberleitner war ein anerkannter Schriftsteller, der sich, da er ein bedeutendes Vermögen erbte, mit 56 Jahren vom Dienst zurückziehen und ausschließlich seinen literarischen Arbeiten widmen konnte. Auch nach der Errichtung des Finanzministeriums (1848) behielt das Hofkammerarchiv seinen alten Namen bei (Finanzministerium-Erlaß 926/1848). Nach dem Ausgleich mit Ungarn kam das Hofkammerarchiv als "Archiv des Gemeinsamen Reichsfinanzministeriums" zu dieser Behörde, doch blieb der Name Hofkammerarchiv schon deshalb weiterhin in Gebrauch, um Verwechslungen mit dem 1892 gegründeten Finanzarchiv auszuschalten.

Nach dem Ersten Weltkrieg hieß das Archiv auch offiziell wieder Hofkammerarchiv. Seit 1945 ist das Hofkammerarchiv mit dem Finanzarchiv personell zu einer Dienststelle zusammengefaßt, die eine Abteilung des dem Bundeskanzleramt unterstehenden Österreichischen Staatsarchivs bildet. Mit 1. Dezember 2006 wurde die Abteilung Finanz- und Hofkammerarchiv dem Allgemeinen Verwaltungsarchiv eingegliedert und firmiert unter dem Namen "Allgemeines Verwaltungsarchiv - Finanz- und Hofkammerarchiv". Aus diesem Anlass erfolgte im Laufe des Jahres 2006 auch die räumliche Zusammenführung im 3. Bezirk. Das Erdgeschoß des ehemaligen Archivgebäudes wurde durch einen massiven Umbau vollkommen verändert.

Direktoren

Gebäude

  • Kleinmariazeller Hof. Von diesem hat sich das Relief erhalten, das über dem ehemaligen Eingang in das Stiegenhaus angebracht ist; auch die Kellergewölbe des Hofkammerarchivs gehen noch auf die Zeit um 1400 zurück.

Literatur

  • Inventar des Wiener Hofkammerarchivs. Wien: Verl. d. Österr. Staatsdr. 1951 (Publikationen des Österr. Staatsarchivs: Serie 2, Inventare österreichischer Archive, 7)
  • Christian Sapper: Das Hofkammerarchiv im Wandel der Zeiten. Vom Aktenfriedhof zur Forschungsstätte für Historiker. In: Gottfried Mraz [Red.]: Franz Grillparzer, Finanzbeamter und Archivdirektor. Festschrift zum 200. Geburtstag. Hg. vom Bundeskanzleramt der Republik. Österreich. Berwang [u.a.]: Steiger 1991, S. 147 ff.

Weblinks