Paul Wilhelm Eduard Sprenger
Paul Wilhelm Eduard Sprenger, * 20. August 1798 Sagan, Schlesien, † 29. Oktober 1854 Stadt 158 (1., Freyung 9, Tiefer Graben 1; Währinger Allgemeiner Friedhof), Architekt.
Biografie
Studium an der Wiener Akademie (bei Peter Nobile) und an der Technischen Hochschule (ab 1824 Assistent (Land- und Wasserbaukunde)), hielt ab 1827 Vorlesungen über Mathematik und die Elemente der schönen Baukunst an der Akademie der bildenden Künste und wurde 1841 k. k. Rat beziehungsweise 1842 wirklicher k. k. Hofbaurat und damit maßgebender Leiter der Staatsbauten (nach Auflösung des Hofbaurats [1848] ab 1849 Sektionsrat im Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten beziehungsweise ab 1850 Vorsteher der Sektion für Architektur bei der General-Baudirektion). Die Qualitäten Sprengers lagen weniger auf künstlerischem als auf bautechnischem Gebiet, obwohl seine Innenraumlösungen mancher zeitgenössischen Kritik ausgesetzt waren (den Wechsel in der Bauführung der Altlerchenfelder Kirche 1848 hat man vielfach sogar als den Sieg einer neuen Generation über die trockene Art des kaiserlichen Hofbaurats gewertet). In Wien führte Sprenger 1830 den Umbau des gegen die Annagasse hin gelegenen Teils des ehemaligen Mariazeller Hofs (Kleinmariazeller Hof) zum Hofkammerarchiv aus, begann 1839 die Abtragung der (durch ein Erdbeben in Mitleidenschaft gezogenen) Turmspitze des Südturms des Stephansdoms (den Leopold Ernst, da Sprenger für den Turm zu schwere Traversen verwendet hatte, wieder abtragen und Friedrich Schmidt in alter Gestalt wiedererrichten musste), erbaut 1835-1838 das Hauptmünzamt, 1837-1839 das Kommendehaus des Malteserordens, 1840-1844 das Hauptzollamt und 1846-1848 die Niederösterreichische Statthalterei (Landeshauptmannschaft), 1848 begann der Bau der Altlerchenfelder Kirche (Unterbau), 1852 die Errichtung der romanisierenden Fassade der griechisch-unierten Barbarakirche sowie die Erneuerung des durch einen während der Revolution 1848 ausgebrochenen Brand beschädigten Turmhelms der Augustinerkirche. Seine in Budapest und anderen Städten errichteten Bahnhöfe wurden in ihrem Bauschema für ähnliche Projekte in der Monarchie vorbildlich.
Ehrenbürger der Stadt Wien (24. Oktober 1842; für Abtragung und Wiederaufbau der Spitze des Stephansturms); Franz-Joseph-Orden. Sprengersteig.
Quellen
- WStLA, Hauptarchiv-Urkunden, U6: 9200: Ehrenbürgerdiplom
Literatur
- Walter Czerny: Paul Sprenger. Diss. Univ. Wien. Wien 1967
- Tino Erben: Bürgersinn und Aufbegehren. Biedermeier und Vormärz in Wien, 1815 - 1848. Wien: Eigenverlag 1988 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 109), S. 525, S. 529
- Geschichte der Architektur in Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1973 (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, 7/3), S. 130 ff.
- Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 38
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1905. Band 1 (1905), S. 60; Band 2 (1906), Register
- Notizblatt der Allgemeinen Bauzeitung. Hg. von Ludwig, Heinrich und Emil Förster. Wien: Förster [u.a.] 12 (1855), S. 217 ff.
- Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs)
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, Band 4, Register
- Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923