Landeshauptmannschaft
48° 12' 33.65" N, 16° 21' 52.90" E zur Karte im Wien Kulturgut
Landeshauptmannschaft (ehemalige Niederländische Kanzlei, dann Niederösterreichisches Statthaltereigebäude, 1., Herrengasse 11).
Ursprünglich (1532-1620) im Besitz des Geschlechts der Rogendorfer, war das Gebäude später Trautsonsches Majoratshaus; 1774 wurde es Eigentum des Ärars, dann zur „Niederländischen Kanzlei" bestimmt und zu diesem Zweck gänzlich umgebaut, sodann (nachdem sich die Niederlande 1797 vom Reich getrennt hatten) nahm es die Kanzlei der neuen venetianischen und polnischen Landesteile auf. 1806 hieß das Gebäude „K. k. italienische Hofkanzlei", nach dem Verlust Italiens „K. k. Dicasterialgebäude". 1845 wurde das alte Gebäude niedergerissen und an seiner Stelle ein Verwaltungsgebäude nach den Plänen von Paul Sprenger errichtet. Der Bau wurde 1845 bewilligt, 1846 der Kontrakt geschlossen, im Frühjahr 1848 war das Gebäude vollendet. Die Fassade ist mit anmutigem Terrakottaschmuck im Stil der Spätromantik versehen. Von künstlerischer Bedeutung ist das Stiegenhaus gegen den Minoritenplatz zu, vor allem der Festsaal im ersten Stock, der sogenannten Marmorsaal. Er wurde von Leopold Kupelwieser 1848-1850 mit Fresken geschmückt, die Szenen aus der Geschichte Österreichs zeigen. Die 1848 entstandenen Kartons verwahrt das Niederösterreichische Landesmuseum. Am Portal (Minoritenplatz) stehen Statuen des Freiherr von Polheim und des Grafen von Pergen (Bildhauer Josef Kassin). Die Ausschmückung des Kleinen Sitzungssaals mit Bildern der Statthalter erfolgte 1891. Das Gebäude wurde 1951/1952 restauriert.
Literatur
- Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 323 f.
- Emil Winkler: Technischer Führer durch Wien. Wien: Lehmann & Wentzel 1873, S. 173
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 474 f.
- Giovanni Salvadori: Die Minoritenkirche und ihre älteste Umgebung. Ein Beitrag zur Geschichte Wiens. Wien: "Austria" 1894, S. 245 ff.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 428