Niederösterreichische Kammer
Niederösterreichische Kammer. Unter Maximilian I. gab es für die „niederösterreichischen Länder" (Österreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) wohl schon eine gemeinsame Verwaltungs- und Justizbehörde („Regiment", Niederösterreichische Landesregierung), aber noch keine Finanzbehörde; die finanziellen Angelegenheiten wurden damals noch zentral von der Hof- und Raitkammer in Innsbruck besorgt. Erst Erzherzog Ferdinand setzte am 18. August 1522 für die niederösterreichischen Länder eine „Raitkammer" (Rechenkammer, später einfach „niederösterreichische Kammer" genannt) ein, die unabhängig vom „Regiment" amtierte und am 1. Jänner 1523 ihre Tätigkeit aufnahm. Ihr oblag primär die Verwaltung des Kammerguts (ärarisches Gut), die Verbuchung der Einnahmen und Ausgaben der landesfürstlichen Dienststellen in den fünf nachgeordneten Ländern sowie die Rechnungslegung gegenüber der Hofkammer. Das Personal der niederösterreichischen Kammer bestand aus dem Präsidenten, fünf Räten, einem Obereinnahmer (Kammermeister, dessen Funktion bald der Österreichische Vizedom, ebenfalls ein Mitglied des Gremiums, übernahm), einem Sekretär (Kanzleileiter) und einem Kammerprokurator (Rechtsanwalt des Ärars); beigeordnet war eine Buchhaltung. Übergeordnete Instanz war die Hofkammer, der auch die oberösterreichische Kammer (für Tirol, Vorarlberg und die schwäbischen Vorlande) unterstand.
Ab 1564 (Aufteilung der Erbländer unter die drei Söhne Ferdinands I.) war der regionale Wirkungskreis der niederösterreichischen Kammer auf Österreich unter und ob der Enns beschränkt. 1625-1630 und endgültig ab 1635 war die niederösterreichische Kammer mit der Hofkammer vereint.
Präsidenten
- Georg von Rottal (1523-1825)
- Felizian von Petschach (1526-1537)
- Sigismund von Herberstein (1539-1566)
- Adam Swetkowitz (1566-1567)
- Helmhart Jörger von Tollet (1568-1594)
- Ludwig von Hoyos (1595-1600)
- Seifrid Christoph Breuner (1600-1609)
- Hans Christoph Urschenbeck (1609-1610)
- Hans Georg von Heussenstein (1610-1619)
- Hans Balthasar von Hoyos (1619-1625)
Prokuratoren
- Dr. Marx Beck von Leopoldsdorf (1523-1527)
- Joachim Marschall von Reichenau (1527-1532)
- Dr. Viktor Gamp (1532-1535)
- Erasmus von Paumkirchen (1535)
- Joachim Marschall von Reichenau (1536)
- Dr. Philipp Gundel (1536-1542)
- Dr. Johann Baptist Pacheleb (1542-1557)
- Dr. Georg Eder (1558-1563)
- Dr. Martin Trauner (1563-1566)
- Dr. Melchior Hofmaier (1567-1567)
- Dr. Johann Ambros Brassican (1577-1580)
- Dr. Lorenz Lehman (1581-1582)
- Dr. Wolfgang Schwannser (1583-1607)
- Dr. Michael Püdler (1607-1615)
- Dr. Georg Schröttl (1615-1625)
Literatur
- Eduard Rosenthal: Die Behördenorganisation Kaiser Ferdinands I., in: Archiv für Österreichische Geschichte. Band 69, 1887, S. 51 ff.
- Albert Starzer, Beiträge zur Geschichte der niederösterreichischen Statthalterei. 1897. Archivalien des Hofkammerarchivs (Wien)