Wilhelm Auerswald
Wilhelm Auerswald, * 11. Mai 1917 Wien, † 19. Oktober 1981 Wien, Physiologe.
Biografie
Auerswald studierte nach der Matura am Schottengymnasium in Wien Medizin an der Universität Wien (Dr. med. univ. 1940). Im Anschluss wurde er Assistent am Physiologischen Institut und im Frühjahr 1945 mit dessen provisorischer Leitung betraut, wobei es ihm gelang, die Verschonung des Institutgebäudes und die unversehrte Erhaltung des Inventars und der Bibliothek zu erreichen. Unter dem später berufenen Vorstand Carl Schwarz-Wendl konnte sich Auerswald 1950 für Physiologie habilitieren (1958 außerordentlich Titularprofessor). 1968 wurde er zum Nachfolger von Gustav Schubert als Ordinarius und Institutsvorstand bestellt. In den Jahren von 1979 bis 1981 fungierte er als Dekan der medizinischen Fakultät.
Auerswalds wissenschaftliches Werk umfasst rund 370 Publikationen aus den Bereichen Physiologie und Pathologie der Bluteiweißkörper, Ernährung, Thrombose, Arteriosklerose, Raumfahrts- und Arbeitsphysiologie. Sein besonderes Anliegen war, seine Forschungsergebnisse in der praktischen Medizin brauchbar zu machen; so leistete er wertvolle Pionierarbeit auf den Gebieten des Plasmaersatzes, der Herstellung von Impfstoffen (erstes Poliomyelitisvakzine in Österreich) sowie von Immunglobulinen (erste intravenöse Applikationsform). Hohes internationales Ansehen erlangten Auerswalds gerinnungsphysiologische Forschungen (Fibrinolyse, Urokinase). In seiner Lehrtätigkeit war Auerswald bestrebt, die Physiologie zur ärztlichen Grundlagenwissenschaft mit direktem Bezug zum Krankenbett werden zu lassen; so erreichte er auch die Umbenennung seiner Arbeitsstätte in Institut für Medizinische Physiologie.
Neben seiner universitären Tätigkeit war er in zahlreichen weiteren Institutionen tätig, unter anderem als Life Member der New Yorker Academy of Sciences (I960), als korrespondierendes (1970) und wirkliches Mitglied (1972) der Akademie der Wissenschaften, als geschäftsführender Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Ernährungsforschung (1971), als Präsident der Österreichischen Physiologischen Gesellschaft (1974), als Präsident des Professorenverbandes an der Universität Wien, als Präsident des Verbandes der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs (von 1977 bis 1981), als Mitglied des Obersten Sanitätsrats, des Landessanitätsrats für Niederösterreich oder der Codex-Kommission. Er verstarb 1981 an seinem Arbeitsplatz.
In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Verdienste wird von der Gesellschaft der Ärzte mit dem Wilhelm-Auerswald-Preis jährlich die beste an einer österreichischen medizinischen Fakultät angenommene Dissertation ausgezeichnet.
Quellen
Literatur
- Astrid Kafka-Lützow: In memoriam Professor Dr. Wilhelm Auerswald. In: Wiener klinische Wochenschrift 94 (1982), S. 93 f.
- Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Band 131. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1981, S. 307 ff.
- Das Studienjahr 1981/1982. Hg.: Universitätsdirektion der Universität Wien. Wien 1981, S. 96 f.
- [Joseph] Kürschners deutscher Gelehrtenkalender. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. Berlin: de Gruyter / München: Saur 1925 - lfd.
- Billrothhaus: Wilhelm Auerswald [Stand: 06.07.2016]
- Universität Wien: Wilhelm Auerswald [Stand: 06.07.2016]