Max Schmidt
Max (Miksa) Schmidt (Max Hermann Schmidt), * 11. August 1861 Wieden 314 (4., Favoritenstraße 11, Taubstummengasse 14), † 1. April 1935 Budapest, Innenausstatter, Möbelfabrikant, Sohn von Carl Friedrich Heinrich (Friedrich) Schmidt (1824-1894).
Biografie
Max Schmidt wurde am 11. August 1861 in Wien als Sohn des Kunsttischlers und Innenausstatters Carl Friedrich Heinrich (Friedrich Otto) Schmidt und seiner Gattin Anna Catharina, geborene Strejšowsky (auch Streyczowsky) (1829-1895), geboren. Er hatte sechs Brüder (Hugo, Otto Erdmann (Otto) [1854-1895], Fritz, Richard, Erich [1865-1905] und Carl Leo (Leo) [1867-1942] und eine Schwester (Auguste, verheiratete Stroschneider). Max Schmidt maturierte in Wien und absolvierte nach dem Besuch der Forstakademie in Schemnitz (Banská Štiavnica) eine Lehre bei einem Pariser Innenarchitekten und arbeitete danach in Köln. Ebenso wie sein Vater und Bruder war er mit vielen zeitgenössischen Künstlern befreundet. Er verfügte zudem über eine tiefgehende kunstwissenschaftliche Bildung, besaß eine wertvolle Bibliothek und sprach mehrere Sprachen, darunter Türkisch und Hebräisch.
1889 trat er in die Firma "Friedrich Otto Schmidts technische Atelier für Zimmerdecorationen" (später "Wohnungs-Einrichtungen") ein. Nach dem Tod seines Vaters (1894) übernahm er diese gemeinsam mit seinem jüngsten Bruder Carl Leo (Leo) Schmidt (1867-1942), die sie durch eine Niederlassung in Budapest erweiterten.
Der mit Schmidt eng befreundete Adolf Loos, der auch als Berater der Firma "Friedrich Otto Schmidt" tätig war (und dessen Trauzeuge er mit seinem Bruder Carl Leo anlässlich der Trauung mit Lina Obertimpfler wurde),[1] ließ durch die Firma Schmidt unter anderem den berühmten "Elefantenrüsseltisch" herstellen. Loos verwendete zudem viele Sitzmöbeltypen aus dem Angebot der auch international erfolgreichen Firma.
Neben seiner Tätigkeit als Innenausstatter und Möbelfabrikant, machte sich Schmidt vor allem auch einen Namen als einer der bedeutendsten Antiquitätenhändler Europas. So kaufte er unter anderem Schlosseinrichtungen, um damit die Paläste des Finanzadels und der Hocharistokratie auszustatten, darunter die Familien Castiglione, Festetics, Pálffy, Károlyi und Esterházy.
Sein wirtschaftlicher Erfolg ihm den Aufbau einer Sammlung und die Erwerbung zahlreicher Liegenschaften, darunter 1920 das Schloss Pötzleinsdorf mit seinem Park, in dem er die Figuren des ehemaligen Ringtheaters aufstellen ließ. Ausgestattet wurde das Schloss teilweise mit der Innenausstattung anderer Paläste, darunter eine Sammlung von Gemälden alter Meister sowie kunstgewerbliche Gegenstände und chinesische Vasen. Schmidt war auch Eigentümer des "Hernalser Schlössel" (17., Hernalser Hauptstraße 73-75), das Palais Pachta-Nostitz, auch Palais Damian genannt (8., Lange Gasse 53), und das ab 1904 Firmensitz dienende Palais Chotek (9. Währinger Straße 28). Davor befand sich die Wiener Firma in 9., Eisengasse 5 und das Atelier in 1., Rotenturmstraße 11 (1895) und 1., Singerstraße 16 (1902).
Im Budapester Altofen (Óbuda) erwarb er 1912 das Kisceller Kloster und richtete dort ein Kunstgewerbemuseum ein. Er war zudem Eigentümer der Batthyánygärten in Budapest samt Villa.
Nach dem Ersten Weltkrieg richtete Schmidt das Wiener Palais Camillo Castiglionis ein und übernahm noch die Restauration des Schlosses Fanto in Stainach-Irdning. Dann zog er sich ins Privatleben zurück und wohnte ständig in Budapest, wo er am 1. April 1935 in einem Sanatorium starb.
Max Schmidt hinterließ einen bedeutenden Teil seines Vermögens, das (inklusive der Immobilien und Kunstwerke) auf acht bis zehn Millionen Schilling geschätzt wurde, der Stadt Wien (Testament 1923), so den Park und Schloss Pötzleinsdorf mit der Auflage einer dauerhaften Öffnung für die Bevölkerung, das Palais Damian als Stiftungshaus und auch das Hernalser Schlössel. Als weiteres Legat fiel der Stadt Wien die in der Wohnung des Erblassers in 9., Boltzmanngasse 11 befindliche Privatwohnung Einrichtung zu, die von seinem Vater und sowie den Malern Hans Makart und Friedrich Amerling gestaltet worden war. Die Einrichtung sollte in das Schloss Pötzleinsdorf übertragen und dort in ähnlicher Weise aufgestellt. Das Kisceller Schloss ging an die Stadt Budapest. Ein weiteres in der Nähe des Blocksberg/Gellertberg gelegenes Schloss wurde dem General des Paulanerordens vermacht.
Den Besitz in Seewalchen am Attersee (Villa Daheim, auch Schmidt-Villa, Atterseestraße 53), den Hans Makart für seinen Vater Friedrich Otto Schmidt eingerichtet hatte und wo dieser am 22. Oktober 1894 auch verstarb, vermachte er einem Kloster. Der Rest des Vermögens ging an seinen Bruder Carl Leo.
In der Evangelische Pfarrkirche Attersee (Attersee am Attersee) befindet sich die Familiengruft der Familie Schmidt, die diese 1895/1896 in Form einer neugotischen Gruftkapelle an der linken Außenmauer der Pfarrkirche errichten ließ.
Die Firma "Friedrich Otto Schmidt" in 9., Währinger Straße 28, wurde nach seinem Tod von seinem Bruder Carl Leo Schmidt weitergeführt und befand sich bis 2019 in Familienbesitz. 2019 wurde das Gebäude verkauft, die Betriebs- und Lagerhallen im Innenhof abgerissen und das ehemalige Palais vollständig entkernt, nur die Fassade an der Währinger Straße bleibt erhalten. Die Bauarbeiten dauerten 2023 noch an.
Siehe auch: Max-Schmidt-Platz
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bezirksgericht Innere Stadt: 26A 47/1940: Verlassenschaftsabhandlung nach Max Schmidt
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/50: Ges 50/148: Registereintrag Firma Friedrich Otto Schmidt
- Matricula-online: Evangelische Kirche A.B., Wien-Innere Stadt (Lutherische Stadtkirche), Taufbuch: Band 14, Nr. 281
- ÖNB-ANNO: Wien und Budapest als Erben. In: Neues Wiener Tagblatt, 03.04.1935, S. 5 [Stand: 22.09.2023]
- Matricula-online: Pfarre St. Josef ob der Laimgrube, Trauungsbuch: Band 23, fol. 28
- Neues Hotel auf der Währingerstraße - Abriss der Firma Friedrich Otto Schmidt. In: Mein Bezirk, 29.03.2019 [Stand: 22.09.2023]
Literatur
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Bd. 10. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1994, S. 287 f.
- Austria Forum: Das Geschenk [Stand: 22.09.2023]