Linienamt
Linienamt („K. k. Verzehrungssteuer-Linienamt").
Funktion und Standorte
Beim Linienamt wurde ab 1829 auf bestimmte Waren, die zum Verkauf in die Stadt gebracht wurden, die in diesem Jahr geschaffene Verzehrungssteuer eingehoben. Die Linienämter standen ursprünglich am Linienwall (etwa dem Verlauf des heutigen Gürtels entsprechend); in ihrer Nähe befanden sich Linien(amts)kapellen (Linienkapellen), die durchwegs dem heiligen Johannes Nepomuk geweiht waren (der Volksmund sprach vom „Hansl am Weg"). 1858 bestanden folgende Ämter:
- Am Tabor (Leopoldstadt 360, 361, 365, 366; 2., Alliiertenstraße 2-4, Am Tabor 2-4)
- Nordbahnhof (Leopoldstadt 644; 2., Nordbahnstraße 1)
- Erdberger Linie (Erdberg 343; etwa 3., Schlachthausgasse 16, Erdbergstraße 158)
- St. Marxer Linie (Landstraße 574, etwa 3., Rennweg 95a)
- Bei der Favoriten- und Belvedere-Linie (Wieden 281; 4., Favoritenstraße 70)
- Am Wienerberg (Matzleinsdorf 27, 28; 5., Matzleinsdorfer Platz 4)
- Schönbrunn (Hundsturm 75; 5., Schönbrunner Straße 139, Mauthausgasse 9)
- Gumpendorf (Gumpendorf 181; 6., etwa Gumpendorfer Straße, unterhalb der Stadtbahnbrücke)
- Mariahilf (Schottenfeld 1; 7., Mariahilfer Straße 124; mit Filialamt Gumpendorf)
- Lerchenfeld (Altlerchenfeld 47; 8., Sanettystraße 1)
- Hernals (Alsergrund 137; 9., Hebragasse 1, 3)
- Währing (Michelbeuern 8; 9, Währinger Straße 78 = Volksoper)
- Nußdorf (Lichtental 205; 9., nächst Althanstraße 51)
Dazu kamen die k. k. Zoll- und Verzehrungssteuerämter Am Wiener Neustädter Kanal (etwa 3., bei Rennweg 104), Am Donau-Kanal (Roßau 23; etwa 9., bei Roßauer Lände 3) und Am Donau-Kanal ([[Am Schanzel 1202; 1., Grünanlage gegenüber Franz-Josefs-Kai 34) sowie das k. k. Verzehrungssteueramt für Horn- und Schlachtvieh (Marxer Linie, Landstraße 182 [3., Viehmarktgasse 4]).
Verschiebung nach außen mit Eingemeindungen
Im Zuge der Eingemeindung der Vororte (1890/1892) wurden die Linienämter weiter stadtauswärts verlegt. Einige dieser Gebäude haben sich erhalten: in Inzersdorf (10., Triester Straße 114; Endstation der ab 1. März 1924 von der Troststraße hieherführenden Straßenbahnlinie 165 [eingestellt 23. November 1962]), beim Lainzer Tiergarten (13), am Rosenhügel (13., Speisinger Straße) und in Hütteldorf (14., Linzer Straße 457). Nach der Aufhebung der Verzehrungssteuer dienten die Gebäude anderen Zwecken.
Noch in der Ersten Republik markierten sie teilweise Tarifgrenzen der städtischen Straßenbahn, wie etwa das ehemalige Linienamt am Rosenhügel, bei dem der Stadttarif der Linie 60 endete. Die Tarifgrenzen der Straßenbahn bei den ehemaligen Linienämtern entsprachen den Stadtgrenzen; für Fahrten außerhalb derselben war daher ein zweiter Fahrschein zu lösen [beispielsweise vom Linienamt Speising in fünf Gebührenstufen {in den 1930er Jahren zu je 18 Groschen zu einem Stadttarif von 32 beziehungsweise 35 Groschen} bis Mauer, Rodaun, Perchtoldsdorf, Brunn/Gebirge beziehungsweise Mödling].)
Außer den genannten Linienämtern haben sich folgende Gebäude erhalten:
- 13., Speisinger Straße 104
- 17., Neuwaldegger Straße 59 bei der Abzweigung der Exelbergstraße
- 19., Sieveringer Straße 275
- 23., Breitenfurter Straße 116 (Ecke Kirchfeldgasse)
- 23., Altmannsdorfer Straße 142
Literatur
- Eugen Meßner: Die Innere Stadt Wien. Ein Beitrag zur Heimatkunde des I. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1928
- Robert Messner: Der Alsergrund im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der nordwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verlag Notring 1970 (Topographie von Alt-Wien, 2)
- Robert Messner: Die Josefstadt im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der westlichen Vorstädte (nördliche Hälfte) und westlichen Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1973 (Topographie von Alt-Wien, 3)
- Robert Messner: Die Landstrasse im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1978 (Topographie von Alt-Wien, 5)
- Robert Messner: Die Leopoldstadt im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der nordöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1962 (Topographie von Alt-Wien, 1)
- Robert Messner: Mariahilf im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der westlichen Vorstädte Wiens (südliche Hälfte) auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 6)
- Robert Messner: Die Wieden im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 7)
- Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 14), S. 46
- Ferdinand Opll: XXIII. Liesing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 23), S. 61
- Linienamt und Linienwall. 1. und 2. Teil. In: Unser Währing 38 (2003), Heft 2 und 3
- B. M. Buchmann: Der Wiener Linienwall und die Linienämter. In: Wiener Geschichtsblätter 33 (1978), S. 65 ff.