Johannes Nepomuk
Johannes Nepomuk (Johannes [tschechisch Jan] Wölfflin aus [tschechisch: ne] Pomuk), * um 1345 Pomuk, Westböhmen, † 20. März 1393 Moldaubrücke in Prag (Veitsdom), Heiliger.
Leben
Johannes Nepomuk war 1369 Notar in Prag, stand ab 1370 in den Diensten des Prager Erzbischofs, begann das Jusstudium an der Universität Prag, erhielt 1380 die Priesterweihe und schloss sein Studium 1382-1387 an der Universität Padua ab (Doktorat des kanonischen Rechts). Nach Prag zurückgekehrt, wurde er 1389 Generalvikar des Erzbistums Prag.
In den Streit zwischen Erzbischof Johann von Jenstein und dem böhmischen und römisch-deutschen König Wenzel um die Besetzung der Abtei Kladrau (die in ein Bistum umgewandelt werden sollte) verwickelt, stellte Wenzel (weil der Erzbischof ihm bei dieser Besetzung zuvorgekommen war) ihn und seine engsten Mitarbeiter unter Anklage.
Dem Erzbischof gelang die Flucht, hingegen wurde der Generalvikar Johannes Nepomuk am 20. März 1393 unter persönlicher Mitwirkung des Königs schwer gefoltert und schließlich durch Sturz von der Moldaubrücke ertränkt. Dass Wenzel durch die Tortur Johannes Nepomuk zur Preisgabe von Informationen über Königin Sophie, zu deren Vertrauten Johannes Nepomuk zählte, zwingen wollte (Verletzung des Beichtgeheimnisses), war, wie aus einem Bericht des Thomas Ebendorfer von 1433 hervorgeht, in Prag bekannt.
Denkmäler und Heiligenverehrung
Johannes Nepomuk wurde im Prager Veitsdom bestattet. Das brutale Vorgehen Wenzels war 1400 einer der Gründe für seine Absetzung als römisch-deutscher König, Johannes Nepomuk wurde fortan als Märtyrer verehrt und erstmals in der Schrift "Bohemia pia" 1608 zu den Landespatronen Böhmens gerechnet. 1619 wurde sein Grab durch calvinistische Bilderstürmer geschändet. Die vom Erzbistum Prag bereits 1673 angestrebte Seligsprechung wurde 1715 eingeleitet und 1721 verkündet. Für die Heiligsprechung, die 1729 erfolgte, hatte sich vor allem Karl VI. (ab 1723 König von Böhmen) eingesetzt. Eine Statue des Johannes Nepomuk war schon 1683 auf der Prager Karlsbrücke aufgestellt worden (Entwurf Matthias Rauchmiller). Das 1736 vollendete prachtvolle Grabmal im Veitsdom entwarf Joseph Emanuel Johann Fischer von Erlach.
Der Johannes-Nepomuk-Kult setzte nach dem Pestjahr 1679/1680 und nach der zweiten Belagerung Wiens durch die Osmanen (so genannte Zweite Türkenbelagerung) ein und verbreitete sich in der Folge in der gesamten Habsburgermonarchie. Insbesondere im 18. Jahrhundert wurden Standbilder, Kapellen und Kirchen zu Ehren des Heiligen errichtet und religiöse Andachten veranstaltet (Nepomucenus-Andachten). Eine Vielzahl an religiösen Kultgegenständen wie gemalte, aus Holz geschnitzte oder in Metall gegossene Bildnisse und Objekte mit Bezug zum Heiligen wurden angefertigt. Die Träger des Johannes-Nepomuk-Kultes in der Habsburgermonarchie war insbesondere der böhmische Adel, der auch in Wien in Form von Landsmannschaften vertreten war. 1709 wurde in der Wiener Metropolitankirche zu St. Stephan eine Nepomuk-Bruderschaft eingerichtet, die 1739 zum Höhepunkt der Nepomuk-Verehrung etwa 30.000 Mitglieder zählte.
In der bildenden Kunst wird Johannes Nepomuk in der Tracht eines Domherrn mit einem Kruzifix in den Händen (oft auch mit einer Märtyrerpalme) und mit fünf Sternen um sein Haupt dargestellt. Seine Statuen stehen meist auf Brücken (Erinnerung an seine Todesart) und an Wasserläufen. Er ist Patron gegen Überschwemmungen und andere Gefahren des Wassers, aber auch Frühjahrsheiliger und zuständig für die Sicherung von Regen für den Weinbau. In Erinnerung an seine Wahrung des Beichtgeheimnisses wird Johannes Nepomuk auch mit einer vor den Mund gehaltenen Hand dargestellt (siehe zum Beispiel Johannes-Nepomuk-Statue (13, St.-Veit-Gasse 48).
Johannes Nepomuk in Wien
In Wien findet sich eine große Anzahl an Johannes-Nepomuk-Statuen, die im Zuge des barocken Ausbaus der Stadt im 17. und 18. Jahrhundert errichtet wurden. Die Statuen wurden an Bach- und Flussläufen sowie an Brücken und Stegen (z.B. am Wienfluss, an der Als, am Ottakringer Bach, am Liesingbach, an alten Donauarmen) errichtet, um sich durch den Heiligen den Schutz vor Hochwasser zu sichern. Johannes-Nepomuk-Kapellen (Linienkapellen) wurden auch an den historischen Stadttoren Wiens am Linienwall neben den Linienämtern errichtet. So sollten die von Wien ein- und ausfahrenden Menschen die Möglichkeit haben, an römisch-katholischen Riten Teil zu nehmen und Gebete zu verrichten.
Außerdem finden sich in Wien drei größere Sakralräume, die dem Johannes Nepomuk geweiht sind: die Pfarrkirche "Zum heiligen Johannes Nepomuk" in der Praterstraße im 2. Bezirk, die Pfarrkirche "Zum heiligen Johannes Nepomuk" (Meidlinger Kirche) am Migazziplatz im 12. Bezirk und die Invalidenhauskirche im 13. Bezirk.
Siehe auch
- Johannes-Nepomuk-Kapellen
- Johannes-Nepomuk-Statuen
- Johannes-Nepomuk-Kirche (2, Praterstraße)
- Johannes-Nepomuk-Kirche (12, Migazziplatz)
- Invalidenhauskirche
Literatur
- Johannes von Nepomuk. [Katalog der] Ausstellung des Adalbert Stifter Vereins in Zusammenarbeit mit dem Österreichisches Museum für Angewandte Kunst in Wien ... anläßlich der 250. Wiederkehr der Seligsprechung. Passau: Passavia 1971
- 250 Jahre heiliger Johannes von Nepomuk. Katalog der IV. Sonderschau des Dommuseums zu Salzburg, Mai bis Oktober 1979. Salzburg: Selbstverlag des Dommuseums 1979
- Kurt J. Apfel: Der „Heilige Nepomuk" in Döbling. In: Döblinger Heimatmuseum 14/15 (1968), S. l ff.
- Reinhold Baumstark [Hg.]: Johannes von Nepomuk 1393 - 1993. [Eine Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums, München, in Zusammenarbeit mit dem Prämonstratenserkloster Strahov, Prag, und dem Nationalmuseum, Prag. Prag, Kloster Strahov: 17. Mai - 15. August 1993; München, Bayerisches Nationalmuseum: 17. September - 14. November 1993]. München: Bayerisches Nationalmuseum 1993
- Richard Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart: Kröner 1955, S. 374
- Günther Berger: Meidling. Beiträge zur Kulturgeschichte des 12. Wiener Gemeindebezirks. Frankfurt am Main / Wien [u.a.]: Lang 2005
- Walther Brauneis: Johannes von Nepomuk. Ikonographie und Verbreitung. In: Wiener Geschichtsblätter 26 (1971), S. 231 ff.
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien: Schroll 1993, Register
- Bertrand Michael Buchmann: Der Wiener Linienwall und die Linienämter. In: Wiener Geschichtsblätter 33 (1978), S. 65 ff.
- Gustav Gugitz: Das Jahr und seine Feste im Volksbrauch Österreichs. Wien: Hollinek 1949 (Österreichische Heimat, 14/15), S. 266 ff. (Der Kult des heiligen Johannes von Nepomuk)
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 104 ff.
- Gerhardt Kapner: Wiener Quellen zur politischen Motivation des Nepomukkults. In: Wiener Geschichtsblätter 26 (1971), S. 241 ff.
- Elisabeth Kovács: Die Verehrung des heiligen Johannes von Nepomuk am habsburgischen Hof und in der Reichs- und Residenzhauptstadt Wien im 18. Jahrhundert. In: 250 Jahre heiliger Johannes von Nepomuk [siehe oben], S. 69 ff.
- Anton Pinsker: Die Gesellschaft Jesu und der heilige Johannes von Nepomuk. In: Döblinger Heimatmuseum 14/15 (1968), S. 58 ff.
- Leopold Schmidt: Sammlung religiöser Volkskunst: mit der alten Klosterapotheke im ehemalingen Wiener Ursulinenkloster. Wien: Selbstverlag des Österreichischen Museums für Volkskunde 1967, S. 83 ff.
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), Register
- Otto Wimmer: Handbuch der Namen und Heiligen. Innsbruck: Tyrolia-Verlag 1966, S. 297 f.
- Alfred Wolf: Auf jedem Steg, auf jeder Brück. In: Heimatmuseum Alsergrund 50/1972